Wilhelm Ritter Cavallar von Grabensprung
Wilhelm Ritter Cavallar von Grabensprung wurde am 25. Februar 1889 in Aussig (Böhmen), heute Ústí nad Labem (Tschechien), als drittes Kind des Eisenbahnbeamten Adolf Ritter Cavallar von Grabensprung und dessen Frau Wilhelmine, geborene Klepsch, geboren.
Adelsstand
Die Familie Cavallar stammt ursprünglich aus Istrien und ist seit dem Ende des 14. Jahrhunderts dem Adel zugehörig.
Im Jahr 1799 wurde der spätere k.k. Feldmarschallleutnant Josef von Cavallar in den erblichen Freiherrenstand erhoben.
1849 wurde dessen Neffe, Ferdinand Freiherr von Cavallar, von Kaiser Franz Josef I. für eine Waffentat im Zuge des Feldzuges in Italien mit dem Ritterkreuz des Leopold-Ordens ausgezeichnet. Er hatte dort am 29. Mai 1848 bei Curtatone einen stark befestigten, von einem breiten Wassergraben umgebenen Meierhof mit seiner Kompagnie erstürmt. Am 21. März 1856 wurde er folglich den Ordensstatuten mit dem Prädikat "von Grabensprung" in den erblichen Ritterstand erhoben. Wilhelm war dessen Enkel.
Ausbildung
Wilhelm besuchte zunächst die Militär-Unterrealschule in St. Pölten und dann die Militär-Oberrealschule in Mährisch-Weißkirchen. Nach seiner Ausbildung an der k.u.k. Theresianischen Militärakademie wurde er am 18. August 1909 zum I. Bataillon des k.u.k. Infanterieregimentes "Freiherr von König" Nr. 92 nach Komotau (Böhmen), heute Chomutov (Tschechien) ausgemustert.
1. Weltkrieg
Im Mai 1914 zum Oberleutnant befördert, stieg er als Bataillonsadjutant in den 1. Weltkrieg ein, übernahm jedoch bald das Kommando über die 13. Kompanie des IV. Bataillons des k.u.k. Infanterieregimentes Nr. 92.
An der Spitze seiner Kompanie eroberte er am 6. September 1914 im Gefecht bei Šašinci eine serbische Batterie. Deren Geschütze ließ durch einen serbischen Feuerwerker mit dem Zuruf „Geschütz wenden, Brücke unter Feuer nehmen“ kurzerhand umdrehen und die nahe serbische Kriegsbrücke unter Beschuss nehmen. Durch die Zerstörung dieser Brücke trug er entscheidend zum Zusammenbruch der geplanten serbischen Offensive über die Save gegen österreichisch-ungarisches Gebiet bei.
Kurz darauf wurde er durch einen Bauchschuss schwer verwundet. Nach seiner Genesung wurde am russischen Kriegsschauplatz als Beobachter einer Fliegerkompanie zugeteilt und absolvierte in dieser Funktion mehrere Feindflüge.
Mit Sommer 1915 wurde Wilhelm Cavallar dem Generalstab zugeteilt. Im August 1916 zum Hauptmann befördert, stand er in verschiedenen Verwendungen an der italienischen Front im Einsatz, zuletzt bei der 28. Infanteriedivision.
Ritterkreuz
Für sein Wirken im Rahmen des Serbienfeldzugs wurde ihm bereits 1914 der Orden der Eisernen Krone verliehen.
Am 17. August 1918 wurde er in der Villa Wartholz durch Kaiser Karl I. für seinen Einsatz im Gefecht bei Šašinci im Zuge der 184. Promotion mit dem Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet.
Wechsel ins Zivilleben
Nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns im November 1918 diente Wilhelm Cavallar zunächst als Major in der Volkswehr.
1920 kehrte er in seine Heimat, die nunmehrige Tschechoslowakische Republik, zurück. Auf Grund seiner Zugehörigkeit zur deutschen Volksgruppe wurde dort seine Offiziersausbildung jedoch nicht anerkannt und er wechselte deshalb ins Zivilleben, wo er sich in der Landwirtschaft und der Industrie betätigte.
In dieser Zeit lernte er auch seine Frau Erna, Tochter des Textilfabrikanten Theodor Kern, kennen mit der er in Altenberg bei Iglau, eine große deutsche Sprachinsel innerhalb der Tschechoslowakischen Republik, wohnte. Im Jahre 1928 kam deren Tochter Maria Christina zur Welt.
Nach der Besetzung der Rest-Tschechei durch die Deutsche Wehrmacht und der Bildung des Protektorates Böhmen und Mähren wurde Wilhelm Cavallar nicht nur zum Angehörigen des Deutschen Reiches, sondern er durfte auch seinen Dienstgrad Major wieder führen. Eine Einberufung in die Wehrmacht unterblieb jedoch.
Widerstand
Sein hohes Ansehen als Kriegsheld war der einzige Grund, weshalb er trotz seiner sogenannten Mischehe zusammen mit seiner Frau ohne Repressalien weiterleben konnte. Er lud zwar deutsche Offiziere zu sich nach Hause ein, lehnte jedoch den Kontakt zur NSDAP, SS und SA sofern möglich strikt ab.
Seine und auch die ablehnende Haltung seiner Familie gegenüber den Nationalsozialisten zeigte sich in den Taten seiner selbst und seiner Tochter Marietta. Er selbst versteckte „im Reich unerwünschte“ und damit verfolgte Personen - von zumindest zwei liegt ein entsprechender Nachweis vor. Seine Tochter war selbst aktiv im österreichischen Widerstand tätig.
Vertreibung und Ableben
Im Jahr 1948 enteignet und vertrieben, verbrachte er als Major a. D. seinen Lebensabend in Wien, wo er am 20. Dezember 1957 verstarb und auf dem Döblinger Friedhof beigesetzt wurde.
Quellen
- Karl Licko: Ausgemustert in ein stürmischen Jahrhundert - 100 Jahre Ausmusterungsjahrgang 1909; in Österreichische Militärische Zeitschrift Heft 5/2009; Wien 2009
- Oskar von Hofmann u. Gustav von Hubka: Der Militär-Maria Theresien-Orden - Die Auszeichnungen im Weltkrieg 1914 - 1918; Wien 1944
- https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Cavallar_von_Grabensprung
- https://www.geni.com/people/Wilhelm-Ritter-Cavallar-von-Grabensprung/6000000001723257071
- https://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Infanterieregiment_"Edler_von_Hortstein"_Nr._92