CMCMC 2023
CMCMC 2023
Der erste Kurs für zivil-militärische Zusammenarbeit am Institut 2
Der Civil Military Crisis Management Course, kurz CMCMC genannt, fand vom 6. bis 10. November 2023 am Institut für Offiziersweiterbildung an der Theresianischen Militärakademie das erste Mal statt.
14 Teilnehmer aus vier der fünf Westbalkanstaaten, nämlich Bosnien und Herzegowina, Serbien, Nordmazedonien und Montenegro haben an diesem Kurs teilgenommen. In fünf Tagen haben sie nicht nur viel erlebt und gesehen, sondern auch neue Erfahrungen beim Planspiel als Teil eines Krisenstabes sammeln können.
Die Idee für den CMCMC
Auf Initiative der FBM Mag. Klaudia Tanner bei der Konferenz der WB-5 (gemeint sind die fünf Westbalkanstaaten Albanien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Mazedonien und Montenegro) im September 2021 wurde die Idee geboren, ein Ausbildungsprogramm für zivil-militärische Zusammenarbeit im Krisenmanagement zu schaffen. Dieses soll zu einer besseren Interoperabilität im Hinblick auf die gemeinsame Teilnahme an EU-geführten Krisenmanagementoperationen beitragen. Einerseits sollen vertrauensbildende Maßnahmen für regionale Kooperationen in den teilnehmenden Staaten entstehen, andererseits sollen die Nachbarstaaten durch gegenseitige Hilfeleistungen zur nachhaltigen Erhöhung der sicherheitspolitischen Stabilität beitragen.
Zu Besuch bei Diamond Aircraft
Seit jüngster Zeit spezialisiert sich Diamond Aircraft mit dem Tochterunternehmen Diamond Airborne Sensing immer mehr auf den Bau von Flugzeugen zu Überwachungs-, Beobachtungs- und Laserscanningzwecken. Diese ermöglichen natürlich einen vielfältigen Einsatz bei Naturkatastrophen wie Waldbränden. Dadurch kann der Einsatz von Löschflugzeugen effizenter koordiniert werden. Durch die unterschiedlichen Arten von Kameras und Sensoren können die Flugzeuge auch zur Suche von vermissten Personen und Fahrzeugen sowie zum militärischen Grenzüberwachungseinsatz bei Tag und Nacht verwendet werden. Die internationalen Kursteilnehmer als auch drei Fähnriche des Ausmusterungsjahrganges General Sommer konnten sich bei einer detailierten Führung durch die Produktionshallen des Flugzeugherstellers ein eignes Bild verschaffen. Informative Präsentationen über das Leistungsspektrum der Flugzeugmodelle und der Einbaumöglichkeiten der unterschiedlichen Sensoren und Kameras vermittelten eine konkrete Vorstellung über einen möglichen Einsatz.
Landeswarnzentrale Tulln
Am Dienstagnachmittag stand ein Besuch bei der Landeswarnzentrale NÖ am Programm. Nach einem herzlichen Empfang durch die Leiter Stefan Kreutzer und Markus Gassner wurden die Teilnehmer am Beispiel der niederösterreichischen Landeswarnzentrale in die Struktur und Geschichte des staatlichen Krisen- und Katastrophenmanagements eingewiesen. „Im Wesentlichen geht es hier um die Koordination von Bedarfsträgern und diversen Stakeholdern“, erklärt DI Stefan Kreutzer: „Unsere Aufgabe ist es, diejenigen, die Hilfe brauchen mit jenen, die Hilfe leisten können, zu vernetzten.“ Ein Informationsnetz aus Mess- und Frühwarnsystemen, die weit über die Landesgrenzen hinausgehen, läuft in den verschiedenen Landeswarnzentralen zusammen. Durch die Informationsüberlegenheit ist eine rasche Reaktionsfähigkeit im Ernstfall möglich. Im Areal der Landeswarnzentrale befindet sich auch eine Trainingsanlage mit verschiedenen Szenarienmöglichkeiten. Hier üben diverse Rettungsorganisationen auf freiwilliger Basis die Zusammenarbeit bei Einsätzen.
Diversität und von einander lernen
Die Kursteilnehmer waren aus militärischen, politischen und zivilen Arbeitsbereichen zusammengekommen mit dem Ziel - Herausforderungen im Krisen- und Katastrophenmanagement effizient zu meistern. Alle vier Länder stellten den Status quo ihres staatlichen Krisen- und Katastrophenmanagementsystems vor. Beim Vergleich konnten interessante Rückschlüsse für eine bessere Zusammenarbeit gewonnen werden. Die meisten Länder haben Ihr Krisenmanagement mit diversen Organisationen vor allem auf Naturkatastrophen und Hinterlassenschaften aus dem letzten Krieg, wie Minen und Blindgänger, ausgerichtet und nach und nach aufgebaut und Rechtsgrundlagen geschaffen, welche die Kompetenzen klar regeln. Bemerkenswert ist, dass ein Land kein staatliches System für den Anlassfall eingerichtet hat. Das bedeutet, dass im Falle einer Krise oder Katastrophe wird ad hoc durch die politische Führung ein Krisenstab einberufen und koordiniert, um die jeweilige Situation zu bewältigen. Danach wird der Krisenstab wieder aufgelöst.
Planspiel in multinationaler Zusammenarbeit
Am Mittwoch wurden die Teilnehmer zum Zwecke eines Planspiels in zwei idente Krisenstäbe der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen aufgeteilt. Diese wurden räumlich voneinander getrennt und jeder Stab wurde mit einem österreichischen Offizier als Leiter des Stabes und einem Fähnrich in der Sammel- und Meldestelle verstärkt. Beide Krisenstäbe erhielten das exakt gleiche Hochwasserszenario im Raum Schneeberg als Übungslage. Durch den Kurskommandanten wurde ein erfahrener Trainerstab aus Militär, Polizei, Feuerwehr, Rotes Kreuz, Land NÖ, BMI, Medien etc. zusammengestellt, welcher die Aufgabe hatte, wie nach einem Drehbuch immer wieder neue Einlagen in das Hochwasserszenario einzustreuen. Der Krisenstab musste auf die aktuellen Herausforderungen reagieren und die Situationen bestmöglich lösen. Gefordert war der Einsatz der spezialisierten Einheiten und Organisationen, die bei der aktuellern Bedrohung Hilfe leisten konnten. Die Trainer überprüften durch ständige Situation-Updates nicht nur den Wissensstand der Teilnehmer, sondern auch die richtig veranlassten Maßnahmen des Stabes. Bei Bedarf gab es zusätzlich Unterstützung oder alternative Lösungsvorschläge.
Resümee und Ausblick
Der Kurs wurde von allen Teilnehmern auf Grund der gut durchstrukturierten Organisation als ausgezeichnet beurteilt. Durch die informativen Vorträge, aufschlussreiche Exkursionen und einem lehrreichen Planspiel konnte sich jeder Teilnehmer neues Wissen aneignen, Erfahrungen sammeln und vor allem von der internationalen Stabsarbeit profitieren. Der CMCMC ist auf zwei Module aufgeteilt, das nächste soll planmäßig in einem der WB-5 Staaten stattfinden.