Ausmusterungsjahrgang 1964
Am Mittwoch, dem 4. September 2024, trafen sich 30 Angehörige des Jahrganges 1964 an der Militärakademie, um ihres 60-jährigen Ausmusterungsjubiläums zu gedenken.
Nach dem Zusammentreffen und einem ersten Austausch von Erinnerungen und Gedanken führte der Weg in die St. Georgs-Kathedrale. Dort hielt Militärkaplan Vinzenz Kleinelanghorst eine Andacht mit der an die verstorbenen Angehörigen des Jahrganges gedacht wurde.
Nach dem Mittagessen informierte der Leiter der Stabsabteilung, Oberst Thomas Holzbauer, über Aktuelles und geplante Vorhaben an der Militärakademie. Im Anschluss daran referierte der Chef des Generalstabes über die aktuelle Entwicklung des Bundesheeres.
Seinen Ausklang fand der Tag mit einem Zusammensein, wobei viele Erinnerungen an die gemeinsame Ausbildungs- und Dienstzeit geweckt wurden.
Der Jahrgang 64
Aus den im Bundesheer erfolgreich etablierten "Maturanten-Kompanien", die die Basisausbildung für Offiziersanwärter durchführten, wurden im Mai 1961 132 Offiziersanwärter zum Auswahlkurs an die Militärakademie versetzt von denen schließlich 112 als Militärakademiker in den 1. Jahrgang aufgenommen wurden. Der Jahrgangskommandant war Major Walter Fingernagel.
Offziell trug der Jahrgang den Namen "K". Diese Bezeichnung wurde aber tatsächlich nicht verwendet und der Jahrgang wurde "Jahrgang Fingernagel" oder auch einfach nur "Jahrgang 64" genannt.
"Borianer"
Erstmalig erfolgte die Eingliederung von 16 Absolventen der Bundesoberrealschule - als "Borianer" bezeichnet. Die Bundesoberrealschule war eine an der Militärakademie etablierte schulische Einrichtung, die es ausgewählten Chargen und jüngeren Unteroffizieren ermöglichte, in einer fünfsemestrigen Ausbildung die Vollmatura zu erreichen. Dadurch bot sich diesen die Möglichkeit des Einstieges in die Offiziersausbildung.
Dienstgrad Fähnrich
Die Aufnahme in den ersten Jahrgang erfolgte mit dem Dienstgrad Korporal. Eine Ausnahme bildeten nur die Absolventen der Bundesoberrealschule, die ihren bereits erreichten Dienstgrad weiterführten, was aber keine Rolle spielte, denn die Bezeichnung lautete für alle gleich: Militärakademiker.
Am Ende des 1. Jahrganges erfolgte die Beförderung zum Zugsführer. Bereits nach wenigen Wochen - mit Ende des Jahres 1962 - erfolgte die Beförderung zum Wachtmeister. Mit dem Ende des 2. Ausbildungsjahres erfolgte die Beförderung zum Stabswachtmeister, verbunden mit der Ernennung zum Fähnrich als Verwendungsbezeichnung, womit die Dienstgradgleichheit im Jahrgang hergestellt war. Der Ausmusterungsjahrgang 1964 war der erste Jahrgang bei dem dies der Fall war, was natürlich Diskussionen und Unsicherheiten über die Stellung dieser Personengruppe auslöste.
Das Ende des Heiratsverbotes
Im Gegensatz zu heute waren die Regeln an der Militärakademie sehr streng: Zapfenstreich, Verbot des Verlassens des Garnisonsortes und Uniformtragepflicht. Vor allem aber das Heiratsverbot war den angehenden Offizieren ein Dorn im Auge. Vier Angehörige des Jahrganges - Absolventen der Bundesoberrealschule und damit bereits älter - mißachteten dieses Verbot und heirateten. Die Absicht des Akademiekommondos, die "Befehlsverweigerer" aus der Ausbildung auszuscheiden, mißlang mangeld rechtlicher Grundlagen. Damit war der Weg zum Heiraten für alle frei, was 29 Jahrgangsangehörige bis zu Ausmusterung auch nutzten.
Ausmusterung
Am Sonntag, dem 27. September 1964, schließlich wurden 92 Angehörige des Jahrganges zum Leutnant befördert und ausgemustert.
Nach der Aufführung des Zapfenstreiches am Maria-Theresien-Platz am Vorabend, begann die eigentliche Ausmusterung mit einem Antreten im Maria-Theresien-Rittersaal, wo durch den Akademiekommandanten die Beförderungsdekrete zum Leutnante überreicht wurden.
Danach erfolgte am Maria-Theresien-Platz ein Festakt in Anwesenheit des Bundespräsidenten, wobei im Gegensatz zu heute auch eine Feldmesse abgehalten wurde.
Nach einem gemeinsamen Festessen ging es auf die Grazerstraße, wo die Truppen der Garnsion Wiener Neustadt zu Ehren der neuen Leutnante paradierten. Bei der Ausmusterungsparade 1964 erstmals zu sehen, der eben erst beim Panzerbataillon 1 zugelaufene Jagdpanzer AMX-13.