12 Nationen - 4 Kontinente
Offiziere trainieren an der Militärakademie Stabsarbeit für internationale Einsätze
Von 11. bis 22. September 2023 fand im Institut für Offiziersweiterbildung der 22. Junior Staff Officers Course for Peace Support Operations, kurz JSOC, statt.
22 Teilnehmer sowie drei Instruktoren aus 12 verschiedenen Nationen aus den europäischen Ländern Deutschland, Lettland, Niederlande, Schweiz, Slowenien sowie Kosovo als auch außereuropäischen Länder wie Marokko, Algerien, Tunesien, Nigeria, Jordanien und Chile bildeten den Kurs.
Miteinander arbeiten – voneinander lernen
Die Vielfalt der Teilnehmer, die unterschiedlichen Kulturen als auch verschiedenste Waffengattungen aus Land-, Luft- und Seestreitkräfte bildeten eine starke Basis für die bevorstehenden Aufgabenstellungen. Nach der Vorstellungsrunde wurden die Teilnehmer auf zwei Stäbe aufgeteilt. Zunächst wurde den Teilnehmern das österreichische Führungsverfahren mit dem Entscheidungsfindungsprozess beigebracht, anhand dessen die Stäbe auch gleich ein Planspiel ausarbeiten mussten. Nachdem jeder das österreichische Verfahren in Praxis umgesetzt hatte, durfte jede Nation sein eigenes Führungsverfahren und die Prozesse präsentieren und vergleichen. Dieser Austausch war für alle Teilnehmer sehr profitabel, man konnte sehr viel Neues lernen und Dinge aus Perspektiven wahrnehmen.
„Unsere Soldaten werden an Akademien und Schulen in verschiedenen Ländern ausgebildet wie z. B. in Österreich, der Türkei und den USA, und erlernen dort das Führungsverfahren der jeweiligen Länder. Unser eigener Entscheidungsfindungsprozess ist somit eine Mischung aus allen diesen Varianten. Wir haben uns aus jeder das Beste herausgenommen und somit den vorteilhaftesten Prozess der Entscheidungsfindung für die kosovarische Armee herausgearbeitet“, so Oberleutnant D. aus dem Kosovo.
Auch wenn die Kriegstaktik mancher Länder eher an vergangene Zeiten erinnert und sehr sparsam und rational betrieben wird, war der Vergleich immer lebhaft und lehrreich und bot stets eine tolle Grundlage für Diskussionen.
Kombinierte Übung in internationaler Stabsarbeit
Die Stabsarbeit hatte bereits in der ersten Woche begonnen und die Ausarbeitung der Präsentationen der multinationalen Stäbe brachten vielfältige, kreative Ergebnisse mit unterschiedlichsten Lösungsmöglichkeiten und Ansätzen. Ein Oberstleutnant der Bundeswehr sowie Kursleiter Oberst Wolf durften als Bataillonskommandanten die Entscheidungen ihrer Stäbe beurteilen und hinterfragen.
In der zweiten Woche wurden die Stabspiele durch Geländebesprechungen ergänzt, das Gelände erkundet und die Lösung wurde vom Stab computerunterstützt am Simulationssystem CATT durchgespielt. Zwei lettische Offiziere von der Partneruniversität in Riga gaben den Teilnehmern in der zweiten Woche Hilfestellungen und leiteten die beiden Stäbe auch durch das virtuelle Gefecht.
Reziprozität – ein Geben und Nehmen
Das Institut für Offiziersweiterbildung betreibt eine Kooperation mit anderen Militärakademien und –schulen in Irland, Lettland, Deutschland und der Schweiz. Oberst Wolf reist als Instruktor ein bis zweimal mal pro Jahr zu den jeweiligen Kooperationspartnern, um Teilnehmer an deren Schulen auszubilden. Im Gegenzug dafür bekommt er Instruktoren für seinen Kurs, so wie diesmal einen Offizier von der Offiziersschule des Heeres der Bundeswehr als auch zwei Offiziere von der National Defence Academy Lettlands.
Wie wird man JSOC-Kursteilnehmer?
Obst Wolf: „Der international sehr begehrte Kurs auf Bataillonseben wird einmal jährlich im September über die internationale Attachéschiene angeboten. Das Kursdatum sowie die Inhalte und Kosten werden in dieser Einladung ausgesendet. Die über die Militärdiplomatie angeschriebenen Länder haben nun die Möglichkeit, Kursteilnehmer zu entsenden. Teilweise werden die Teilnehmer mit Stipendien gefördert, teilweise übernimmt der Staat die Kurskosten. Die Anmeldung zum Kurs muss aus administrativen Gründen spätestens acht Wochen vor Kursbeginn erfolgt sein.“
Steigende Teilnehmerzahl
Kurskommandant Oberst Wolf bezeichnet diesen Kurs als den bis dato von der Teilnehmerzahl am höchsten. Einige Teilnehmer wurden von Ihren Vorgesetzten darauf angesprochen, andere erhielten von Kameraden, die bereits an einem JSOC teilnahmen, den Tipp, sich anzumelden. Warum dieser Kurs so erfolgreich ist, entschlüsselt uns mitunter der algerische Kursteilnehmer während seiner Präsentation, „Wir haben keinen Oberst Wolf, der uns so sympathisch sein Fachwissen und Kenntnisse lehrt – darin ist Österreich besser aufgestellt.“
Folgt mir!
Auf die Frage nach den Eigenschaften als Kursleiter, die für eine große Beliebtheit bei den Teilnehmern als auch für die Attraktivität des Kurses selbst verantwortlich sind, gibt Oberst Wolf folgende Antwort:
„Neben dem Fachwissen, das ich als Basis sowieso voraussetzte, und einem Überblickswissen über andere Nationen, halte ich es mit einem Spruch, dass ich aus einem Buch von Hans Hellmut Kirst habe: >Strebe danach ein Offizier zu sein, unter dessen Händen die dir anvertrauten Soldaten Menschen bleiben können.<
Ich glaube auch, dass der bessere Offizier, der ist, der nicht einfach >Vorwärts!< und >Vorrücken!< schreit, sondern >Folgt mir!<“
Interview
Im Gespräch mit Oberst Christian Wolf, Kurskommandant des 22. Junior Staff Officers Course for Peace Support Operations