Traditionspflege
Bewahrung des Andenkens an die k.u.k. Technische Militärakademie und die k.k. Franz-Joseph-Militärakademie
Für die nach der Gründung des Bundesheeres der 2. Republik wiedererrichtete Militärakademie war es selbstverständlich die Tradition der k.u.k. Theresianischen Militärakademie zu übernehmen. Diese Verantwortung wurde auch durch die ab 20. Dezember 1967 offizielle Namensgebung als „Theresianische Militärakademie“ zum Ausdruck gebracht.
Am 13. Dezember 1959 wurde der Militärakademie auch der Auftrag zur Übernahme der Traditionspflege der k.u.k. Technischen Militärakademie und der k.k. Franz-Joseph-Militärakademie erteilt. In Folge davon wurden im Jahr 1959 in der Aula Academica Marmortafeln zur Erinnerung an diese beiden Akademien der Monarchie angebracht.
k.u.k. Technische Militärakademie
Die Ursprünge der k.u.k. Technischen Militärakademie gehen auf Prinz Eugen von Savoyen zurück. Er erkannte während des Spanischen Erbfolgekrieges den Mangel an Militär-Ingenieuren in der habsburgischen Armee und drängte deshalb Kaiser Karl VI. eine entsprechende Ausbildungsstätte zu errichten. Am 24. Dezember 1717 erfolgte die Gründung der "Ingenieur-Academia" als erste technische Hochschule Österreichs. Unter Kaiser Franz II. erlangte diese Akademie den Gipfel ihres Rufes und kann als bedeutendste technische Hochschule der Habsburgermonarchie bezeichnet werden.
Der Standort der Akademie und deren Namen wechselten im Laufe ihres Bestehens mehrmals. Eng verbunden war sie auf jeden Fall mit der heutigen Stiftskaserne in der sie sich in den Jahren 1736 bis 1754, 1769 bis 1784, 1797 bis 1851 und 1869 bis 1904 befunden hat.
Durch die Zusammenlegung des Militär-Ingenieur-Korps mit den Sappeuren und Mineuren zum „Genie-Korps“ wurde auch die Akademie reformiert. Sie bestand nun in Wirklichkeit aus zwei Akademien: Eine für die zukünftigen Artillerie- und die andere für Genie-Offiziere. Die Akademie verlor dadurch zeitweilig etwas von ihrer hohen Reputation und wurde 1851 als "Genie-Akademie" nach Klosterbruck bei Znaim verlegt.
1869 erfolgten die Vereinigung mit der Artillerieakademie unter dem Namen k.u.k. Technische Militärakademie und die Rückkehr in die Stiftskaserne nach Wien.
Ab Anfang der 1890er-Jahre erfolgte in Wien die Auflösung einer Reihe von Kasernen und deren Übergabe an die Stadtverwaltung zum Zwecke der Stadterweiterung. Für das Reichskriegsministerium war jedoch entscheidend dennoch ausreichend Truppen im zentralen Stadtgebiet zur Sicherung der Donauübergänge, des Arsenals und der Hofburg zur Verfügung zu haben. Als eine der Truppenunterkünfte wurde, ob ihrer unmittelbaren Nähe zur Hofburg, die Stiftskaserne bestimmt. Mit der Auflassung der Getreidemarktkaserne im Jahr 1898 wurde das Freimachen der Stiftskaserne dringlich. Da auch die Infrastruktur der Stiftskaserne nicht mehr den Ansprüchen einer technischen Militärakademie entsprach, hat man bereits 1896 Überlegungen zu einem neuen Standort für die k.u.k. Technische Militärakademie angestellt.
Die Wahl fiel auf einen Neubau in Mödling. Am nördlichen Hang des Eichkogels war die Stadt Mödling bereit ein entsprechendes Grundstück zur Verfügung zustellen und durch die Stadt Mödling erfolgte auch die Zusage zur Vorfinanzierung der Errichtung der Akademie. Trotz grundsätzlicher Einigung und Genehmigung des Vorhabens durch den Kaiser am 12. September 1897 zogen sich die Detailverhandlungen zwischen Reichskriegsministerium und der Stadtverwaltung bis zum Vertragsabschluss auf Grund der Uneinigkeiten bezüglich des jährlich zurückzuzahlenden Betrages sowie des zu beauftragenden Bauunternehmens in die Länge. Im November 1901 schließlich begann der Bau des Hauptgebäudes und der weiteren 24 Einzelgebäude, welcher im Frühjahr 1904 beendet wurde.
Das 205 Meter lange, im Stil der italienischen Renaissance errichtete Hauptgebäude beherbergte das Akademiekommando, die Repräsentationsräume, Unterkünfte und Unterrichtsräume, die Bibliothek, Speisesäle und Küchen sowie Turn- und Festsaal. Die restlichen Objekte dienten als Offiziers-, Unteroffziers- oder Mannschaftsunterkunft, Krankenpavillon, Isolierstation, Stallgebäude, Reitschule sowie Geschützhallen. Konzipiert war die Anlage zur Aufnahme von bis zu 370 Offiziersanwärtern.
Mit September 1904 erfolgte die Aufnahme des Ausbildungsbetriebes am neuen Standort. Die offizielle Eröffnung fand am 4. November 1904 in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph statt.
Die Zöglinge der k.u.k. Technischen Militärakademie in Mödling rekrutierten sich aus Abgängern der Militär-Oberrealschulen oder zivilen Maturanten. Der Lehrplan der dreijährigen Ausbildung unterschied sich von dem der Theresianischen Militärakademie dadurch, dass dem Artilleriewesen, der technischen Waffenausbildung und dem militärischen Bauwesen ein wesentlich größeres Gewicht zukam. Von den jedes Jahr ausgemusterten Leutnanten gingen 30 zur Artillerie und 25 zur Pionier-, Eisenbahn- oder Telegraphentruppe.
Die k.u.k. Technische Militärakademie führte außerdem den zweijährigen „höheren Artilleriekurs“ für Offiziere durch, in dem die zukünftigen Angehörigen des Artilleriestabes herangebildet wurden.
Mit dem Zusammenbruch der Monarchie stellte die k.u.k. Technische Militärakademie am 12. November 1918 ihren Betrieb ein. In die Gbeäude zog kurzzeitig eine Staatsrealschule ein, ab Ende 1919 die „Deutsch-österreichische Technisch-gewerbliche Staatslehranstalt in Mödling“. Heute dienen die Gebäude der ehemaligen k.u.k. Technischen Militärakademie der HTL Mödling als Schulgebäude.
k.k. Franz-Joseph-Militärakademie
Nach dem Ausgleich mit Ungarn wurden neben der gemeinsamen k.u.k. Armee in jeder Reichshälfte eigene Streitkräfte gebildet. In der cisleithanischen Reichshälfte war dies die kaiserlich-königliche Landwehr. Ihr Pendant bildete die königlich-ungarische Landwehr, ungarisch Magyar Királyi Honvédség, landläufig nur als Honvéd bezeichnet.
Die Ausbildung der Landwehroffiziere erfolgte durch die 1873 in Wien errichtete „Landwehr-Offiziersaspirantenschule“, ab 1886 als Landwehrkadettenschule bezeichnet.
1895 beginnend übersiedelte die Schule in den im 3. Bezirk in der Boerhaavegasse 13 und 15 neu errichteten und heute noch bestehenden Gebäudekomplex.
Mit Allerhöchster Erschließung vom 22. Februar 1912 erfolgte die Anordnung, „dass im Gebäude der bisherigen Landwehrkadettenschule in Wien, die k. k. Franz-Joseph-Militärakademie in Wien und die k. k. Militär-Oberrealschule in Wien zu errichten sind“.
Diese beiden Bildungseinrichtungen hatten einen gemeinsamen Kommandanten, doch jede ihren eigenen Lehrkörper. Die Akademie hatte die Bestimmung, die Zöglinge zu Offizieren für die k. k. Landwehr auszubilden, während die k. k. Militär-Oberrealschule ihren Zöglingen die entsprechende Schulausbildung zukommen ließ mit dem Ziel diese für eine Aufnahme in einer der Militärakademien vorzubereiten.
Im September 1912 nahm die k.k. Franz-Joseph-Militärakademie mit 43 Zöglingen ihren Ausbildungsbetrieb auf. Sowohl mit der Theresianischen Militärakademie als auch mit der Honved-Ludovika-Akademie bestand eine enge Verschwisterung, die auch die gegenseitige Zuteilung von Offiziersanwärtern umfasste. So haben in den Jahren 1914 bis 1918 insgesamt 47 Landwehr-Leutnante ihr Ausbildung zum Offizier an der k.u.k. Theresianischen Militärakademie erhalten.
Die erste Ausmusterung erfolgte kriegsbedingt am 15. Oktober 1914. Insgesamt hat die k. k. Franz-Joseph-Militärakademie in den sechs Jahren ihres Bestehens 265 Leutnante für die Infanterie, die Gebirgstruppe und die Kavallerie der k.k. Landwehr sowie 34 Leutnante für die Jägertruppe und die Kavallerie des k.u.k. Heeres hervorgebracht. Die Ausbildung der Offiziere für die Landwehrartillerie erfolgte durch die k.u.k. Technische Militärakademie. Nicht mehr ausgemustert in Folge des Endes der Monarchie sind 64 Zöglinge des 2. Jahrganges sowie 80 des 1. Jahrganges.
Heute ist der Gebäudekomplex in der Boerhaavegasse einerseits Teil der Klinik Landstraße, ehemals Krankenanstalt Rudolfstiftung (Hausnummer 13), andererseits das Schulgebäude des Bundesrealgymnasiums Wien III (Hausnummer 15).
Gedenken an Gefallene
Mit der Übernahme der Tradition dieser beiden Akademien entstand auch das Bedürfnis derer gefallenen Absolventen zu gedenken.
Nach langen Diskussionen kam ein Vorschlag des bedeutenden österreichischen Architekten Clemens Holzmeister, der 1959 auch schon die Erweiterung des Denkmals für die gefallenen Absolventen der k.u.k. Theresianischen Militärakademie um die während des 2. Weltkrieges Gefallenen realisiert hatte, zur Ausführung.
Das „Denkmal der 1400“ wurde durch zwei große Gedenksteine, die durch ihre Einfachheit und Wuchtheit sich auszeichnen, flankiert und somit insgesamt der Bereich im Akademiepark zu einer Gedenkstätte erweitert. Die Innschriften darauf sind allgemein gehalten. Die Namen der 406 gefallenen Absolventen der k.u.k. Technischen Militärakademie sowie der 49 der k.k. Franz-Joseph-Militärakademie sind in einem Ehrenbuch festgehalten, das im Archiv der Militärakademie aufbewahrt wird.
Denkmal-Enthüllung
Am 27. September 1964 erfolgte im Rahmen der Ausmusterungsfeierlichkeiten durch Verteidigungsminister Georg Prader die Enthüllung der beiden Gedenksteine.
Zum Festakt waren 150 der noch 400 lebenden Absolventen der beiden Akademien erschienen. Nach der Segnung durch Militärprovikar Prälat Johannes Innerhofer wurden durch Absolventen Kränze zum Gedenken an ihre Kameraden niedergelegt.
Verfasser
Oberst Thomas Lampersberger
Quellen
- Simon Wedenig: Denkmalenthüllung der k.u.k. Technischen und k.k. Franz-Joseph-Militärakademie; erschienen in Alma Mater Theresiana - Jahrbuch der Theresianischen Militärakademie 1965
- István Deák: Der K.(u.)K. Offizier 1848–1918; Wien 1991
- Hubert Zeinar: Alma Mater Theresiana; Graz 1999
- Gerhard Janaczek: Tüchtige Officirs und rechtschaffene Männer; Prag 2007
- Anton Wagner: Zur Geschichte der Landwehr in Österreich; erschienen in Truppendienst Heft 3/1970
- Rainer Egger: Die Verlegung der k.u.k. Technischen Militärakademie nach Mödling; erschienen in Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 1993
- https://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Technische_Militärakademie
- https://de.wikipedia.org/wiki/Stiftskaserne
- https://de.wikipedia.org/wiki/K.k._Franz-Joseph-Militärakademie
- https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4930
- https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Landwehr-Kadettenschule_(3)