Lang genug war die Zeit, in der man aufgrund der COVID-19-Schutzmaßnahmen Zuhause sitzen musste und das Haus nicht verlassen durfte. Jetzt gilt es spannende Abenteuer zu erleben, neue Welten zu entdecken, körperliche und geistige Grenzen zu überwinden, coole Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln und mit Freunden einfach eine schöne gemeinsame Zeit zu verbringen. Und genau das ist das erklärte Ziel der außerschulischen Ausbildung vom Ausbildungslager „Camp Green 2021“ auf den Truppenübungsplatz Seetaler Alpe in der Steiermark.
Exkursion Luftraumüberwachung
Zum Beginn stand ein Besuch des Überwachungsgeschwaders und des Fliegerabwehrbataillons 2 am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg am Programm. Hier bekamen die Kadetten einen Eindruck, was es bedeutet, den österreichischen Luftraum rund um die Uhr zu überwachen. Sie konnten mit den Piloten über deren Ausbildung sprechen, sich im Cockpit des Schulflugzeuges Pilatus PC-7 „Turbo Trainer“ die Steuerung erklären lassen, den Eurofighter Typhoon mal aus der Nähe ansehen und einen Rundgang durch die Fliegerwerft machen.
„Für mich eines meiner absoluten Highlights unseres Ausfluges“, ist sich Marie Sophie W. sicher und erklärte, „Es war schon immer ein großer Traum von mir Militärpilotin zu werden, das war mitunter auch ein Grund, warum ich mich für diese Schule entschieden habe.“ Sichtlich begeistert erzählte sie weiter: „Ich hatte schon Zweifel, ob der Beruf das Richtige für mich ist, aber nach dem Gespräch mit dem Piloten bin ich mir sicher, ich will es schaffen und Eurofighter-Pilotin werden.“
Nächster Punkt, Überlebenstraining „nichts für Warmduscher“
Nach diesem gelungenen Start ging es weiter mit dem Errichten von zwei Feldlagern. Eifrig und mit vollem Tatendrang wurden die Zelte aufgestellt, Feuerstellen ausgehoben, Holz gesammelt und klein gehackt, ein Donnerbalken (Plumpsklo) vorbereitet und ein Waschplatz inklusive Gießeimer-Dusche aufgebaut. „Ich bin aber wie die meisten der Burschen zum Waschen in den direkt dahinterliegenden Bach gegangen, ist einfacher und geht auch schneller“, berichtete der Kadett Jan G., der somit auch nicht zu den „Kaltduschern“ zählt.
Parallel zum Lagerbau wurde am angrenzenden Schießplatz ein Schießwettkampf mit Biathlon Kleinkalibergewehre veranstaltet und am kleinen Winterleitensee jeder Gruppe die Aufgabe gestellt, ein Floß zu bauen und damit an das andere Ufer zu paddeln.
Samstagmorgen wurde das Lager wieder abgebaut. Nach zwei Nächten mehr oder weniger erholsamen Schlaf im Zelt war es wieder an der Zeit, die Rollmatte und den Schlafsack gegen ein ordentliches Bett einzutauschen.
Doch bevor es in das wohlverdiente Wochenende ging, stand noch als krönender Abschluss der ersten erlebnisreichen Woche der Gebirgsmarsch am Programm.
„Im Frühtau zu Berge wir zieh’n, fallera“
Ziel der jungen Gipfelstürmer, der 2.396 Meter hohe Zirbitzkogel, die höchste Erhebung in den Lavanttaler- und Seetaler Alpen. Die Feldflasche aufgefüllt und die Wadeln gut eingeschmiert, starteten die top motivierten Schüler aus ihrem auf 1.550 Metern Seehöhe gelegenen Lagerplatz und erreichten nach nur ca. 3 Stunden hervorragender Marschleistung den Gipfel. Gestärkt durch die Mittagspause und die Worte unseres Militärdekans in der anschließenden Bergandacht ging es danach wieder ca. 3 Stunden lang Richtung Tal.
Am Sonntag, dem Ruhetag, hieß es: Füße hoch, erholen und die nächste Woche kann kommen.
Zusammenfassend zur ersten Woche kann man die Aussage von Florian S. nehmen, nachdem er gefragt wurde, was ihm denn am besten gefallen hat: „Eigentlich alles!“
Red Bull
Die zweite Woche sollte der vergangenen in nichts nachstehen und so startete sie gleich mal mit einer Führung am Red Bull Ring in Spielberg. Beim Rundgang konnten die Schüler einen Blick hinter die Kulissen der berühmtesten Rennstrecke Österreichs werfen, sich an das Steuer eines Formel 1 Wagens setzen und sogar vom Siegerpodest wie ein Formel 1 Weltmeister auf die Start-Ziel Gerade blicken. Nur die 200.000 jubelnden Fans musste man sich halt vorstellen. Außerdem wurden die VIP-Lounges, die Race Control und das Media Center besichtigt. Beim Beobachten des Porsche Sports Cup Training konnten die Kadetten live miterleben, mit welchem Tempo die Boliden in die Kurven brettern und welchen Sound sie dabei von sich geben.
Wieder zurück im Camp wurde am Nachmittag ein Timber Sports Wettkampf veranstaltet, bei dem die Schüler mittels Zugsäge zwei Scheiben eines 40 cm dicken Baumes so schnell wie möglich absägen mussten.
Der Lukas Max- Klettersteig wartet darauf, bezwungen zu werden
Am nächsten Tag wurde das flache Gelände der Rennstrecke wieder gegen das alpine ausgetauscht.
Der Lukas Max- Klettersteig wartet darauf, bezwungen zu werden.
Wer glaubt, dass es in den Grasbergen der Seetaler Alpen nicht ausreichend Fels für einen Klettersteig gibt, wird mit diesem Steig eines Besseren belehrt. Die wenigen felsigen Bereiche des 2.306 Meter hohen Kreiskogels wurden so geschickt mit Stahlseilen versehen, dass ein anspruchsvoller Klettersteig entstanden ist. Dieser war durch die Kadetten zu bewältigen. Martin G. meinte dazu: "Ich war zwar schon öfters mit meinem Vater klettern, aber noch nie mit Rucksack, und ein paar Passagen hatten es schon in sich."
Am Mittwoch wurde einerseits das Jägerbataillon 18 in St. Michael besucht, wo eine Einweisung in die vorhandenen Waffen erfolgte und die Kadetten ihre Treffsicherheit am Schießsimulator für die Pistole und dem Panzerabwehrrohr ausprobieren konnten. Andererseits erfolgte im Lager eine Ausbildung über alpine Gefahren, Routenplanung und praktischer Knotenkunde. Damit auch an diesem Tag der Sport nicht zu kurz kommt, durften sich noch alle beim abschließenden Mountainbike-Rennen austoben.
Abseilen erwünscht
Für den letzten Ausbildungstag, den Donnerstag, haben sich die Alpinausbilder noch etwas Besonderes einfallen lassen. Unter der Leitung von Oberstleutnant Richard S. wurden zwei Abseilstellen eingerichtet, die er den Kadetten bei der Einweisung so beschrieb: „Keine Sorge, es schaut von unten weit nicht so wild aus, wie es von oben eigentlich ist.“
Einer nach dem anderen stellte sich der Mutprobe, Gabriel M. beschrieb wie es ihm ergangen ist: „Die Frau Stabswachtmeister hat mir gesagt was ich machen soll, an die Kante stellen, Hände weg vom Seil, langsam zurückfallen lassen bis man Vertrauen in das Seil hat“, schildert Gabriel, „Nur war da kein Vertrauen in das Seil, ich dachte echt ich fall runter und bin hin.“ Aber auch er hat es geschafft, nach ca. zwei Minuten hatte der junge Kadett wieder festen Boden unter den Füßen und stellte fest: „Die Abseilstrecke hätte ruhig noch länger sein können, war schon ein cooles Erlebnis.“
Und so wurden am Ende des Ausbildungslagers „Camp Green 2021“ nicht nur die gesetzten Ziele erreicht, sondern und das ist noch viel wichtiger, alle Kadetten am Freitag wieder gesund und munter in Wiener Neustadt entlassen.
„Wir wünschen nun noch schöne und erholsame Sommerferien, ihr habt es euch verdient!“