Trotz Sommerferien versammelten sich am Dienstag, dem 23. August 2022, rund 50 Schülerinnen und Schüler der BHAK für Führung und Sicherheit – die Masse aus den künftigen 2. Klassen, aber auch einige Schüler aus den künftigen 3. und 4. Klassen – am Maria-Theresien-Platz.
Etwas Nervosität, aber vor allem Vorfreude waren zu spüren: Es ging nun auf den Truppenübungsplatz Seetaler Alpen in der Steiermark, wo zwei Wochen gefüllt mit einem Abenteuer nach dem anderen warteten: „Camp Green 2022“
Bewegen im alpinen Gelände
Bereits am ersten Tag, nachdem die ersten Strahlen der Morgensonne die Berghänge des auf knapp 2000 Metern Seehöhe liegenden Truppenübungsplatzes erwärmten, ging es actionreich los.
Zwischen die Felsen des Übungsplatzes legten die Ausbilder eine Kletterroute, versichert durch ein Seilgeländer. Für die Kadetten galt es nun diesen Klettersteig zu bewältigen. Unter Anleitung der Ausbilder – Fähnriche des 1. Jahrganges der Militärakademie - wurde der Steig gleich zwei Mal bezwungen; das zweite Mal sogar mit Rucksack. Der krönende Abschluss jeder Runde war das Abseilen über eine Höhe von 20 Metern.
Sportwettkampf
Bei einem sportlichen Wettkampf waren körperliche Leistungsfähigkeit, aber auch Koordination und Beweglichkeit gefragt. Ein Triathlon-Bewerb war zu bewältigen. Geschossen wurde mit einem Lasergewehr, wobei für jeden verpassten Schuss Zusatzaufgaben in Form von zB. Liegestütz absolviert werden mussten. Auch im dritten Teilbereich des Wettbewerbes - einem Ballwurf - war Treffsicherheit zu beweisen. Für die schnellsten Kadetten gab es als Anerkennung für die erbrachte Leistung einen kleinen Preis.
Gipfelsieg
Die erste Ausbildungswoche wurde mit einem Marsch auf den höchsten Berg der Seetaler Alpen, den 2393 Meter hohen Zirbitzkogel abgeschlossen. Bei nicht allzu freundlichem Wetter, aber umso besser gelaunt ging es los. In der Stille des Morgens passierten die Kadetten zunächst den unteren und dann den oberen Winterleitensee. In stetigem Marschtempo bergauf galt es knapp 800 Höhenmeter zu überwinden.
Nach Erklimmen des letzten Steilanstieges offenbarte sich den Schülern, den begleitenden Fähnrichen und dem Lehrpersonal zunächst ein wundervolles Bergpanorama, bevor der Nebel einfiel. Der Motivation der Bergsteiger tat dies aber keinen Abbruch und so erreichten dank gegenseitiger Unterstützung alle das Gipfelkreuz. Eine beachtliche Leistung, auf die Schüler zu Recht stolz sein dürfen.
Nach dem obligatorischen Gipfelfoto, anlegen trockener, warmer Kleidung und einer kleinen Stärkung ging es wieder talwärts und zur Erholung von den Anstrengungen der Woche in einen freien Sonntag.
Leben im Felde
Das Motto der zweiten Woche
Um 4 Uhr früh geweckt zu werden, um das gemütliche Unterkunftsgebäude zu verlassen und mit Sack und Pack hinaus in die Wildnis zu ziehen, ist bestimmt nicht jedermanns Sache, für die Kadetten aber kein Problem! Nachdem alles gepackt und das Unterkunftsgebäude sauber hinterlassen worden war, erreichten die Kadetten um kurz vor 7 Uhr das Lager, in dem sie für die nächsten drei Tage und Nächte das „Leben im Felde“ kennen lernen würden.
Mit gemeinsamer Hilfe und unter Anleitung der Fähnriche des 1. Jahrganges waren die Zelte schnell aufgebaut und eine Zelteinteilung getroffen. Zu beachten galt es: Wo liege ich gut? Wo ist der Boden eben, sind da störende Wurzeln, die die Nachtruhe erschweren könnten?
Durch Oberstleutnant David Birsak, einem erfahrenen Ausbilder für Überlebenstechniken, bekamen die Schüler einen wichtigen Tipp - nicht nur für das Camp Green, sondern auch für das weitere Leben mit: "Tut euch nicht selbst leid", riet er. "Der Wille muss passen, dann schafft ihr alles."
Gespannt lauschten Sie seinen Ausführungen über das Leben im Felde, seine Erlebnisse und seine Erfahrungen. Er gab besondere Hinweise auf Ausrüstung, erklärte die Hintergründe warum man welche Ausrüstung braucht und welche entbehrlich oder gar hinderlich ist. Die gestellten Fragen wurden genau und geduldig beantwortet, was die Kadetten mit Euphorie und Vorfreude auf die nächsten Tage einstimmte.
Auch der Bau von Behelfsunterkünften wurde von den Schülern mit großem Elan angegangen. Da wurde konstruiert, gesägt, geknotet und gefachsimpelt, wie man sich am besten vor der Witterung schützen könnte und was die Umgebung einem dazu bereitstellt, woran man im ersten Moment vielleicht nicht gedacht hat. So entstanden große Unterstände, die mit Reisig und Moos ausgekleidet und der gesicherten Feuerstelle davor sehr bequem und gemütlich wirkten und die Kadetten bereits "Wartelisten" schrieben, wer welche Nacht in den Unterkünften verbringen durfte.
Auch das Thema „Feuer machen“ wurde gelehrt: Wie soll eine Feuerstelle beschaffen sein, damit sie sowohl wärmen kann, als auch sicher ist und auf der man Wasser und Essen zubereiten kann? Wie bekomme ich ohne Feuerzeug und ohne Streichhölzer ein Feuer in Gang und wie halte ich es aufrecht?
Die Schüler sogen alles wiedergegebene Wissen auf wie ein Schwamm, nur um es einige Momente später selbst ausprobieren zu dürfen.
"Schnitzel ist es keines..."
Nach einem ereignisreichen Tagesbeginn und dank der selbst erbauten Feuerstellen konnten die Schüler am Nachmittag beginnen, ihr Abendessen selbst zuzubereiten: „Combat Ration“ - die Tagesration an Fertiggerichten, die ein aktiver Mensch in der Natur braucht. Einfach mit kochendem Wasser aufgießen, ziehen lassen, umrühren und fertig ist die warme Mahlzeit. Aus sechs verschiedenen Geschmacksrichtungen konnte gewählt werden. Die Begeisterung hielt sich größtenteils in Grenzen, nur in der „Combat Ration“ beinhaltete Nachspeise „Schokocreme“ kam bei allen wirklich gut an.
Die Nachtruhe um 22 Uhr wurde dankend angenommen, zumal der Tag ja schon sehr früh begonnen hatte. Einige Kadetten verbrachten die Nacht tatsächlich in den selbst gebauten Unterkünften. Resümee: "Naja, es war schon sehr frisch, aber trotzdem voll schön!“
Lebensquell Wasser
"Der Mensch überlebt drei Minuten ohne Luft, drei Tage ohne Wasser und drei Wochen ohne Nahrung". Mit diesen Worten startete Oberstleutnant Birsak in den zweiten Tag. Folglich war die Tagesaufgabe für Kadetten das Gewinnen von Trinkwasser.
Wasser ist nicht gleich Wasser, und schon gar nicht in der freien Natur. Obwohl wir in Österreich hervorragende Wasserqualität haben, sollte man dennoch auf Nummer sichergehen und das Wasser vor dem Verzehr reinigen. Filtern ist das Zauberwort.
Unter Anleitung und mit tatkräftiger Unterstützung der Fähnriche bauten die Kadetten gruppenweise Wasserfilter sowohl aus dem was die Natur hergab, als auch aus dem, wie die mitgebrachte Ausrüstung zweckentfremdet werden konnte.
Aus Dreieckstüchern wurde ein vierstufiger Filter gebaut, der von oben beginnend stufenweise nach unten immer feineres Material zur Filtrierung des eingefüllten Flusswassers enthielt. Wurden in der ersten Ebene zunächst noch große Flusssteine verwendet, so was das Dreieckstuch eine Ebene darunter mit feinerem Kies befüllt. Die dritte Ebene enthielt feinen Flusssand und die unterste Ebene Aktivkohle aus den verbrannten Resten des vorabendlichen Lagerfeuers. Damit das Wasser nicht schwarz wurde, wuschen die Schüler die Kohle vor der Filterbefüllung zunächst aus.
Alles aufgestellt und eingefüllt, konnte es auch schon losgehen – „Wasser marsch!“ Das unten aufgefangene Wasser wurde dann sicherheitshalber auch noch mit einer Entkeimungstablette versehen, ehe es über dem Lagerfeuer abgekocht wurde.
Während die eine Gruppe Wasserfilter baute, begann die andere mit dem Bau der Werkzeuge zur Nahrungsbeschaffung und Nahrungsverwertung: Einem Speer zum Fischen und einem selbst geschnitzten Löffel. Nach fein säuberlicher Anleitung und Ausgabe des Werkzeuges, legten alle Beteiligen mit großer Begeisterung los. Auch die Ausbildner schnitzten Löffel!
Nahrungsbeschaffung
"Ich hab was gefunden!" so hallte es öfters durch den Wald, als die Schüler die Aufgabe bekamen, Pilze in den umliegenden Wäldern zu suchen. Unter den wachsamen Augen der Betreuer schwärmten die sechs Gruppen in alle Himmelsrichtungen aus und streiften suchenden Blickes durch den Wald. Dank des feuchten Wetters kamen allerlei Pilze – vor allem Eierschwammerl - zum Vorschein, die die Schüler mit großer Sorgsamkeit brockten und sammelten. Zurück im Camp wurden die Pilze gewaschen und zugeschnitten.
"Essen fassen!" hieß es, nachdem die Eierschwammerl mit Zwiebel und Speck angeröstet und mit Eiern gebraten wurden. "Saulecker!" war das einstimmige Urteil, das nur von zufriedenem Kauen unterbrochen wurde.
Brot backen
Auch das Brot war selber zuzubereiten. Für Stock-, Fladen-, und Laibbrot war jeweils selbst der Teig anrühren und dann im eigens gebauten Erdofen zu Backen. Mehl, Hefe und Wasser – so schwer kann das ja nicht sein, oder doch?
Das Gefühl für die richtige Konsistenz des Teiges bildete schon eine Herausforderung - aber keine die die Kadetten letztendlich nicht doch meisterten.
Fische
Nur Brot und Pilze sind für eine ausgewogene Ernährung aber doch zu wenig. Es stellte sich daher die Frage „Wie beschaffe ich mir die wichtigen Proteine?“
Die Fähnriche zeigten und unterstützten deshalb die Kadetten beim Fangen von Fischen. Viel Geduld und etwas Glück waren dazu nötig, fest zupacken und nicht loslassen die Devise. Stolz über den ersten eigenhändigen Fang stiegen die barfüßigen Kadetten aus dem kalten Bergbach um sich der nächsten Herausforderung zu stellen - den Fang fürs Mittagessen selbst zuzubereiten. Das Ausnehmen der Fische erfolgte ebenfalls mit fachkundiger Unterstützung durch die Fähnriche.
So konnten schließlich die Fische in Alufolie mit Zwiebel in der Glut gegart werden, während daneben das um einen Speer gewickelte Stockbrot über dem Feuer oder im selbst gebauten Erdofen gebacken wurde.
„Boa, das ist richtig gut!“, so der Kommentar eines Kadetten zum selbst zubereiteten Essen.
Feldmesse
„Camp Green 2022“ umfasste aber nicht nur Erlebnis und Spaß, sondern band alle Dimensionen des menschlichen Lebens ein.
So wurde durch Militärdekan Stefan Gugerel im schönen Ambiente vor der Soldatenkirche des Truppenübungsplatzes eine Feldmesse für die Schülerinnen und Schüler abgehalten.
Airpower22
Am Donnerstag, dem 1. September 2022, wurde am Weg zurück nach Wiener Neustadt noch ein Stop am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg eingelegt, wo die Kadetten einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der AIRPOWER22 erhielten. So wurden sie durch den verantwortlichen Kommandanten in das Sicherheitskonzept eingewiesen und über die Maßnahmen zur Sanitätsversorgung informiert, erhielten eine Einweisung im Red Bull Media House über die Details zur TV-Übertragung des Events und in das Transportflugzeug A400M der Deutschen Luftwaffe und durften Bereiche betreten, in die der normale Besucher keinen Zutritt hat.
Resumée
"Es war ur-cool", "Anstregend, aber viel Neues gelernt", "Trotz Regen und Kälte durchgehalten",... so die Kommentare der Kadetten zu den letzten beiden Wochen.
"Ich freue mich schon auf das Camp Green 2023" so die erwartungsvolle Aussage eines Kadetten - Das Schulbataillon wird das möglich machen, jetzt aber liegt erst mal das nächste Schuljahr vor den Schülerinnen und Schülern, bevor es tatsächlich #campgreen2023 heißt - dann auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig!
Fotoalbum
Korporal Gabriele Kochmann hat die Kadetten die beiden Wochen mit der Kamera begleitet. Die besten Fotos befinden sich im Flickr-Fotoalbum.