Verfolgen Sie die Ausbildungsübung Eisenerz 2022 aus der Sicht eines Fähnrichs.....
Montag, 11. Juli 2022
Formierung und Verlegung
06.00 Uhr – In den frühen Morgenstunden eines kühlen Juli-Tages stehen wir, die Fähnriche des 1. und 2. Jahrganges und Teile des 3. Jahrganges sowie die Grundwehrdiener des Jägerzuges, angetreten am Maria-Theresien-Platz. Wir bilden den Kern der Übungstruppe, die in den kommenden Stunden nach Eisenerz verlegen wird.
07.30 Uhr – Während wir Waffen, Gepäck und sonstiges Gerät auf die Fahrzeuge verladen, treffen auch die Berufsoffiziersanwärter der Heeresunteroffiziersakademie und der Heerestruppenschule ein. Aus den nun rund 300 Mann und Frau wird das Bataillon formiert. Die Fähnriche des 3. Jahrganges sind die Zugskommandanten, die Berufsoffiziersanwärter und die Grundwehrdiener werden auf die Jahrgänge aufgeteilt.
08.00 Uhr - Das Bataillon steht. Meldung an den Bataillonskommandanten. Das Übungsszenario wird äußerst umfassend bekannt gegeben. Kurzzusammenfassung: Wir haben die Aufgabe Terroristen auszuschalten und verlegen dazu nach Eisenerz.
Die Bedeutung der Übung zeigt sich auch, dass Fotograf und Kameramann vor Ort sind. Bin gespannt auf deren Ergebnisse. Erste Bilder sind auf Instagram zu sehen - quasi eine Live-Übertragung, die Eltern sind begeistert davon.
09.30 Uhr – Die Verladetätigkeiten sind abgeschlossen, jeder hat seinen Platz auf einem der Fahrzeuge gefunden. Eisenerz, wir kommen! Ein Fahrzeug nach dem anderen verlässt das Akademiegelände, gelotst von der Militärpolizei.
12.00 Uhr – Das Marschziel ist erreicht. Angetan von der atemberaubenden Kulisse der Obersteiermark, vor allem aber auch von dem berühmten Erzberg, beginnen wir hoch motiviert das Feldlager am alten Fußballplatz einzurichten. Die andere Kompanie ist am anderen Ende der Stadt in einer Halle untergebracht - bei Regenwetter sich ein Vorteil. Die Übungsleitung hat sich in einem Schloss eingerichtet - standesgemäß!
19.30 Uhr – Zeit für Abendessen. Ein langer Tag geht dem Ende zu. Nun gilt es Wachen einzuteilen und sich auf den morgigen Tag vorzubereiten! Dabei ist auch Zeit sich innerhalb der Gruppe kennenzulernen.
Dienstag, 12. Juli 2022
Stationsausbildung
07.30 Uhr – Standeskontrolle, nach der ersten Nacht in unserer neuen „Heimat“. Obwohl die Nacht kühler war als erwartet, konnten wir diese problemlos überstehen. Die Kameraden der anderen Kompanie hatten es aber sicher angenehmer in der Halle mit Dusche. Der heiße Kaffee nach dem Aufstehen gibt uns aber die nötige Kraft für den bevorstehenden Tag.
09.00 Uhr – Wir haben das Ausbildungsgelände erreicht. Inmitten der Stadt Eisenerz beginnen wir nun eine von der Militärpolizei begleitete Ausbildung zum Thema Hausdurchsuchung. Die vielen verlassenen Gebäude bieten optimale Trainingsbedingungen. Ausbilder sind Kameraden des 3. Jahrgangs der Lehrgruppe Jäger.
Die Wettervorsage lag falsch - es regnet doch! Macht aber nichts: Hausdurchsuchung, da ist man sicher im Trockenen! Und so waren wir anfangs höchst erfreut bei dieser Station anzufangen. Doch wir lernten schnell, wie viel außerhalb des zu durchsuchenden Gebäudes zu erledigen ist, bevor in das Gebäude eingedrungen wird.
12.00 Uhr – Mittagspause, doch der Regen hat noch nicht aufgehört und drückt auf die Stimmung. Wir suchen Unterschlupf, wo auch immer wir einen finden können. Einige Kameraden in den Fahrzeugen, einige unter Dachvorsprüngen....Not macht erfinderisch,
12.30 Uhr – Der Regen lässt nach, die Moral wird spürbar besser. Gestärkt durch unsere Marschkost und unterstützt durch das besser werdende Wetter, geht es voll Elan in die Nachmittagsausbildung.
14.30 Uhr – Der rote Kies des Erzberges knirscht unter den Stiefeln als wir uns auf einen gesicherten Fußmarsch aufmachen. Trotz der intensiven Ausbildung bleiben uns doch noch einige Momente den Ausblick in das Tal zu genießen.
Plötzlich werden die Nahsicherer angeschossen, sie sind ausgefallen. Decken! Trotz der unerwarteten Verschärfung der Lage hat die eingeteilte Zugkommandantin alles im Griff. Nach kurzem Einblick ins Gelände werden ein Plan erstellt, Befehle gegeben und die dementsprechenden Stellungen bezogen. Das Feuerunterstützungselement hat das Feuer eröffnet, wir dringen in das Gebäude ein, in dem sich die Feinddarsteller befinden. Jetzt gilt es die Inhalte der Vormittagsausbildung anzuwenden! Nach kurzem Feuerkampf im Gebäude gehen wir als Sieger hervor. Der Akademiekommandant war genau im richtigen Moment zur Dienstaufsicht - gute Leistung der eingeteilten Kommandanten und der Fähnriche als Ausbilder und eine Regenpause!
19.30 Uhr – Endlich Abendpause! Das warme Essen, heute ein saftiges Reisfleisch, ist eine willkommene Belohnung für einen erfolgreichen Tag der Ausbildung.
21.00 Uhr - Dienstschluss! Bei einem Bier werden die Ausrüstung gereinigt und Erfahrungen mit den Kameraden der anderen Züge ausgetauscht. Mot-Patrouille, Zusammenarbeit mit Hubschraubern, Bedeckung eines Konvois,..... alles in allem ein lehrreicher und erlebnisreicher, wenn auch nasser Tag. Morgen geht´s weiter und das Wetter soll besser werden - sagt der "Wetterfrosch". Mal sehen. Nässeschutzjacke und Nässeschutzhose werden auf jeden Fall dabei sein.
Mittwoch, 13. Juli 2022
Hausdurchsuchung & Luftransport
07.00 Uhr – Der Nebel hängt über Eisenerz, doch der blaue Himmel schimmert bereits durch als wir zur Standeskontrolle antreten. Der "Spieß" appelliert an die Lagerordnung. Dabei ist sieht es im Zeltlager wirklich zusammengeräumt aus und das soll auch so bleiben. Deshalb wahrscheinlich sein eindrücklicher Appell. Die ersten Strahlen Sonnenlicht durchstoßen den Nebel. Es wird ein herrlicher Tag werden und zum ersten Mal sieht man so die Eisenerz umgebende Gebirgskulisse.
09.00 Uhr - Übungsannahme: In einem Haus halten sich drei verdächtige Personen versteckt. Wir haben den Auftrag das Haus zu durchsuchen und die drei Personen festzunehmen. Zur Unterstützung stehen ein Diensthund der Militärpolizei und ein Lautsprecherwagen zur Verfügung. So wie bereits am Vortag leiten die Fähnriche des 3. Jahrganges die Ausbildung. In mehreren Durchgängen wird das richtige Zusammenwirken im Zug erlernt. Während wir schwitzen hat der Hund offensichtlich richtig Freude an der Aufgabe. Für ihn ist es ein Spiel, für uns hartes Training.
Ein Kamerateam von ServusTV ist auch dabei und setzt uns, und natürlich auch den Hund, entsprechend in Szene. Ein Fähnrich des 3. Jahrganges ist der "Hauptdarsteller". Das Filmteam ist mit den gebotenen Bildern zufrieden, wir sind gespannt auf das Produkt.
12.00 Uhr – Am Präbichl ist schönstes Wetter. Die Aussicht auf den Eisenerzer Reichenstein, Wildfeld, Kaiserschild und Pfaffensteinauf und natürlich den Erzberg ist wahrhaftig atemberaubend. Am Pass wurde bereits am Vortag von der KPE-Kompanie des Jägerbataillon 18 ein Checkpoint errichtet. Nun wird hier der gesamte Fahrzeugverkehr nach Eisenerz kontrolliert. Eigentlich sollten nur Heeres-Kfz angehalten werden, aber die Zivilbevölkerung macht auch gerne mit.
14.30 Uhr – Wir stehen am Sportplatz in Eisenerz im Halbkreis, in der Mitte eine Verwundenten-Trage. Der Sanitäter zeigt anhand eines Kameraden wie ein Verwundeter sicher damit transportiert werden kann.
Dann das Highlight des heutigen Tages: Zwei Hubschrauber vom Typ AB212 kommen im Tiefflug angeflogen und landen hinter uns. Das Ausbildungsziel: CASEVAC (Casualty Evacuation) durch Luftunterstützungselemente. Ein kleiner Rundflug darf da natürlich auch nicht fehlen.
19.30 Uhr – Ein weiterer Ausbildungstag mit vielen Höhepunkten geht zu Ende. Waffen reinigen, Ausrüstung versorgen, Abendessen, Körperpflege. Heute geht es sehr müde rasch ins (Feld-)Bett.
Donnerstag, 14. Juli 2022
Praktisches Training zahlt sich aus
Der dritte Tag der Stationsausbildung. Es läuft alles besser - innerhalb der Gruppe, innerhalb des Zuges und auch die Fähnriche des 3. Jahrganges machen ihre Arbeit schon sehr souverän. Praktisches Training zahlt sich eben aus!
Die Kameraden der Miliz sind auch im Übungsraum eingetroffen. Einige Fähnriche haben Kommandantenfunktionen in der Jägerkompanie Tulln übernommen. Sicherlich eine tolle Erfahrung, die sie dabei machen können.
Die Fähnriche des 3. Jahrganges der Lehrgruppe IKT erzählen von den besonderen Herausforderungen vor denen sie stehen. Liegt doch Eisenerz in einem Talkessel. Dem Akademikerbataillon unterstellte Kompanien befinden sich in Nachbartälern. Da helfen nur Relais. Einige davon, mit einem Gesamtgewicht von ca. 1.600 kg, befinden sich auf den Bergen um Eisenerz auf über 2.000 Höhenmetern. In Stellung gebracht mit Hilfe der Hubschrauber.
Hubschrauber in der Luft, Soldaten patrouillieren durch die Stadt zu Fuß und in Fahrzeugen, Straßen werden gesperrt, Häuser gestürmt. Nach den ersten paar Tagen der Übung ist dies schon Alltag für die Bevölkerung von Eisenerz. Und die Menschen sind wirklich an der Übung und am Bundesheer interessiert. Es ist schön, wenn man so freundlich aufgenommen wird.
Die Ausbildungsphase ist zu Ende, morgen beginnt die eigentliche Übung. Wir sollen uns gut ausschlafen, "weil morgen wird es eine lange Nacht werden" hat uns der Jahrgangskommandant zu Dienstschluss noch mitgegeben. Bin gespannt was auf uns zukommt.
Freitag, 15. Juli 2022
Die Ruhe vor dem Sturm!
Die Übungsphase hat begonnen. Ab sofort werden die Feldlager nicht mehr friedensmäßig bewacht, sondern durch Posten und Streifen gesichert.
Lageentwicklung: Eine Terrorzelle wurde identifiziert und das Bataillon hat den Auftrag erhalten diese auszuschalten.
Auf allen Ebenen erfolgen nun Beurteilungen der Lage, Kampfpläne werden geschmiedet und Befehlsausgaben durchgeführt. Waffen und Zusatzausrüstung werden vorbereitet und die Zeit für Kampfkrafterhaltung genutzt. Gefechtsbereitschaft 21.45 Uhr ist befohlen! Das wird eine lange Nacht....
Noch außerhalb der Übungslage sind jene Fähnrich-Kameraden, die bei der Jägerkompanie Tulln eingeteilt sind. Die Milizsoldaten sind gestern im Übungsraum eingetroffen. 26 Fähnriche haben Fehlstellen innerhalb der Kompanie besetzt und üben nun Kommandantenfunktionen aus - vom Kommandogruppenkommandanten, über Zugskommandanten bis zu Gruppenkommandanten.
So wie bereits die letzten drei Tage, wird nun auch die Jägerkompanie Tulln durch Fähnriche des 3. Jahrganges der Lehrgruppe Jäger ausgebildet und auf die eigentliche Übungsphase vorbereitet.
Samstag, 16. Juli 2022
Angriff auf Radmer
Bereits gestern am frühen Nachmittag haben wir den Vorbefehl für einen Angriff auf eine Lagerhalle in der Ortschaft Radmer an der Stube erhalten. Dort hat sich eine Gruppierung der feindlichen "Unholde" verschanzt. Die Aufklärer haben bereits "eyes on target" und liefern laufend Beiträge zu einem umfassenden Lagebild. Mit Zeitdruck, aber dennoch Sorgfalt, begannen wir mit den Vorbereitungen für den Angriff. Fahrzeuge wurden betankt, Waffen und die Munition dazu vorbereitet, Rucksäcke gepackt... Im Lager herrschte reges Treiben. Sobald alles vorbereitet war, legten sich diejenigen von uns, die keinen Auftrag mehr hatten, schlafen. Eine gute Entscheidung wie sich noch zeigte.
Freitag, 15. Juli, 16.00 Uhr – Ein riesengroßer Geländesandkasten dominiert den Rasen hinter unserem Lager. Hier beginnt nun die Befehlsausgabe für den Angriff. Mit Unterstützung des Geländesandkastens sind der Befehl und der Kampfplan des Kompaniekommandanten leicht zu verstehen. Besonderer Fokus liegt auf der Zusammenarbeit und der Koordinierung mit anderen Einheiten. Wir sind nämlich nicht alleine unterwegs. Scharfschützen, PSYOPS-Teams, Aufklärung in der Luft und am Boden, Luftunterstützungselemente, Militärpolizei und Sanitätspersonal unterstützen den Angriff der beiden Kompanien des Akademikerbataillons. Die Kameraden des Jägerbataillons 18 sind bereits in der Radmer und riegeln das Tal ab.
Freitag, 15. Juli, 22.00 Uhr – Die gesamte Kompanie ist auf den Fahrzeugen aufgesessen. Die Stimmung ist entspannt, es wird gescherzt. Die meisten von uns haben es geschafft noch ein paar Stunden zu schlafen. Jetzt geht es aber los. Die Motoren werden gestartet, die Räder fangen an zu rollen. Nächstes Ziel: Radmer!
00.45 Uhr – Nach einer für die Kraftfahrer herausfordernden Fahrt über enge und steile Forstwege rollt das Spitzenfahrzeug langsam und so leise wie nur möglich über eine hölzerne Brücke. Die Maschinengewehre sichern in alle Richtungen. Wir haben unseren Absitzpunkt erreicht. Die Spannung steigt spürbar. Wir befinden uns nun nur mehr wenige Kilometer vom Feind entfernt. Der Befehl zum Absitzen kommt. Jetzt folgt ein Fußmarsch. Die 1. Kompanie ist der Unterstützungsteil, die 2. Kompanie hat den Auftrag die Lagerhalle in Besitz zu nehmen, zu Durchkämmen und die Mitglieder der feindlichen Gruppierung festzunehmen.
Ab jetzt kann alles passieren …
04.30 Uhr - Es wird langsam hell. Die 1. Kompanie hat ihren Stellungsraum erreicht und bezieht die Stellungen, sodass sie auf das Angriffsziel wirken kann.
Die 2. Kompanie rückt vor. Eine vorgeschobene Sicherung der "Unholde" wird aus der Bewegung geworfen. Spätestens ab jetzt ist dem Feind klar, dass und von wo wir kommen. Die 1. Kompanie eröffnet das Feuer und hindert so den Feind daran, seine Positionen zu verändern.
05.45 Uhr - Die 2. Kompanie geht im Breitkeil angriffsweise vor. Der Feind hat seine Stellungen gut gewählt. Geländeausnutzung heißt es nun für uns - "ein Bach tut nicht weh, er ist nur nass und kalt" sagt ein anwesender Offizier aus dem Kommando. Alles klar, es geht durch den Bach. Die tiefe Temperatur des kalten Wassers tut schon etwas weh, aber das kann der Offizier ja nicht wissen, denn er ist ja über die Brücke gegangen.
06.45 Uhr - Das Angriffsziel liegt unmittelbar vor uns. Wir kämpfen mit Sprengfallen und Sperren. Der Feind kennt offensichtlich auch das Prinzip "Wer die Höhe hat, der hat das Tal!" Bevor es weitergeht muss zuerst die höher gelegene feindliche Stellung ausgeschaltet werden. Jetzt ist mir klar, warum es im 1. Weltkrieg zum Kampf auf den Bergspitzen gekommen ist.
07.30 Uhr - Das Angriffsziel ist genommen! Jetzt geht es darum die Gebäude zu Durchsuchen und sich darin versteckt haltende "Unholde" aufzuspüren. Außerdem sind die Verwundeten zu versorgen. Sie werden mit zwei Transporthubschraubern in die Feldsanitätsstation geflogen.
08.30 Uhr - Übungsende!
Eine erste Nachbesprechung vor Ort erfolgt. Hat gar nicht so schlecht geklappt. Immerhin war dies das erste Agieren der erst am Montag formierten Kompanie. Da kannte ich nicht einmal die Namen der anderen in meiner Gruppe, jetzt haben wir gerade erfolgreich unseren Auftrag erfüllt.
Säubern des Übungsraumes. Die hier lebende Bevölkerung, die selbst um 05.30 Uhr in der Früh interessiert uns beobachtet hat, soll uns ja gut in Erinnerung behalten.
13.00 Uhr - Übungsnachbesprechung. Durch die Sensoren der "Echtzeitauswertung" ist jeder unserer Schritte und Handlungen nachvollziehbar. Die Auswertung zeigt auf, wo Fehler gemacht wurden. So kann man daraus lernen.
16.00 Uhr - Waffen und Ausrüstung sind gereinigt. Dienstschluss! Eine lange, intensive aber sehr lehrreiche Woche geht zu Ende. Aus den am Montag zusammengestellten Gruppen und Zügen sind Teams geworden, neue Freundschaften sind entstanden.
Sonntag, 17. Juli 2022
Feldgottesdienst und Ruhetag
Heute war ein ruhiger Tag. Am Vormittag nahmen nicht nur viele Eisenerzer und Eisenerzerinnen sondern auch Abordnungen von jeder Kompanie am Feldgottesdienst im Vorhof der Oswaldi-Kirche statt. Das einmalige Ambiente der Kirchenburg, das schöne Wetter und die in Bezug zu Eisenerz und unsere Übung gebrachte Predigt des Militärdekans haben den Feldgottesdienst zu einem eindrucksvollen Erlebnis gemacht. Fähnrichs-Kameraden haben bei der Lesung und als Ministranten unterstützt. Bei der anschließenden Agape, die die Militärmusik echt steirisch untermalt hat, sind wir mit der Bevölkerung ins Gespräch bekommen und sind von der Freude, die diese mit unserer Anwesenheit in Eisenerz hat, wirklich beeindruckt.
Am Nachmittag war Ruhe angesagt. Zuerst den Gefechtsstand der Übungsleitung, das Schloss Leopoldstein, besichtigt. Das Kommando der Militärakademie wohnt wahrlich "standesgemäß".
Danach ging es ab an den Leopoldsteinersee oder besser gesagt in den Leopoldsteinersee. Eine wohltuende Erfrischung, die viele Übungsteilnehmer genutzt haben....auch der "Leutnant Luchs" wurde gesehen.
Einige Kameraden hielten aber gar nichts von Ruhe: Sie nahmen am 24 km-Dirt Run am Erzberg teil. Scheinbar haben sie die Ausbildungsstationen der Vorwoche am Erzberg nur als Trainingsstationen gesehen. Gratulation aber zum 3. Platz in der Mannschaftswertung dem Team des Jahrganges "Generalmajor Sommer"!
Montag, 18. Juli 2022
Übungsphase Schutz
07.30 Uhr - Standeskontrolle. Die Kompanie ist angetreten, es geht wieder los. Diese Woche steht das Thema Schutz am Plan. Strahlend blauer Himmel - es wird ein schöner, aber auch heißer Tag werden.
10.00 Uhr – Im angenehm kühlen Schatten erhalten wir die Aufträge für die bevorstehende Übung. Das gesamte Bataillon wird über die kommenden Tage den Großraum Eisenerz sichern. Wir selbst sind in der Stadt eingesetzt. Patrouillen zu Fuß sowie auf Fahrzeugen aufgesessen und Kontrollpunkte liegen in unserer Zukunft. Die Jägerkompanie Tulln bewacht ein Kraftwerk in Hieflau, die Kompanie des Jägerbataillons 18 hat den Kontrollpunkt am Präbichl aktiviert.
14.00 Uhr - Zwei Kameraden der Führungsunterstützungstruppe kommen vorbei. Sie strahlen über das ganze Gesicht. Auf die Frage warum, erzählen sie, dass sie gerade vom Gipfel des Erzberges kommen. Eine exklusive Location, da kommt nicht jeder hin.
17.00 Uhr – Wir sind soeben von einer Fußpatrouille zurückgekehrt. Wir legen uns auf unsere Schlafplätze. In rascher Folge fallen die Augen der Kameraden zu und ein leichtes schnarchen ist zu hören. Auch meine Augen sind bereits schwer. Bei uns gab es dieses mal keine Vorkommnisse. Doch es spricht sich auch jetzt schon durch die Reihen, bei einer anderen Patrouille kam es zu einem Sprengstoffanschlag. Einige Kameraden wurden dabei verwundet - als Übungseinlage. Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis auch wir einen solchen Vorfall zu meistern haben…
Dienstag, 19. Juli 2022
Ein sehr langer Tag
Vormittag – Langsam und so leise wie möglich arbeiten wir uns in unsere Stellungen auf einer Alm hoch über Eisenerz. Vor uns eine Jagdhütte. Hier haben sich laut Bataillonsaufklärung Teile der am Samstagmorgen zerschlagenen Terroristengruppe verschanzt. Bereits jetzt ist Bewegung zu erkennen. Feinde! Ich blicke auf die Uhr. Gleich sollte es beginnen. Das Stoßelement sollte auch bereits seine Stellungen bezogen haben.
Auf einmal ist ein leises, immer lauter werdendes Rauschen zu hören. Ich erkenne, wie auf den Gesichtern der Kameraden ein leichtes Lächeln die Lippen umspielt. Das ist der Beginn des Angriffs, der einmaliger Lärm eines Eurofighter Typhoon im Angriffsflug. Wirkung im Ziel! Die Maschine dreht mit aktiviertem Nachbrenner und dementsprechend lautstark wieder ab. Airpower!
Das Rauschen wird ersetzt durch das mittlerweile altbekannte Trommeln der Helikopterrotoren. Eine OH58 bekämpft die Feindteile - Close Combat Attack nennt man das. Als sie abfliegt beginnt unser Einsatz.
Wir legen weiter Feuer auf den Feind und halten ihn nieder als das Stoßelement beginnt sich in das Angriffsziel vorzuarbeiten. Kurz darauf dringen unsere Kameraden in die Hütte ein. Die "Unholde" sind gestellt, Auftrag erfüllt!
Nachmittag – Nach unserem Angriff heute Morgen konnten wir nicht lange verschnaufen. Der Feind schläft auch nicht. Wir sind nun wieder auf Patrouille durch Eisenerz. Ein anderer Zug eskortiert einen Munitionstransport, die Kameraden des Jägerbataillons 18 überwachen den Verkehr über den Präbichl - nicht nur auf der Straße, sondern auch den Bahnstrecke, die Jägerkompanie Tulln bewacht weiter das Kraftwerk Hieflau.
23.45 Uhr - Sehr müde falle ich nun auf das Feldbett. Für Morgen ist eine Demonstration in Eisenerz angekündigt.
Mittwoch, 20. Juli 2022
Ein heisser Tag
Vormittag – Langsam heizt die Sonne den Asphalt der Innenstadt auf. Es wäre aber auch ohne der Sonne ein heisser Tag geworden.
Während wir patrouillieren, genießen wir die noch kühle Luft der Morgenstunden. Plötzlich bekommen wir eine Lageänderung mitgeteilt. Ein Verdächtiger hat sich in einem Gebäude nicht unweit unserer aktuellen Position versteckt. Schnell geht es zum betroffenen Gebäude; wir setzen Sicherung ein. Die Militärpolizei ist rasch zur Stelle und dringt in das Gebäude ein. Fast so schnell wie es begonnen hat, war es auch schon wieder vorbei. Der Täter wird von den Militärpolizisten mit angelegten Handschellen in den Streifenwagen gebracht und abgeführt. Für uns geht es mit der Patrouille weiter. Hoffentlich läuft der restliche Tag genau so leicht ab.
Nachmittag – Die Hoffnungen des Vormittags stirbt spätestens als die Kompanie des Jägerbataillons 18 in Ordnungseinsatz-Adjustierung eintrifft. Es wurde eine Demonstration in Eisenerz angekündigt. Wir haben sicherzustellen, dass diese unproblematisch verläuft. Kurz vor 12.00 Uhr treffen die Großraumbusse gefüllt mit Demonstranten ein. Sie formieren sich und beginnen ihren Marsch zum Bergmannsplatz im Herzen der Stadt. Soweit scheint alles friedlich zu verlaufen.
Die in den Medien angekündigte Übungs-Demonstration hat zahlreiche Schaulustige angezogen. Ein ganz ungewohntes Üben mitten unter Zivilsten - realer geht es nicht.
Plötzlich Alarm - eine nichtangemeldete Gegendemonstration stürmt eine Nebenstraße herunter. Doch die Kameraden sind wachsam. Rasch bilden sie eine Sperrkette und blocken die teils gewaltsamen Gegendemonstranten ab. Immer wieder ist zu beobachten, wie eine Lücke in der Kette aufgeht und ein Eingreiftrupp der Militärpolizei einen Unruhestifter nach dem anderen aus den Reihen herauszieht.
Genau zum richtigen Zeitpunkt zieht auch ein Eurofighter über Eisenerz hoch....den zivilen Zuschauen gefällt es. "Endlich mal was los in Eisenerz" hört man des Öfteren.
Schon bald ist die Gegendemonstration aufgelöst. Die angemeldeten Demonstranten können weiterziehen. Bald erreichen sie ihr Ziel. Auf dem Bergmannsplatz warten sie nun gespannt auf eine Rede ihres Anführers. Dieser, gemeinsam mit dem echten! Bürgermeister der Stadt Eisenerz, spricht zu den Demonstranten und fordert mehr Frieden und Gleichberechtigung. Plötzlich brechen Schüsse. Einer der Leibwächter liegt am Boden. Die Menschenmenge flüchtet in alle Richtungen. Der Schütze wird von der Militärpolizei niedergerungen. Schnell stellt sich heraus, dass es auch mehrere Verletzte gibt. Wir leiten die Rettungskette ein. Die Demonstration wird jetzt aufgelöst. Das verläuft Gottseidank friedlich.
Bald ist die ganze Sache vorbei und, wie bereits am Vormittag auch, begeben wir uns zurück auf unsere Posten und Patrouillen um sicherzustellen, dass keine weiteren Anschläge mehr ausgeübt werden können.
Beobachtet wurde diese Übungsphase vom stellvertretenden Generalstabschef, Generalmajor Striedinger.
Eine derart realistische Übung habe ich noch nie erlebt. ORF und ServusTV waren auch vor Ort und werden berichten. Eigentlich schade, dass bereits um 18.00 Uhr taktisches Übungsende ist. Obwohl ein Bier genießen, mit den Kameraden Erfahrungen austauschen und ausruhen sind besser als weiterüben.
Donnerstag, 21. Juli 2022
Gefechtsschießen
07.30 Uhr - Standeskontrolle. Die für die Übung eingenommene Gliederung wird aufgelöst, denn das heute am Plan stehende Gefechtsschießen ist nur für die Fähnriche des 1. Jahrganges vorgesehen. Schade, denn wir waren bereits eine gut eingespielte Kampfgemeinschaft.
Nachmittag – Staubig aber froh kehren wir in das Feldlager zurück. Unter prellender Sonne haben wir den letzten Abschnitt der Ausbildungsübung absolviert - das Zugsgefechtsschießen. Vor einer Stunde lagen wir am Erzberg und haben mit Panzerabwehrrohr, Maschinengewehr und Sturmgewehr geschossen. Hochmotiviert haben wir noch einen letzten Angriff auf die "Unholde" durchgführt. So hilfreich und cool die Hubschrauberunterstützung dabei auch waren, haben wir durch den Downwash der Rotoren eine wortwörtliche Staubdusche erhalten. Dafür gab es die Möglichkeit wieder mitzufliegen.
Aus dem Stadtzentrum von Eisenerz ist Gefechtslärm zu hören. Der Verteidigungsministerin und anderen VIPs wird eine mögliche Situation in einem Schutzszenario präsentiert. Die beim Kommandanten des Jahrganges "General Körner" liegende Konzeption der Vorführung sorgt für Action und die Kameraden des 2. Jahrganges erzählen, dass es der Frau Bundesminister gefallen hat.
Dabei war wieder einmal eine lange Zeit die Innenstadt für den Verkehr gesperrt...und niemand hat sich darüber aufgeregt. Im Gegenteil, es gab wieder viele interessierte Zuseher. Es ist wirklich faszinierend wie die Bevölkerung uns unterstützt.
Jetzt werden noch Waffen gereinigt und die persönliche Ausrüstung nachbereitet. Vor allem auf die Dusche freuen wir uns. Danach folgt, schon fast klassisch, eine Abschlussgrillerei der Kompanie. Eine so erfolgreiche Übung gehört auf alle Fälle gefeiert!