Insignien im Österreichischen Bundesheer
Fahnen, Standarten, Ehrensignalhörner und Ehrentrompeten
Ein Insigne ist ein Zeichen staatlicher, ständischer oder religiöser Würde, Macht und Auszeichnung. Insignien sind in Form von Ketten, Kronen, Pelzen, Ringen oder Wappen seit Jahrtausenden nachvollziehbar. Das Insigne soll den Stand, den Rang, den Dienst oder das Amt des Trägers nach außen hin sichtbar machen und gibt damit das Recht zur Ausübung hoheitlicher Aufgaben.
Im Österreichischen Bundesheer eingeführte und verwendete Insignien sind
- Fahnen
- Standarten
- Ehrensignalhörner und Ehrentrompeten
Fahnen
"Die Fahne ist das Heiligtum des Soldaten,
das unverbrüchliche Pfand des Vertrauens,
welches der Monarch in die Tapferkeit seiner Kriege setzt
und das Panier, unter welchem sie siegen und sterben müssen." (Dienstreglement von 1808)
Unter einer Fahne versteht man heute ein ein- oder mehrfarbiges, leeres oder mit Bildern oder Symbolen versehenes, meist rechteckiges Stück Tuch, das einem Fahnenstock meist mit Nägeln und verzierter Spitze befestigt ist. Das Wort Fahne leitet sich vom althochdeutschen Begriff fano (Tuch) ab.
Vorgänger von Fahnen sind die so genannten Vexilloloide. Es handelt sich dabei um Stangen mit daran angebrachten Materialien. Stoffe spielten anfänglich noch eine untergeordnete Rolle, viel häufiger wurden Leder, Holz, Metall und andere Werkstoffe eingesetzt. Erste Zeugnisse finden sich auf 5500 Jahre alten altägyptischen Tonwaren. Die älteste erhaltene ‚Fahne‘ ist eine aus dem Iran stammende 5000 Jahre alte Standarte mit ‚Tuch‘ aus Metall.
Sehr wahrscheinlich wurde erstmals in China Seide als Fahnenstoff eingesetzt. Im frühen 7. Jahrhundert verbreitete sich die Seidenfahne bis in den Nahen Osten. Mit den Kreuzzügen hielten die Fahnen Einzug in die westliche Welt.
Fahne vs. Flagge
Umgangssprachlich werden die Wörter Fahne und Flagge oft synonym verwendet. Es bestehen jedoch wesentliche Unterschiede! Fahnen werden getragen oder aufgestellt. Im Gegensatz dazu wird die Flagge mittels einer Leine gehisst. Während die Flagge ersetzbares „Verbrauchsmaterial“ ist, wird die Fahne nicht erneuert, sondern in ihrer ursprünglichen Form so lange als möglich verwendet und danach aufbewahrt, da sie in ihrer Gesamtheit ein Symbol darstellt.
Fahne vs. Standarte
Standarten gleichen im Aussehen und in ihrer Bedeutung den Fahnen. Das Standartenblatt ist in seinen Ausmaßen jedoch wesentlich kleiner. Standarten entwickelten sich aus den seit dem Spätmittelalter durch Ritter verwendeten langgestreckten, ein- oder zweizipfeligen Reiterfahnen. Seit dem 17. Jahrhundert weisen sie eine meist quadratische, später auch dreieckige Form auf. Standarten werden im Bundesheer von mechanisierten Truppen als Nachfolger der berittenen Truppen (Kavallerie) und von den Verbänden der Luftstreitkräfte geführt.
Wimpel
Ein Wimpel ist eine meist in dreieckiger Form gehaltene kleine Fahne, gilt jedoch nicht als Insignie. Grundsätzlich weist er daher keine hoheitlichen Symbole auf. Ein Wimpel kann als Signal- und Kommandozeichen Verwendung finden, oder als Identifikationssymbol für Kompanien und Teileinheiten dienen.
Feldzeichen
Beim Militär verwendete Fahnen und Standarten werden fälschlicherweise oft auch als Feldzeichen bezeichnet. Darunter sind aber jene Abzeichen zu verstehen, die auf dem Gefechtsfeld der Unterscheidung vom Feind dienen sollten, wie zB. Stangen mit aufgesetzten Symbolen (Signum der römischen Legionen), Schellenbäume in den Armeen türkischer Sultane sowie in militärischen Janitschareneinheiten, Arm- und Feldbinden, Kokarden, Schärpen,... Außerdem werden darunter Unterscheidungszeichen verstanden, die im Zuge von Ausrückungen und Paraden an der Kopfbedeckung befestigt werden, wie beispielsweise Eichen- und Lorbeerlaub oder Tannenreisig. Im heutigen Bundesheer finden Feldzeichen keine Verwendung mehr.
Fahnen und Standarten sind nicht als Feldzeichen zu bezeichnen!
Orientierungspunkt und Symbol
Fahnen und deren Vorgänger dienten als Kampf-, Sieges- und Herrschaftszeichen. Im Gefecht war sie ein Orientierungs- und Sammelpunkt für die Soldaten und Truppenteile. Aus dieser Bindung der Einheiten an ihre Fahne keimte auch deren Bedeutung als Symbol für militärische Ehre und Treue: Auf die Fahne wurde und wird auch heute noch das Treuegelöbnis geleistet, verlässt jemand unerlaubt seine Einheit wird dies als Fahnenflucht bezeichnet. Der Fahne gegenüber wurden und werden die militärischen Ehrbezeugungen dargebracht. Fahnen werden in römisch-katholischen Ländern sowohl kirchlich geweiht als auch an besonderer Stelle aufbewahrt.
Seit dem 11. Jahrhundert war die Fahne auch ein wichtiges Bestandteil der Lehenszeremonie. Die Belehnung des Babenbergers Heinrich II. Jasomirgott mit dem Herzogtum Österreich durch Kaiser Friedrich Barbarossa erfolgte symbolisch durch die Übergabe zweier Fahnen.
Nur ausgewählte Leute dürfen die Fahne tragen, denn es gilt als besondere Auszeichnung Fahnenträger zu sein. Dies Ehre wurde früher dem jüngsten Offizier des Verbandes zuteil. Von dieser Aufgabe leitet sich auch dessen Dienstgrad ab: Fähnrich.
Heute wird auch verdienten Unteroffizieren die Ehre der Funktion des Fahnenträgers ermöglicht.
Die Verteidigung der Fahne war stets soldatische Pflicht. Die Eroberung einer feindlichen Fahne war eine Ruhmestat, der Verlust der eigenen galt als Schande. Eroberte Fahnen und Standarten waren die schönsten Siegestrophäen und wurden selbst nach Friedensschluss nicht herausgegeben, sondern in Museen oder in Kirchen aufgestellt. Deshalb ist die Fahne bei Ausrückungen auch heute noch besonders zu bewachen - zwei bewaffnete Offiziere, bezeichnet als Fahnenoffiziere, schützen sie.
Regimentsfahne
Anfänglich dienten Fahnen noch keineswegs als staatliches oder nationales Symbol war, sondern lediglich für eine bestimmte Einheit als Erkennungs- und Feldzeichen und waren dementsprechend unterschiedlich.
In der Zeit der Regentschaft Maximilan I. (1486 - 1519) kommt es anstelle der Reichsfahnen, die den Reichsadler zeigen, zur Einführung von Regimentsfahnen. Deren Aussehen wurde ab 1741 reglementiert.
Beginnend mit Mitte des 17. Jahrhunderts hat sich in Österreich ein Fahnentypus herausgebildet, der – den jeweiligen staatsrechtlichen Verhältnissen angepasst – in abgewandelter Form bis heute in seinen Grundzügen gleichgeblieben ist. Charakteristisch für die österreichischen Fahnen und Standarten ist neben der Flammenbordüre die Grundfarbe Weiß für die Leibfahnen und Leibstandarten, die Grundfarbe Gelb für die Bataillonsfahnen und Divisionsstandarten (Anmerkung: Als Division wurde im kaiserlichen Heer ein bataillonsstarker Kavallerieverband bezeichnet).
Gab es anfänglich mehrere Fahnen im Regiment, kam es nach dem Ausgleich mit Ungarn 1867 zu einer Reduzierung. Jedes Infanterieregiment behielt nur eine weiße Leibfahne und eine gelbe Bataillonsfahne. Letztere war für das im Kriegsfall aufzustellende Reserve-Infanterieregiment vorgesehen. Die Leibfahnen der k..u.k. Infanterieregimentern zeigten auf einem Fahnenblatt aus weißer Seide auf der Aversseite das mittlere Reichswappen, auf der Reversseite ein Bildnis der Mutter Gottes. Aus Traditionsgründen führten die k. u. k. Infanterieregimenter Nr. 4, Nr. 39, Nr. 41 und Nr. 57 "in Erinnerung an ruhmreiche Waffentaten" eine Fahne in gelber Farbe. Diese zeigten auf beiden Seiten den Doppeladler.
Die Kavalleriestandarten wurden mit Ausnahme der des k.u k. Dragonerregiments Nr. 14, die von Maria Theresia noch eigenhändig gestickt wurde, 1868 überhaupt eingezogen
Bemerkenswert ist, dass nur die Infanterie- und Kavallerieregimenter Fahnen bzw. Standarten besaßen, nicht jedoch die Artillerie, die Technischen Truppen sowie die Feldjägerbataillone.
Aussehen
Das Aussehen und die Größe von im Österreichischen Bundesheer verwendeten Insignien ist durch einen Erlass des Bundesministeriums für Landesverteidigung geregelt. Die aktuelle Version stammt aus dem Jahr 2020.
Das Fahnen-/Standartenblatt ist aus weißer Seide doppelt gearbeitet. Jede Seite ist mit Baumwollstoff als Stickunterlage gefüttert. Das Blatt hat die Form eines Rechtecks, das in der Höhe 132 cm (Standarten: 63 cm) und in der Länge 156 cm (Standarten: 75 cm) misst. Zur Befestigung um die Stange ist zur Länge noch ein 15 cm breiter Streifen hinzuzurechnen.
Die Ränder des Blattes – ausgenommen der bei der Stange befindliche Rand – sind mit einer 12 cm breiten Bordüre aus roten und weißen Flammen in gleichmäßiger Reihenfolge verziert.
Im freibleibenden weißen Feld des Blattes von 108 x 144 cm (Standarten: 49 x 68 cm) ist auf der Aversseite das Bundeswappen und auf der Reversseite das Landeswappen jenes Bundesland anzubringen, in welchem der Verband sein ständiges Kommando hat. Die senkrechte Achse beider Wappen verläuft parallel zur Stange.
Als „Krönlein“ wird der Abschluss, d.h. die Bekrönung der Fahnenstange verstanden, die als lindenblattförmige Spitze ausgeführt ist. Auf der einen Seite findet sich der Bundesadler auf der anderen Seite der Name des jeweilig beliehenen Verbandes. Bei Umbenennungen eines Verbandes erfolgt daher nur ein Austausch des Krönleins während das Fahnenblatt weiter verwendet wird.
Ausnahmen:
- Fahnen der Kommanden der oberen Führung
- „Fahnen für im Ausland eingesetzte Verbände“ haben auf der Aversseite das Bundeswappen und auf der Reversseite die neun Wappen der österreichischen Bundesländer aufgebracht
- Die Theresianische Militärakademie und die Garde führen ihre Traditionsfahnen.
Die Befestigung des Fahnen-/Standartenblattes erfolgt durch vier Reihen von je 30 ( Standarten: 15) Stück Nägeln. Die Nägel sind aus Messing und haben halbkugelförmige vergoldete Köpfe von 1,3 cm Durchmesser und 2 cm lange, zugespitzte Stifte. Auf den Nagelköpfen können die Namen der Stifter, der Paten, anderer namhafter Personen oder der Offiziere des Verbandes eingraviert werden. Die gravierten Nägel beginnen in der ersten, rot unterlegten Nagelreihe oben und setzen sich entsprechend der Stellung und dem Rang der genannten Personen nach unten und zu den folgenden Nagelreihen fort.
Sonderfälle
Getreu dem Motto "Ausnahmen bestimmen die Regel" gibt es aus unterschiedlichsten Gründen auch Fahnen und Standarten, die nicht den Bestimmungen über deren Aussehen entsprechen. Nachstehend einige Beispiele:
Die Fahne des Akademikerbataillons wurde im Jahr 1999 restauriert und gereinigt. Dabei wurden die beiden Seiten des Fahnenblattes falsch zusammengenäht. Seitdem befindet sich das niederösterreichische Landeswappen auf der Aversseite und das Bundeswappen auf der Reversseite.
Auf den Fahnen des Militärkommandos Tirol und des Jägerbataillons 23 sind die Wappen um 90 Grad verdreht. Auf der Reversseite der Fahne des Jägerbataillons 23 findet sich außerdem der Spruch "In Treue fest".
Die Averssseite der Fahne des Jägerbataillons 26 ist in grüner Farbe und zeigt nicht das Kärntner Landeswappen sondern ein Motiv in Bezug zum Kärntner Gebirgsschützenregiment Nr. 1, dem Traditionsverbandes des Bataillons. Die Reversseite ist weiß und zeigt das Bundeswappen.
Das Pionierbataillon 2 führt eine Standarte, obwohl es weder zu den mechanisierten Truppen noch zu den Luftstreitkräften zugehörig ist.
Beigaben
Unter Beigaben werden grundsätzlich Fahnen-/Standartenbänder subsumiert, welche zu bestimmten Anlässen gewidmet werden.
Stifterband
Das Stifterband ist ein zweiteiliges Band. Es ist mit der Stiftung der Fahne bzw. der Standarte zu übergeben und bei jedem Ausrücken zu führen.
Erinnerungsband
Dabei handelt es sich um ein einteiliges Band, welches zur Erinnerung an einen bestimmten Anlass (z.B. Jubiläum, Partnerschaftsbegründung) oder als Zeichen der besonderen Verbundenheit (z.B. von ausländischen Kontingenten anlässlich eines gemeinsamen Einsatzes) gestiftet und übergeben wird. Erinnerungsbänder werden zusätzlich zum Stifterband geführt.
Einsatzband
Auch das Einsatzband ist ein einteiliges Band. Es dient der Erinnerung und bekundet einen geleisteten Einsatz. Einsatzbänder sind analog wie die Erinnerungsbänder zusätzlich um Stifterband zu führen.
Stifterbänder sind immer zu führen, während Erinnerungs- und Einsatzbänder anlassbezogen geführt werden können, jedoch niemals mehr als zwei Stück.
Ehrensignalhorn & Ehrentrompete
Wie weiter oben ausgeführt wurden an Verbände der Artillerie, der Technischen Truppen und an die Feldjägerbataillone des k. u. k. Heeres keine Fahnen verliehen.
Kopal-Horn
Einzige Ausnahme war das Feldjägerbataillon Nr. 10, das für sein tapferes Verhalten im Gefecht von Santa Lucia und für die Erstürmung des Monte Berico in der Schlacht bei Vicenza 1848 eine reichverzierte Ehrentrompete verliehen erhielt. Diese Trompete führt den Namen des Bataillonskommandanten Oberst Kopal, der in der Schlacht seinen Verwundungen erlegen ist. Über kaiserliche Entschließung gebührte dieser Trompete dieselbe Ehrung, wie sie für Fahnen vorgesehen ist.
Bundesheer der 1. Republik
Jene Truppenteile des Bundesheers, deren Traditionstruppenkörper im k.u.k. Heer keine Fahnen und Standarten geführt haben erhielten ab 1928 ein Ehrensignalhorn. An dieses wurde ein Wappentuch angeheftet, das im Inhalt dem der Fahne entsprach.
Bundesheer der 2. Republik
Ehrensignalhörner werden ausschließlich von Truppen geführt, denen eine Fahne verliehen wurde. Ehrentrompeten können zusätzlich zu Standarten verliehen werden.
Zu einem Ehrensignalhorn gehören:
- Horn,
- Umhängeschnur und
- Wappentuch.
Das Horn, aus versilbertem Messingblech hergestellt, ist in F gestimmt und ohne Mundstück 34 cm lang. Es kann mit vergoldeten Reliefverzierung geschmückt werden und auf dem Schalltrichter eine Widmungsinschrift erhalten. Die Trompete unterscheidet sich vom Horn nur dadurch, dass sie in G gestimmt ist und Sie 61 cm lang ist.
Bei Ausrückungen sind Ehrensignalhorn/Ehrentrompete stets im Zusammenspiel mit der Fahne/Standarte zu verwenden. Fahnen-/Standartenträger, Ehrensignalhorn-/Ehrentrompetenträger und die beiden Fahnenoffiziere werden als Insignientrupp bezeichnet.
Verfasser
Oberst Thomas Lampersberger
Quellen und Literatur
- Bundesministerium für Landesverteidigung, Bestimmungen betreffend Insignien im Österreichischen Bundesheer, Erlass vom 23. März 2020, GZ S9359/2-MFW/2020
- Peter Diem, Die Symbole Österreichs, Wien 1995
- Heeresgeschichtliches Museum (Hrsg.), Das k. u. k. Heer 1895, Graz 1997
- Herbert v. Pattera, Unter Österreichs Fahnen, Graz 1960
- Rolf M. Urrisk, Die Traditionspflege des Österreichischen Bundesheeres 1918 - 1998, Graz 1997
- https://de.wikipedia.org/wiki/Fahne
- https://de.wikipedia.org/wiki/Flagge
- https://de.wikipedia.org/wiki/Standarte
- https://de.wikipedia.org/wiki/Truppenfahne