Schlacht bei Limanowa-Lapanow
Die Schlacht von Limanowa– Łapanów war eine von 1. bis 14. Dezember 1914 dauernde, erfolgreich durchgeführte Operation des k.u.k. Heeres in Westgalizien. Dadurch konnte nachhaltig die Bedrohung Böhmens und Ungarns durch das russische Heer beendet werden.
Ausgangssituation
Ende November 1914 waren die österreichisch-ungarischen Truppen in Galizien bis auf die Höhe von Krakau bzw. über den Karpatenkamm zurückgedrängt worden. Zwischen der bei Krakau stehenden k.u.k. 4. Armee unter Erzherzog Joseph Ferdinand und der in den Karpaten eingesetzten k.u.k. 3. Armee unter Generaloberst Svetozar Boroević klaffte eine 100 Kilometer breite Lücke. Das Eindringen der Russen nach Böhmen bzw. Ungarn stand unmittelbar bevor.
Zur Wiedererlangung der Initiative plante der Generalstabschef im Armeeoberkommando, Feldmarschall Conrad von Hötzendorf, die Durchführung eines Gegenangriffes in die linke Flanke der gegenüber der k.u.k. 4. Armee angreifenden russischen 3. Armee. Den Auftrag hierzu erhielt der Kommandant des k.u.k. XIV. Korps, Feldmarschallleutnant Josef Roth. Zur Durchführung der Offensive wurde die „Armeegruppe Roth“ gebildet. Diese bestand aus der, dem k.u.k. XIV. Korps zugehörigen, 3. und 8. Infanterietruppendivision, verstärkt durch die 13. Landwehr-Infanteriedivision, die deutsche 47. Reserve-Division sowie dem Kavalleriekorps Nagy mit 3 Kavalleriedivisionen.
Im Angriff
Am 1. Dezember öffnete die 13. Landwehr-Infanteriedivision nach kurzer Bereitstellung zusammen mit dem Kavalleriekorps Nagy den Zugang zu dem für den Flankenstoß ausersehenen Raum an der Straße Chabówka – Limanowa.
Am 3. Dezember schwenkte die 13. Landwehr-Infanteriedivision Richtung Norden ein und trat gegen die linke Flanke des russ. IX Korps an. Weiter ostwärts griffen die 3. und die 8. Infanterietruppendivision sowie die deutsche 47. Reserve-Division an. Eine Brigade wurde als Reserve zurückgehalten. Die Kavalleriedivisionen des Kavalleriekorps Nagy klärten Richtung Neusandez sowie in die Tiefe des Angriffsraumes auf.
Der Angriff im winterlich verschneiten Bergland über steile und vereiste Hänge gegen die sich immer wieder in günstigen Stellungen zu neuem Widerstand setzenden Russen stellte hohe Anforderungen an die Truppen, schritt aber dennoch planmäßig voran.
Klares Ziel
Am 5. Dezember machte sich das Eintreffen russischer Verstärkungen fühlbar. Nicht nur aus dem Raum nördlich der Weichsel wurden Kräfte zugeführt, sondern zugleich sollte die russische 8. Armee mit ihrem VIII. Korps über Neusandez auf Limanowa vorstoßen und so gegen die rechte Flanke und den Rücken der bei Łapanów kämpfenden Armeegruppe Roth wirksam werden. Dem Führungsgrundsatz „Klares Ziel“ verfolgend setzte Roth den Angriff aber zielstrebig fort und es gelang die Russen hinter den Fluss Stradomka zurückzudrängen.
Verstärkungen
Als Reaktion auf die russischen Verstärkungen unterstellte das k.u k. Armee-Oberkommando der Armeegruppe Roth das VI. Korps des Feldmarschallleutnant Arz von Straußenburg mit der 39. und 45. Honved-Infanterietruppendivison. Diese wurden bei Limanowa zur Abriegelung der rechten Flanke gegen den russischen Vorstoß eingesetzt.
Am 8. Dezember erhielt auch die k.u.k. 3. Armee den Angriffsbefehl zum Vorstoß über die Karpaten nach Norden. Ihr linker Flügel – die 38. Honved-Inanterietruppendivision - bekam den Auftrag in Flanke und Rücken der bei Neusandez durchgebrochenen vordringenden Russen zu stoßen und die abgebrochene Verbindung mit dem rechten Flügel der 4. Armee wiederherzustellen.
Am 9. Dezember scheiterten die weiteren Angriffe der Armeegrupp Roth gegen das jetzt bei Bochnia eingreifende russische X. Korps. Bei Neusandez hingegen konnten die Russen geworfen werden.
Krise
Die an der Ostflanke erzielten Fortschritte wurden am 10. Dezember von den Russen im Gegenangriff wettgemacht und brachte die Verteidiger von Limanowa in schwere Bedrängnis. Darüber hinaus war der linke Flügel der Angriffsgruppe Roth durch einen Gegenangriff in die Abwehr gedrängt worden und musste hinter die Stradomka zurückgehen. Nur das zähe Ausharren der 47. Reserve-Division bewahrte vor dem völligen Zusammenbruch.
Entscheidung
Um nicht vollends die Initiative zu verlieren wurde die von der k.u.k. 1. Armee kommende 15. Infanterietruppendivision als weitere Verstärkung zugeführt.
Am 11. Dezember konnte das links der Armeegruppe Roth befindliche k.u.k. XI. Korps die russischen Verteidigungsstellungen durchbrechen. Die Krise der Armeegruppe Roth am Nordflügel bei Lapanow wurde dadurch überwunden.
Das bei Limanowa gegen die Südflanke Roths vorgehende russische VIII. Korps wurde durch den von der 39. Honved-Infanteriedivision vorgetragenen Angriff gegen Flanke und Rücken völlig überrascht. Um der eigenen Abschneidung zu entgehen musste General Dragomirow jetzt schnell zurückgehen.
Auch weiter südlich mussten sich die Russen zurückziehen und ermöglichten dadurch den erfolgreichen Durchbruch der 38. Honved-Infanteriedivision nach Norden auf Neusandez, wo am 12. Dezember 1914 an der Dunajec-Brücke die Vereinigung mit der nach Süden stoßenden 39. Honved-Infanteriedivision erfolgte. Die seit 25. November bestehende Frontlücke auf österreichischer Seite wurde dadurch erfolgreich geschlossen.
Am 14. Dezember erkämpfte sich das russische VIII. Korps über Gorlice den Rückzug in das Becken von Jaslo und Krosno. Der Nordflügel der russischen 3. Armee, das XI. Korps, räumte am Abend die Front bei Niepołomice und ging über Bochnia auf Tarnów zurück. Im Zentrum ging das X. Korps vor Lapanow ebenfalls zurück. Der Sieg der Armeegruppe Roth war damit entschieden.
Bewertung
Der Sieg von Limanowa-Lapanow ist als Krönung des monatelangen Ringens der k.u.k. Truppen in Galizien während des Herbstes 1914 anzusehen. Hervorragende operative Führung und opfervolle Leistungen der Truppe schufen die Voraussetzungen, dass aus der überaus kritischen Lage im Raum südostwärts von Krakau einer der wichtigsten Siege des Feldzuges wurde. Hier gelang es die Initiative wiederzugewinnen und die russischen Offensivabsichten nachhaltig zu vereiteln.
Verfasser
Oberst Thomas Lampersberger
Quellen:
- Georg von Reichlin-Meldegg: Der Löwe von Limanowa, Graz 2005
- Verl. der Militärwiss. Mitteilungen (Hrsg.): Österreich-Ungarns Letzter Krieg 1914 - 1918, Band 1 - Das Kriegsjahr 1914, 1932
- Arbeitsgemeinschaft Truppendienst (Hrsg.): Der Erste Weltkrieg, Wien 1989
- https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Roth_von_Limanowa-Łapanów
- https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Limanowa-Lapanow