150 Jahre Postkarte
Emanuel Herrmann (* 24. Juni 1839, † 13. Juli 1902) war ein österreichischer Nationalökonom. Er machte den ausschlaggebenden Vorschlag für die erstmalige postamtlich-offizielle Einführung der Postkarte in Österreich-Ungarn.
Eine Idee erobert die Welt
Von 1868 bis 1871 unterrichtete Herrmann Nationalökonomie und Rechtswissenschaften an der K. u. K. Theresianischen Militärakademie. In dieser Zeit - am 26. Jänner 1869 - veröffentlichte er in der Neuen Freien Presse einen Beitrag unter dem Titel „Über eine neue Art der Korrespondenz mittels der Post“. In diesem Artikel regte er an, dass alle geschriebenen oder durch Kopiermaschinen oder mittels Druck erzeugten Karten im Format eines gewöhnlichen Briefkuverts offen mit einer Zweikreuzermarke versendet werden dürfen, wenn sie mit Einschluss der Adresse und Unterschrift des Absenders nicht mehr als 20 Worte enthalten.
Der Vorschlag Herrmanns fiel auf fruchtbaren Boden. Der damalige General-Postdirektor Ritter v. Maly griff den Gedanken auf. Schon im September 1869 erschien die Verordnung des Handelsministeriums über die Einführung der Korrespondenzkarte, wonach vom 1. Oktober 1869 von der Postverwaltung Postkarten ausgegeben werden, auf welchen kurze schriftliche Mitteilungen nach allen Orten der Monarchie ohne Unterschied der Entfernung gegen eine Gebühr von zwei Neukreuzern befördert werden können.
Der von Herrmann vorgeschlagene Name Postkarte wurde von der Postverwaltung in Wien zwar in Correspondenzkarte geändert, dies hatte jedoch auf den durchschlagenden Erfolg keinen negativen Einfluss.
Auch unter diesem Namen verkaufte sich die Postkarte bereits im ersten Monat unglaubliche 1,4 Millionen Mal. Herrmanns Idee wurde begeistert aufgenommen und erfreute sich binnen kürzester Zeit in der gesamten Donaumonarchie größter Beliebtheit und begab sich danach auf einen weltweiten Siegeszug.
Ausstellung
Zum Anlass der 150-jährigen Jubläums der Erfindung der Postkarte veranstaltete der Österreichischer Philatelistenklub Vindobona am Samstag, den 21. September 2019 im Maria-Theresian-Rittersaal der Militärakademie eine Ausstellung bei der auch eine der ersten Korrespondenzkarten zu sehen war.
Die Postkarte – immer noch ein Grund zur Freude
Heute sind die Zahlen versendeter Postkarten zwar stark rückläufig, aber noch immer werden hunderte Millionen pro Jahr weltweit versendet, besonders natürlich in den Sommermonaten unserer Breiten von Juni bis August.
Somit trotzt sie E-Mail, Facebook und WhatsApp, den digitalen Alternativen, die inzwischen die größte Rolle bei Urlaubsgrüßen spielen. E-Cards der Postunternehmen und sogar Apps zur digitalen Verarbeitung individueller Urlaubsgrüße stehen uns heute zur Verfügung. Eine traditionelle Postkarte ist laut Umfragen jedoch für viele immer noch ein Grund zur Freude. Für Schreibende und Empfänger gleichermaßen, immerhin hat das Stück Karton meist einen stolzen Weg zurückgelegt und man scheint sich der Mühe einer handgeschriebenen und eigens frankierten Karte Wert zu sein.