60 Jahre Jahrgangsabzeichen
Am Donnerstag, dem 4. Februar 1965 - der Tag vor dem Burgball - wurde in der Aula Academica erstmals ein Jahrgangsabzeichen verliehen. Nicht-wissend, dass damit eine bis heute währende Tradition begründet wurde und nicht-ahnend, welche Bedeutung Jahrgangsabzeichen an der Militärakademie einmal erlangen werden, gibt es von diesem Ereignis kein Foto. Auch im Jahrbuch 1965 wird die Abzeichenverleihung nur mit einem Satz erwähnt. Dank der schriftlich festgehaltenen Erinnerungen von Angehörigen des Jahrganges "Lissa" aus dem Jahr 2016 sind die Beweggründe für die Einführung eines Jahrgangsabzeichens und der Weg dorthin aber bekannt.
Die Idee entstand im Jahr 1964 in Folge von Kontakten mit der Offiziersschule des Heeres der französischen Streitkräften, der École spéciale militaire de Saint-Cyr. Dort gibt es die Tradition der Vergabe von Jahrgangsnamen seit dem Jahr 1835.
Zuerst besuchte im März 1964 eine Delegation aus Frankreich die Militärakademie. In Folge erfolgte ein Gegenbesuch im April, an dem der damalige Oberleutnant Nikolaus Horvath und fünf Fähnriche des Ausmusterungsjahrganges 1964 teilnahmen.
Im Mai 1964 stattete auch der Kommandant der Militärakademie, Generalmajor Erich Watzek, der französischen Offiziersausbildungsstätte einen offiziellen Besuch ab.
Das Schlüsselerlebnis aber bildete die Internationale Militärpilgerfahrt nach Lourdes im Jahr 1964. Aus dem 1. Jahrgang - der spätere Jahrgang "Lissa" - nahmen 23 Fähnriche an diesem Ereignis mit insgesamt 45.000 Teilnehmern teil. Die Fähnriche wurden dabei von Offiziersanwärtern der École spéciale militaire de Saint-Cyr betreut und am Ende des Aufenthaltes in Frankreich, kam es dazu, was heute auch noch üblich ist: Dem Austausch von Geschenken, ua. wurde dabei auch ein Jahrgangsabzeichen des Jahrganges "Corse et Provence" den Fähnrichen überreicht.
Entscheidung
Unmittelbar nach der Rückkehr begann unter den Militärakademikern die Diskussion, ob ein derartiges Jahrgangsabzeichen nicht auch an der Militärakademie eingeführt werden sollte. Ein Jahrgangslied war ja schon da, aber ein gemeinsames sichtbares Zeichen würde den Ausdruck der Gemeinschaft natürlich noch viel mehr verdeutlichen. Die Entscheidung im Jahrgang war daher eindeutig: "Ja, wir wollen ein gemeinsames Jahrgangssymbol in Form eines Abzeichens."
Namensfindung
Der nächste Schritt war nun die Findung eines passenden Namens. Einerseits, ob der Vielzahl an denkwürdigen Ereignissen und erfolgreichen Personen, nicht einfach, andererseits als Ausmusterungsjahrgang 1966 doch: Ein Gedenken an die Schlachten bei Custozza und Lissa vor 100 Jahren lag auf der Hand. In einer geheimen Wahl entschied sich der Jahrgang für "Lissa". Unbewusst wurde damit auch die bis heute gültige Regelung getroffen, dass der Jahrgang sich selbst den Namen aussucht - was in Frankreich nicht immer der Fall war und ist.
Entwicklung des Jahrgangsabzeichens
Das dazugehörige Abzeichen sollte die Verbundenheit zur Militärakademie zeigen. Damit war klar, dass neben der Verbindung zum Jahrgangsnahmen auch ein Symbol des Militär-Maria-Theresien-Ordens sowie der Schwur "Treu bis in den Tod" in das Abzeichen integriert werden müssen. Der von Militärakademiker Kurt Potschka erstellte Designvorschlag erhielt am 21. November 1964 die volle Zustimmung des Jahrganges.
Genehmigung
Die nächste Herausforderung für den Jahrgang stellte sich darin, dass Name und Abzeichen natürlich noch offiziell genehmigt werden mussten. Tatkräftige Unterstützung fand der Jahrgang beim Lehrgruppenoffizier Oberleutnant Horvath, der ja selbst die Bedeutung der Jahrgangsnamen und -abzeichen in Frankreich erlebt hatte. Der Jahrgangskommandant Major Karl Fahringer und der Kommandant des Akademikerbataillons, Major Ludwig Gschwandtner, reichten den Antrag befürwortet weiter. Auch Akademiekommandant Generalmajor Watzek war von der Idee überzeugt und so ging der Antrag zur Genehmigung ins Ministerium, die rasch erfolgte.
Die Wahl von Jahrgangsnamen, die Verleihung von dazugehörigen Jahrgangsabzeichen und das Tragen dieser zur Uniform war somit offiziell genehmigt.
Folgen für das Bundesheer
Die Genehmigung der Zuweisung des Jahrgangsnamens "Lissa" und die Verleihung des Jahrgangsabzeichens hat die Abzeichenkultur im Bundesheer wesentlich beeinflusst.
Nicht nur an der Militärakademie wurden fortan Jahrgangsabzeichen verliehen. Es folgten die Truppenkörperabzeichen (1980) sowie die Lehrgangsabzeichen an der Heeresunteroffiziersakademie (1995) und der Landesverteidigungsakademie.