AEIOU
Die „third mission“ der Theresianischen Militärakademie als hochschulische Bildungseinrichtung betrifft den Bereich Kultur und Geschichte. Traditionen werden gelebt, die Verbindung zu Absolventen aktiv aufrechterhalten. Der Speisesaal trägt daher den Namen „Alt-Neustädter-Saal“ und ist mit den Abzeichen der ausgemusterten Jahrgänge geschmückt. Dennoch hat eine weiße Wand den Raum dominiert und verlangte nach einer Gestaltung. Diese wurde in Form eines Gemäldes gefunden.
Das Gemälde schmückt seit Herbst 2022 den "Alt-Neustädter-Saal", am Montag, dem 27. Februar 2023, erfolgte in einem kleinen Festakt die offizielle Präsentation.
Die Idee der Leihgabe
„Ein Gemälde soll es sein, doch wie dieses finanzieren?“ schilderte der Akademiekommandant in seiner Ansprache die Hauptfrage zu Beginn des Projektes. Und weiter „Eine Beschaffung aus Mitteln des Bundes schied von Beginn an aus, eine Spendenaktion war zu unsicher. Daher entstand der Gedanke der Leihgabe.“
Der „Brückenbauer“ zu einem potentiellen Leihgeber war Generalleutnant i.R. Johann Culik. Als Militärkommandant von Niederösterreich pflegte er eine Partnerschaft mit der Raiffeisen-Landesbank Niederösterreich-Wien und gewann nun deren Aufsichtsratsvorsitzenden, Mag. Erwin Hameseder, für die Idee.
Kunst im Militär
Mag. Hameseder, dem Bundesheer und der Militärakademie verbunden ob seines Dienstgrades Generalmajor und seiner Funktion als Milizbeauftragter des Bundesheeres, freute sich, dass „Kunst den Weg ins Militär gefunden hat und dass das Werk eines niederösterreichischen Künstlers an der Militärakademie, einer einzigartigen Bildungsstätte, eine Heimat hat.“
Rudolf Leitner-Gründberg
Das Werk wurde geschaffen von Mag. Rudolf Leitner-Gründberg. Dieser wurde 1955 in Gründberg bei Linz geboren. 1976 begann er das Kunststudium an der heutigen Universität für angewandten Kunst in Wien, das er 1980 abschloss. Mit diesem Jahr begannen auch seine Ausstellungstätigkeiten. Bis heute gab und gibt es eine langjährige Zusammenarbeit mit zahlreichen Galerien im deutschsprachigen Raum in Form von Einzelausstellungen. Seine Werke finden sich in öffentlichen und privaten Kunstsammlungen in Europa, aber auch in den USA.
1987 erfolgte die Übersiedelung in dem aus dem 12. Jahrhundert stammenden Pfarrhof von Wolfsbach im Bezirk Amstetten, wo der Künstler seitdem mit seiner Familie lebt und arbeitet. Sukzessive verwandelte Rudolf Leitner-Gründberg den Pfarrhof in ein Gesamtkunstwerk, in dem Leben und Arbeit, Werk und Örtlichkeit eine Einheit bilden. Eine Abordnung der TherMilAk konnte sich vor Ort davon überzeugen – oder besser dies erleben.
Krankheitsbedingt konnte der Künstler nicht persönlich anwesend sein und sein Werk präsentieren. Stellvertretend erfolgte dies durch den Kunsthistoriker Mag. Carl Aigner.
Beschreibung des Werkes
Das umfangreiche Werk von Rudolf Leitner-Gründberg ist in Vielem mit der Auseinandersetzung von Zeit und Geschichte geprägt. Das gilt auch für das neue, explizit für die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt geschaffene Ölgemälde AEIOU. Auf Einladung der Theresianischen Militärakademie, inspiriert von ihrer Geschichte und Atmosphäre, schuf der Künstler für den Speise- und Veranstaltungsraum ein großformatiges Ölgemälde. In Form eines weiten historischen Bogens werden Meilensteine ihrer Geschichte mit den künstlerischen Mitteln der Malerei veranschaulicht. Bereits mit dem Bildtitel wird in signifikanter Weise Geschichtliches aufgerufen. Die Komposition des Bildes fokussiert sich auf zwei Bereiche: Die für die habsburgische und österreichische Historie signifikanten Farben Rot, Gold (Gelb) und Weiß bilden den bewegten Gesamtraum des Gemäldes und verweisen auf die heutige österreichische Fahne. Mit verschiedenen bildnerischen Mitteln wie dem Bild-im-Bild-Verfahren, das Anführen von Jahreszahlen und historische Namen als Bildelemente, werden die Farben mit für die Theresianische Militärakademie relevanten historischen Geschehnisse verwoben und sichtbar gemacht.
So säumt den linken Bildrand skizzenhaft das Bildnis Maria Theresias, der Begründerin der Militärakademie. Am rechten Bildrand unten findet sich ein Bildzitat von der Übergabe des rot-weiß-roten Banners von Kaiser Heinrich VI. an Herzog Leopold V., der die Stadt Wiener Neustadt mit dem Lösegeld von Richard Löwenherz gründete und finanzierte (es ist dem Babenberger-Stammbaum von Stift Klosterneuburg entnommen). Die Jahreszahl 1958 (Wiedereröffnung der Militärakademie nach dem 2. Weltkrieg) und das Anführen historisch relevanter Namen (u.a. Kaiserin Maria Theresia, Richard Löwenherz, dessen Mutter Eleonore von Aquitanien) vermitteln die über Jahrhunderte entstandene historischen Verflechtungen, die zur Gründung und Gegenwart der Theresianischen Militärakademie führten. Die in der Bildmitte aufsteigenden leeren Blätter verweisen auf die noch offene Zukunft der Gestaltungsmöglichkeit der Institution, welche durch die von oben kommenden gelben Strahlen verkörpert wird. Bei eingehender Betrachtung wird derart das Werk Schritt für Schritt „lesbar“ und anschaulich. Dabei vermittelt die dynamische Farbgebung insgesamt eine positive, anregende Stimmung.
Ohne plakativem Gestus und mit der dem Künstler eigenen bildnerischen Handschrift (etwa seine Verwendung von Blattgold als Malfarbe und nicht als Oberflächenglanz) hat er eine farbintensive, im Spannungsfeld von gegenständlich und abstrakt situierte vielschichtige Hommage an die Theresianische Militärakademie und ihre Geschichte geschaffen.