Aller guten Dinge sind 3
Drei 10-jährige Ausmusterungsjubiläen in einem Jahr - wahrlich eine Besonderheit! War es für den Jahrgang "Novak von Arienti" Corona-bedingt ein in das 11. Jahr nach der Ausmusterung verschobenes Treffen, so war klar, dass die Jahrgänge "Freiherr von Lehar" und "Ritter von Lehmann" gemeinsam das Jubiläum begehen werden, haben sie doch auch am Freitag, dem 30. September 2011 gemeinsam ihre Ausbildung zum Truppenoffizier beendet.
Begründet war dies in der im Jahr 2008 erfolgten Anpassungen der Truppenoffiziersausbildung an die europaweite Harmonisierung von Studiengängen (Bologna-Prozess). Die Ausbildungszeit wurde auf drei Jahre reduziert. 2011 musterten daher zwei Jahrgänge aus - der Jahrgang "Ritter von Lehmann" ausgebildet nach dem vierjährigen Modell und der Jahrgang "Freiherr von Lehar" nach dem dreijährigen.
Lehmann-Geist
Am Freitag, dem 29. Oktober 2021, kamen 52 von den insgesamt 64 Angehörigen des Jahrganges zurück nach Wiener Neustadt, um das Ausmusterungsjubiläum zu begehen.
Nach einer Kranzniederlegung am Denkmal Maria-Theresias erfolgten die Baumspende des "Lehmann-Baumes" in der Allee der Jahrgänge sowie die Segnung des Lehmann-Wimpels. Der "Lehmann-Geist" - der besondere Zusammenhalt den der Jahrgang während seiner Zeit an der Militärakademie gezeigt hat - war dabei auch nach 10-Jahren getrennt sein immer noch deutlich zu spüren.
Blick zurück und nach vor
Im Maria-Theresien-Rittersaal begrüßte der Akademiekommandant die "Lehmänner" und schilderte aktuelle Entwicklungen und Vorhaben.
Major Christian Stadler, Angehöriger des Jahrganges und derzeit Jahrgangskommandant, präsentierte einen Vergleich der selbst erlebten Ausbildung vor zehn Jahren mit dem Ablauf und den Inhalten der Ausbildung von heute und zeigte so die Veränderungen in der Truppenoffiziersausbildung innerhalb der letzten 10 Jahre auf.
Major Alexander Treiblmaier, ebenfalls Jahrgangsangehöriger und nun im Entwicklungsteam für den Fachhochschul-Bachelorstudiengang Militärische informations- und kommunikationstechnoligische Führung, erklärte die Notwendigkeiten, Absichten und geplanten Inhalte der Neugestaltung der Ausbildung der IKT-Offiziere.
Major des Generalstabsdienstes Alexander Böhm, ein weiteres Jahrgangsmitglied und nun Lehroffizier an der Landesverteidigungsakademie, stellte in seinem Vortrag, die Inhalte und Abläufe der Offiziersweiterbildung dar und zeigte so, was die Jahrgangskameraden in den nächsten zehn Jahren im Bereich der Laufbahnkurse erwarten wird.
Den Abschluss fand das Treffen mit einem Jahrgangsabend im Seminarzentrum Seebenstein. Der Folgetag diente einer Wanderung von Seebenstein nach Leiding unter dem Motto "Auf den Spuren des Truppenoffizierslehrganges 1" - so manche Erinnerung wurde dabei geweckt.
Ritter von Lehmann
Moritz Ritter von Lehmann wurde am 15. Juni 1836 in Galizien geboren. Er absolvierte als einer der Besten seines Jahrganges die k.k. Militärakademie, von wo er 1854 als Unterleutnant zum 1. Ulanenregiment ausmustert wurde.
Als Rittmeister II. Klasse nahm er mit seinen Soldaten im Jahr 1859 an den Schlachten bei Turbigo, Magenta und Solferino teil. Für seinen gezeigten Mut in der Schlacht von Orfengo wurde er mit dem Militär-Verdienstkreuz ausgezeichnet.
Zu Beginn des deutsch-deutschen Krieges im Jahr 1866 war er mit seiner Escadron im 1. Ulanenregiment an der westgalizischen Grenze bei Oswiêcim (Auschwitz) eingesetzt. Am 27. Juni rückten preußische Truppen in Regimentsstärke aus Preußisch-Schlesien Richtung Bahnhof von Oswiêcim vor. Die Einnahme des Bahnhofs hätte einerseits das Unterbinden des österreichischen Nachschubs bedeutet und andererseits ein Heranbringen von Teilen der 2. Preußischen Armee begünstigt. Nachdem Lehmann kurz die Lage beurteilt hatte, gelangte er zu einem mutigen Entschluss: Angriff! Mit sechs Ulanenzügen griff er überraschend das preußische Ulanenregiment an. Durch die bei dem Angriff gewonnene Zeit wurde das Vorgehen des preußischen Regimentes zum Stillstand gebracht. Dies gab den österreichischen Truppen die Möglichkeit sich zur Verteidigung einrichten. Die folgenden Angriffe der preußischen Truppen konnten abgewehrt werden.
Ritter von Lehmann, bei diesem Gefecht tödlich verletzt, wurde posthum für sein eigeninitatives Handeln mit dem Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet.