Bildung-Macht-Religion, ein Spannungsfeld?
Perspektiven 21
Die Veranstaltung am Donnerstag, den 27. Juni 2019 fand im Rahmen der Reihe "Perspektiven 21" statt. Dies ist ein Gesprächsformat der Militärakademie, wo Persönlichkeiten aus Politik, Religion, Kunst und Kultur ihre Sicht zu den besonderen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts erläutern, und sich im Diskurs mit dem Publikum austauschen.
Vergleichende Sicht von Religionen
Nach den Grußworten des Akademiekommandanten gestaltete Univ. Prof. DDr. Johann Figl das Impulsreferat. Religionswissenschaft habe zwei Anliegen, die Religionen von außen zu betrachten und eine vergleichende Sicht von Religionen zu ermöglichen, so der emeritierte Religionswissenschaftler an der Universität Wien. Der Prozess der Bildung sei eine Herzensbildung, die wiederholt wird. Die Macht von Religion sei geistig, aber soll auch in die politischen, sozialen und traditionellen Vorstellungen eindringen. Die eigentliche Macht führe zum Absoluten, zur transzendenten Wirklichkeit. In den 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert aus „Homo Deus - Eine Geschichte von Morgen“ von Yuval Harari, Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem, stehe Gott im Dienste der Nationen, die Identitäten brauchen, um die staatliche Macht zu unterstützen. Religion als Sinnerfüllung gegen irreführenden Machtanspruch müsse weitergebildet werden!
Die moderierte Diskussion mit Arian Faal
Die anschießende hochkarätige durch den Journalisten Arian Faal moderierte Diskussionsrunde mit Gregor Schwimbersky, Leiter des evangelischen Institutes für militärethische Studien, dem orthodoxen Erzpriester Alexander Lapin und Stefan Gugerel, Leiter des katholischen Institutes für Religion und Frieden, brachte viele Gemeinsamkeiten an den Tag. Macht sähe keiner mehr als „exekutiv“ eher im Dialog miteinander, man entdecke Möglichkeiten. Unter Bildung verstehe man eher „Vorbild“, Fachausbildung sei auch notwendig, Religion breche Grenzen, weil sie auf dem Menschlichen aufbaue und nicht auf dem Bürgerlichen. Die Diskussion ging dann in Richtung „Unterricht von Weltreligionen“ an den Schulen, wo man dank der Erläuterungen einer betroffenen Religionspädagogin in die Realität zurückgeholt wurde, dass an österreichischen Schulen aufgrund der Abmeldemöglichkeit in diesem Fach ein sehr geringer Prozentsatz diesen Unterricht besuche und Ethik sei noch immer kein Pflichtgegenstand. Religionsunterricht könne auch nur Wissen vermitteln, niemals den Glauben, der sei die Grundaufgabe der Eltern. Die Gefahr sei, dass man glaube, eine Bildung – also Wissen – zu haben, aber man besäße allerdings nur eine Meinung! Man habe Recht auf Bildung, den Willen zur Entfaltung aller Menschen, müsse man fördern!
Die Diskussion wurde mit einer Aussage einer 105-jährigen Frau vielversprechend beendet, sie glaube an Gott, sie wisse, was sie wolle und sie wisse, wofür sie lebe!