Blackout
Wenn kein Licht, kein Handy, kein Internet, keine (Gas-, Fernwärme-, Öl-, Zentral-)Heizung, kein Bankomat, keine Tankstelle, keine Ampeln, keine Kassa und auch keine Straßenbahnen mehr funktioniert. Wenn Aufzüge einfach steckenbleiben, oder sogar das Wasser aufhört zu rinnen und damit auch keine Toilettenspülungen mehr funktionieren. Wenn Sie nicht mehr kochen können, dann ist etwas eingetreten, was viele für unmöglich halten: Blackout – ein plötzlicher, überregionaler und länger andauernden Ausfall großer Stromnetze.
Vortrag
Im vollbesetzten Maria-Theresien-Rittersaal war am späten Nachmittag des 17. Februars 2020 ein doch besorgniserregender Vortrag von Oberst i.R. Gottfried Pausch über „Blackout und seine Folgen“ zu erleben.
Neben dem Akademiekommandanten, aktiven und bereits im Ruhestand befindlichen Angehörigen der Militärakademie nahmen auch Lehrgangsteilnehmer und die Schüler der BHAK für Führung und Sicherheit am Vortrag teil.
100%-Wahrscheinlichkeit
Obwohl die Energieversorgung Österreichs zu den weltweit besten und verlässlichsten zähle, ist die essentielle Frage im Zusammenhang mit einem Blackout nicht „ob“ sondern „wann“ ein derartiges Ereignis eintritt. Experten gehen von einer 100%-Wahrscheinlichkeit in den nächsten fünf Jahren aus.
Gottfried Pausch ging mit der Problematik in medias res und schilderte mit Kraftbildern die Ereignisse nach dem verheerenden Schneefall in Kärnten im vorigen November oder nach dem Sturm Sabine der Vorwoche. Dies waren allerdings nur bedeutende Störfälle, aber noch kein Blackout. Ein Beispiel lieferte der 16. Juni 2019, wo in sechs Staaten Südamerikas, 15 Stunden lang ca. 50 Millionen Personen ohne Strom und Infrastruktur verharren mussten. Die Wahrscheinlichkeit für weitere Blackouts steigt, weil aufgrund steigender Auslastung und der fortschreitenden Digitalisierung die Netze immer komplexer werden und damit auch die Störanfälligkeit zunimmt. Die Energie-Versorger scheinen mit ihren Großkraftwerken am Ender ihrer Kapazität. Elementarereignisse können diese zerstören, aber auch Hacker-Angriffe bedrohen diese.
Verheerende Folgen
Die Folgen eines Blackouts sind verheerend. „Denken wir an den unlängst geschehenen Ausfall des A1-Festnetzes für 4½ Stunden! Ohne Strom gehen keine Ampel, keine Schrankenanlangen, die Tunnel werden gesperrt, der Treibstoff wird rationiert, Engpässe entstehen in der Lebensmittelversorgung, die nur noch mit Bargeld bezahlbar ist und im Gesundheitswesen, schlussendlich muss man noch an die Gefährdung der öffentlichen Sicherheit denken.“ so der Vortragende. Volkswirtschaftlich rechnet man mit 1 Milliarde Euro Schaden pro Tag bei einem österreichweiten Blackout.
Vorsorge
Der Vorsorge kommt daher große Bedeutung zu. Im Rahmen einer Umfassenden Sicherheits-Vorsorge sind die Behörden gefordert. Ohne entsprechende Vorbereitung der Bevölkerung geht jedoch gar nichts, da die Behörden in Anlassfall rasch an ihre Grenzen geraten werden.
„Die Selbshilfefähigkeit der Bürger gehört unbedingt verbessert“ mahnte mehrmals Gottfried Pausch. „Zwei Wochen muss man aushalten. Was heißt dies nun für einen beim Essen, beim Heizen und bei der Kommunikation? Eine Grundnahrung als Notvorrat muss sich jeder überlegen!“
Maßnahmen an der Militärakademie
Im Auftrag des Kommandanten der Militärakademie beschäftigen sich auch Offiziere des Hauses mit einem Blackout-Szenario. Einerseits muss die Frage geklärt werden, wie weit ist die Militärakademie darauf vorbereit bzw. welche Maßnahmen sind dazu notwendig. Andererseits geht es um mögliche Aufgabenstellungen zur Unterstützung der Behörden im Falle eines Blackouts. Die Ergebnisse werden sowohl infrastrukturell umgesetzt werden als auch in die Lehre Eingang finden.