Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina ist ein herzförmiges Land im Zentrum Südosteuropas. Wo östliche und westliche Zivilisationen aufeinandertreffen, manchmal auch auseinandersetzen, aber häufiger bereichern und gegenseitig stärken, was ihre lange und faszinierende Geschichte auch bestätigt.
Bosnien und Herzegowina ist ein langer Name für ein Land mit einer Fläche von 51.197 km². Bosnien bedeckt den Norden und das Zentrum des Landes mit einem Namen, der wahrscheinlich von "Bosana" abgeleitet ist, einem alten indoeuropäischen Wort, das Wasser bedeutet.
Im südlichen Teil des antiken Hum, herrschte Herceg Stjepan, womit der südliche Teil dieses Landes nach der Eroberung der Osmanen in Erinnerung nach ihm „Herzegowina“ benannt wurde. Das vielleicht wichtigste für die Besucher von heute ist jedoch, dass Bosnien und Herzegowina ein atemberaubend schönes Land mit einem riesigen natürlichen Reichtum und einer Vielzahl von Landschaften, Kulturen, Traditionen und Menschen ist.
Der Bundesstaat
Das Staatsgebiet liegt östlich des Adriatischen Meeres auf der Balkanhalbinsel und befindet sich nahezu komplett im Dinarischen Gebirge. Nachbarstaaten sind im Norden und Westen Kroatien, im Osten Serbien und Montenegro im Südosten. Die bosnische Bevölkerung betrug 2013 gut 3,5 Millionen. Hauptstadt und größte Stadt des Landes ist Sarajevo, weitere Großstädte sind Banja Luka, Tuzla, Zenica, Bijeljina und Mostar.
Der Staat ging in seiner heutigen Form aus dem Abkommen von Dayton (1995) hervor und ist laut diesem Rechtsnachfolger der Republik Bosnien und Herzegowina. Der Vertrag von Dayton beendete den Krieg im Land und schuf einen einheitlichen Staat. Heute besteht Bosnien und Herzegowina aus den beiden Entitäten Föderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska. Das Sonderverwaltungsgebiet Brčko wurde nachträglich aus zu beiden Entitäten zugehörigen Anteilen der Vorkriegs-Großgemeinde Brčko geschaffen und fungiert heute als Kondominium beider Entitäten, verwaltet sich jedoch selbständig.
Das politische System wird von Wissenschaftlern und Journalisten häufig als „kompliziertestes Regierungssystem der Welt“ bezeichnet. Der Gesamtstaat, die Entitäten und die 10 Kantone haben jeweils eigene legislative und exekutive Strukturen. Dazu unterliegt das Land noch einem internationalen Mandat. Im Demokratieindex 2016 belegt Bosnien und Herzegowina Platz 101 von 167 Ländern und gilt damit als eine „Hybridregime“ mit demokratischen und autoritären Elementen.
Ende Februar 2008 beschlossen EU-Vertreter gemeinsam mit Gesandten der USA und Russlands, den Hohen Repräsentanten auf unbestimmte Zeit im Land zu lassen. Am 16. Juni 2008 wurde das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union abgeschlossen, das als wichtige Vorstufe für den angestrebten Beitritt zur EU gilt. Die Unterzeichnung wurde von einer Polizeireform abhängig gemacht. Die Polizei beider Landesteile wurde aufgerufen intensiver miteinander zu kooperieren, insbesondere um weitere Kriegsverbrecher zu überführen. Seit 2003 agiert die European Union Police Mission (EUPM) in Bosnien und Herzegowina. Primär ist sie für die Bekämpfung des organisierten Verbrechens und für die Beratung hinsichtlich der Polizeireform zuständig.
Bosnien und Herzegowina ist Mitglied des Mitteleuropäischen Freihandelsabkommens, der Vereinten Nationen, der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (Beobachterstatus), des Europarates, Teilnehmer der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und des Kooperationsrates für Südosteuropa. Des Weiteren ist das Land seit 2010 offizieller Beitrittskandidat für eine NATO-Mitgliedschaft und potentieller Beitrittskandidat der Europäischen Union.
Flagge
Die Flagge zeigt ein goldenes Dreieck vor einem blauen Hintergrund. Am unteren Rand des Dreiecks zieht sich eine als unendlich gedachte Kette weißer, fünfzackiger Sterne entlang.
Das Dreieck symbolisiert die geographischen Umrisse von Bosnien und Herzegowina und steht zugleich für die drei Volksgruppen im Land. Die Farbe Gelb steht dabei für Frieden und die Sonne. Die blaue Farbe und die Sterne symbolisieren Europa.
Geographie
Bosnien und Herzegowina liegt im westlichen Teil der Balkanhalbinsel und ist in weiten Teilen durch eine bewaldete Mittelgebirgslandschaft geprägt, wobei die höchsten Berge Höhen von fast 2400 Metern über dem Meeresspiegel erreichen. Ein Teil des Berglandes, insbesondere in den westlichen Landesteilen und der Herzegowina, ist verkarstet. Das hier anfallende Oberflächenwasser gelangt nicht in die großen Flusssysteme, sondern versickert größtenteils. Im Süden sowie in der nördlich gelegenen Save-Niederung gibt es auch flachere Regionen, die landwirtschaftlich genutzt werden. Ebenfalls im Süden befindet sich die 20 Kilometer lange Adria-Küste bei Neum. Die höchstgelegenen Gebiete des Landes befinden sich im Südosten, an der historischen Grenze zwischen Bosnien und der Herzegowina. Der Gipfel des südlich von Foča an der montenegrinischen Grenze gelegenen Maglić-Massivs ist mit 2386 Metern der höchste Punkt. Der Rest des Landes ist vorwiegend von Mittelgebirgslandschaft geprägt.
Bosnien und Herzegowina liegt im Übergangsgebiet zwischen mediterranem und kontinentalem Klima. Die Winter können sehr kalt werden und Temperaturen bis zu −20 Grad Celsius sind keine Seltenheit. Die Sommer sind aufgrund der Lage des Landes überwiegend sehr heiß und trocken.
Wirtschaft
Die strikte Geldpolitik, die einen festen Wechselkurs der Konvertiblen Mark zum Euro beinhaltet, trug zur Stabilität der Währung bei. Das Bankwesen wurde reformiert, wobei ausländische Banken 85 Prozent der Banken kontrollieren. Die offiziell angegebene Arbeitslosenrate liegt bei 28,2 % und die Jugendarbeitslosigkeit sogar 67,6 % wobei diese Rate durch einen großen grauen Wirtschaftssektor reduziert wird. Die Einführung einer Mehrwertsteuer im Jahr 2006 hat die Staatseinnahmen erhöht.
Das Bruttoinlandsprodukt des Landes betrug im Jahr 2015 ca. 14,21 Milliarden Euro, das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 3.749 Euro.
Streitkräfte
Bis Ende 2005 lag die Verteidigungspolitik bei den beiden Entitäten. Seit 2006 unterstehen die Streitkräfte der Staatspräsidentschaft und dem 2004 geschaffenen Verteidigungsministerium der Staatsebene. Die gemeinsame Armee besteht aus bis zu 10.000 aktiven Berufssoldaten und einer etwa halb so starken „aktiven Reserve“. Neben den formal integrierten operativen Strukturen bestehen jeweils ein bosniakisches, ein serbisches und ein kroatisches Regiment, die die Traditionen der drei Teilstreitkräfte ARBiH, HVO und VRS fortführen sollen. Die allgemeine Wehrpflicht wurde am 1. Januar 2006 aufgehoben. Angestrebt wird die Integration der Streitkräfte in europäische und euroatlantische Strukturen und die Beteiligung an UN-Einsätzen. 2006 trat Bosnien und Herzegowina der NATO-„Partnerschaft für den Frieden“ bei. Im Oktober 2010 wurde ein aus 45 Mitgliedern bestehendes militärisches Kontingent zur Unterstützung der International Security Assistance Force (ISAF) nach Afghanistan entsandt. Die Truppenstärke hat sich bis 2012 auf 53 Soldaten erhöht.
Die Größe und Struktur der Streitkräfte von Bosnien und Herzegowina wird durch die Beschlüsse der Präsidentschaft von Bosnien und Herzegowina festgelegt. So wurde festgelegt, dass die Streitkräfte von Bosnien und Herzegowina 16.000 Mitglieder haben sollten, und zwar:
- 10.000 professionelles Militärpersonal (Generäle, Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten)
- 6.000 Reservepersonal
Darüber hinaus versehen 1.000 Zivilpersonen in den Streitkräften von Bosnien und Herzegowina Dienst.
Gemäß dem Gesetz zur Verteidigung von Bosnien und Herzegowina sind die Aufgaben der Streitkräfte:
- Teilnahme an gemeinsamen Sicherheits-, Friedens- und Selbstverteidigungsoperationen, einschließlich der Bekämpfung des Terrorismus,
- militärische Verteidigung von Bosnien und Herzegowina und seinen Bürgern im Falle eines Angriffs,
- Unterstützung der Zivilbehörden bei der Reaktion auf Naturkatastrophen und andere Katastrophen und Katastrophen,
- Minenräumung in Bosnien und Herzegowina,
- Erfüllung der internationalen Verpflichtungen von Bosnien und Herzegowina.
Minengefahr
Beim Verlassen befestigter Wege besteht in vielen Landesteilen Gefahr durch Landminen. Bosnien und Herzegowina ist neben dem Kosovo und Kroatien das am stärksten verminte Gebiet in Europa.
Von Kriegsende 1996 bis 2017 wurden 605 Menschen bei Minenunfällen getötet (darunter 74 Minenräumer) und 1131 verletzt. Für die Beseitigung bekannter Minenfelder sind die bosnische Armee sowie zivile Räumfirmen verantwortlich.