Brücke der Freundschaft
Zum 20-jährigen Bestehen luden die Freunde von Yad Vashem am 12. Juni 2023 ins österreichische Parlament ein. Die Schülerinnen und Schüler der 4AK der BHAK für Führung und Sicherheit nahmen gemeinsam mit ihrem Klassenvorstand und dem Schulkommandanten an der Veranstaltung teil. Ein Bericht der Schüler:
Die Erinnerung an die Opfer der Shoah wach zu halten ist das zentrale Anliegen der Österreichischen Freunde von Yad Vashem. Die Organisation unterstützt – wie zahlreiche Freundeskreise weltweit – die Jerusalemer Holocaust-Gedenk- und Forschungsstätte Yad Vashem durch vielfältige Aktivitäten und Spenden. Mehr als 800 Mitglieder sowie zahlreiche aktive Unterstützer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport bilden das Netzwerk, das die Arbeit des Freundeskreises trägt.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Ursula Arthofer, die Generalsekretärin der Österreichischen Freunde von Yad Vashem. Bei der Veranstaltung anwesend waren nicht nur viele Schüler anwesend, sondern auch Politiker, so auch Verteidigungsminsietrin Klaudia Tanner. Die musikalische Umrahmung kam von den Wiener Philharomikern.
Bildungsauftrag
Nach der Gratulation zum 20-jährigen Bestehen betonte Nationalratspräsident Sobotka den Bildungsauftrag in seinen Eröffnungsworten: „Es komme auf das Engagement der Zivilgesellschaft an, gegen Antisemitismus einzutreten, denn die vom Parlament regelmäßig in Auftrag gegebene Antisemitismusstudie hat gezeigt, dass vor allem Bildung und Wissen über den Holocaust sowie jüdisches Leben vor antisemitischen Einstellungen schützen!“
Genau in diesem Sinne sprach auch Vereinsvorsitzender Ing. Gustav Arthofer: „Gegen Dummheit helfen Fakten, wie sie in Yad Vashem erforscht werden und unser Verein zeigt sie der Welt! Wir müssen die richtigen Schlüsse aus den Fakten ziehen, um richtig und falsch zu unterschieden sowie Mut zu zeigen!“ Es gelte, die Gedenkstätte weiterhin bei der Faktensuche zu unterstützen, denn auch kommende Generationen werden diese Wahrheiten brauchen, so Arthofer.
Hüter der Erinnerung
Der Direktor für internationale Beziehungen von Yad Vashem, Dr. Haim Gertner, wies in seinen in Englisch gesprochenen Grußworten insbesondere auf die Herausforderung hin, dass die Zeitzeugen „immer weniger werden. Gegenstände, die von Angehörigen von Holocaust-Opfern oder Überlebenden in die Gedenkstätte gebracht werden, sind vor diesem Hintergrund ein mächtiges Zeugnis der Geschichte und Hüter der Erinnerung. Yad Vashem will diese Gegenstände daher weiterhin bewahren und so der historischen Wahrheit Relevanz verleihen. In diesen Anstrengungen ist die Gedenkstätte dankbar über die Partnerschaft mit Österreich und das Engagement der Österreichischen Freunde von Yad Vashem“, so Gernter.
Brücke zwischen Österreich und Israel
Der Botschafter des Staates Israel in Österreich, S.E. Mordechai Rodgold, bezeichnete die Arbeit des Vereins als „tragbare Brücke“ zwischen Österreich und Israel. Leider gebe es nach wie vor verschiedene Formen von Antisemitismus – sei es durch Hass und Hetze oder durch gefährliche Ignoranz. Rodgold führte auch das fehlende Wissen vieler Menschen über den Holocaust an und zeigte sich vor diesem Hintergrund überzeugt, dass die Jugend im Zentrum der Bemühungen stehen müsse.
Erinnerungen wachhalten
Es folgte die Grußbotschaft des Bundespräsidenten Dr. Alexander Van der Bellen, in der er betonte: „Wir müssen die Erinnerung wachhalten! Wir werden dem Andenken der Opfer der Shoah nur gerecht, wenn wir dafür sorgen, dass Menschenverachtung, Rassismus und Antisemitismus niemals wieder als politisches Instrument eingesetzt werden können!“
Zeitzeuge
Lara fand die Zeitzeugenaussage „Die Wunde bleibt offen!“ äußerst bewegend: „eigentlich waren es Leute in unserem Alter damals!“ Der Zeitzeuge Heinrich Ehlers berichtete von seiner Kindheit während der Nazizeit im Gespräch mit der ORF-Journalistin Renata Schmidtkunz. Angesichts der Gefahr der Festnahme und Deportation des jüdischen Vaters und der Großmutter versteckte sich die Familie in einem Wiener Keller. „Alle im Haus wussten es, aber es wurde nichts verraten! Der Spielplatz für uns Kinder war der Kohlenkeller. Durch das Kellerfenster konnten wir die Umgebung beobachten, aber die Eltern haben darauf geachtet, dass wir nicht zu laut sind.“ Wenn die Nationalsozialisten sie erwischt hätten, hätte ihnen – wie vielen in seiner Familie – auch das Schicksal der Deportation getroffen, betonte Ehlers.
Rückblick
Ein Kurzfilm brachte einen Rückblick auf 20 Jahre der Freundschaftsorganisation für die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Der Anstoß zu der Gründung sei vom ehemaligen israelischen Botschafter in Österreich und Holocaust-Überlebenden Yosef Govrin gekommen. Ihm sei es wichtig gewesen, einen Zugang zu den „Herzen der Menschen in Österreich“ zu finden, um sie für die Anliegen Yad Vashems zu gewinnen. Die beiden Pädagogen Günther und Ulrike Schuster setzten mit ihrem Team in Folge alles daran, um Ausstellungen aus Yad Vashem in Österreich an Schulen und an öffentliche Institutionen zu vermitteln. Als Zeichen der Anerkennung ihres „Lebenswerkes“ wurden den beiden Gründern im Rahmen der Veranstaltung die Ehrenpräsidentschaft des Freundeskreises verliehen.
Jan fand die Veranstaltung gut aufgebaut und der Rahmen war dem 20-jährigen Jubiläum angepasst und beim Empfang in der Säulenhalle des Parlaments begegnete Tim Dr. Haim Gertner, Direktor Internationale Beziehungen von Yad Vashem Jerusalem: „Das Gespräch war auf Augenhöhe über unsere Schule, der Direktor wirkte sehr interessiert und sympathisch“, meinte Tim.