CSDP-Module
Im November 2008 unterzeichneten die Verteidigungsminister der Europäischen Union die Absichtserklärung, im Bereich der Offiziersgrundausbildung näher zusammenarbeiten zu wollen. Diese Zusammenarbeit erfolgt unter der Bezeichnung EMILYO - European initiative for the exchange of young officers.
Kurz darauf wurde zur Umsetzung der Absichten eine sogenannte "Implementation Group" (IG) gebildet, in der Experten aus EU-Ländern die Zielsetzung der Initiative umzusetzen haben. Österreich - konkret die Militärakademie vertreten durch Oberst Harald Gell – war von Beginn an federführend daran beteiligt. Seit 2015 ist Oberst Gell auch der Vorsitzende der Implementation Group.
Common Modules
Die innerhalb der Implementation Group zu Beginn zu klärende Hauptfrage lautete: „In welchen Bereichen sollen alle europäischen Berufsoffiziersanwärter unter Berücksichtigung nationaler Besonderheiten oder der Besonderheiten der Teilstreitkräfte in gleicher Art und Weise ausgebildet werden?“
Die Lösung war das Kreieren sogenannter "Common Modules", die durch ein EU-Land entwickelt und im Konsensus aller EU-Länder in der Implementation Group verabschiedet werden. In weiterer Folge sollen diese Common Modules in die nationalen Curricula integriert werden. Mittlerweile gibt es insgesamt 52 Common Modules.
Lead Common Module
Das Common Module on Common Security and Defence Policy – kurz CSDP-Module - war eines der ersten Common Modules, das entwickelt und implementiert wurde, und bildet das „Lead Common Module“.
Durch die Teilnahme am CSDP-Modul sollen die Auszubildenden die Zusammenhänge der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU sowie Bedrohungen für die EU kennen und Ableitungen für notwendige Ausbildungen dafür für die Offiziersgrundausbildung treffen können.
Neben der Militärakademie wird dieses Common Module derzeit jährlich noch an fünf weiteren europäischen Offiziersausbildungsstätten durchgeführt:
Multinational
Von 22. bis 26. November 2021 fand an der Militärakademie das CSDP-Modul als eine der Lehrveranstaltungen des 5. Semesters des Fachhochschul-Bachelorstudienganges Militärische Führung statt.
Neben den Fähnrichen des Jahrganges „Freiherr Lenk von Wolfsberg“ nahmen auch die 22 ausländischen Kadetten und zivilen Studierenden des „International Semester“ sowie 21 weitere ausländische Kadetten daran teil. Insgesamt waren somit 97 Offiziersanwärter und zivile Studierende aus elf Ländern (Bosnien und Herzegowina, Griechenland, Italien, Lettland, Litauen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Tschechische Republik, USA) und von 18 unterschiedlichen Offiziersgrundausbildungsinstitutionen vereint – gelebte Multinationalität!
Aber auch das Ausbildungspersonal war multinational und stammte aus Österreich, Bulgarien und Polen.
Interkulturelle Kompetenz und Organisationsfähigkeit
Diese Multinationalität förderte aber auch die interkulturelle Kompetenz sowie die Sprachkenntnisse. Zahlreiche Aufgaben waren in gemischten Teams zu lösen. Die Arbeitssprache war Englisch.
Daneben wurde durch die Übertragung von Aufgaben die Steigerung der Organisationsfähigkeit der Fähnriche gefördert. So waren das In- und Outprocessing der ausländischen Teilnehmer zu planen und zu realisieren, Berichte zu erstellen, die Vorstellung der Vortragenden durchzuführen, die Organisation der Syndicate-Work zu regeln, Burgführungen und die Organisation eines Sportwettkampfes durchzuführen…