Die Rolle des Militärs beim Schutz von Kulturgütern
In seiner Funktion als Präsident von Blue Shield International referierte am 24. Oktober 2019 Karl Habsburg-Lothringen vor den Teilnehmern am Führungs- und Stabslehrgang 1, den Fähnrichen des Jahrganges „Hauptmann Neusser“ sowie interessierten Offizieren zur Thematik Schutz von Kulturgütern.
Mit klarer, militärischer Sprache und anschaulichen Beispielen schilderte er die Herausforderungen beim Schutz von Kulturgütern und beleuchtete die dabei auftretenden Aufgaben sowie die Verantwortung des Militärs.
Sensibilisiert durch die Ausführungen von Karl Habsburg-Lothringen erfolgte die Entscheidung bei Planspielen an der Militärakademie zukünftig Aufgabenstellungen aus dem Bereich des Kulturgüterschutzes zu integrieren.
International anerkannter Experte
Basierend auf seinen Studien der Rechtswissenschaft und der Philosophie und Rechtsphilosophie hat Karl Habsburg-Lothringen sich schon immer sehr für humanitäres Völkerrecht, das Selbstbestimmungsrecht der Völker und den Schutz von ethnischen Minderheiten interessiert.
Im Jahr 2003 wurde er aufgrund seiner rechtswissenschaftlichen Expertise, seiner politischen Erfahrung und seinem Einsatz zum Schutz von Kulturgut in Bosnien und dem Kosovo im Zuge der Jugoslawienkriege zum Kulturgüterschutzoffizier beordert. Er ist heute dem Institut für Human- und Sozialwissenschaften der Landesverteidigungsakademie als Militärexperte für den Bereich Kulturgüterschutz zugeteilt.
Parallel dazu wurde Karl von Habsburg zum Vizepräsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Kulturgüterschutz gewählt. 2008 wurde er zum Präsidenten der Association of National Committees of the Blue Shield (ANCBS) gewählt, 2017 zum Präsident von Blue Shield International.
Blue Shield International
Blue Shield International ist eine internationale und UNESCO-affiliierte Organisation mit Sitz in Den Haag. Sie hat zum Ziel den Schutz von Kulturgut vor den Auswirkungen von Kriegen, bewaffneten Konflikten und Katastrophen.
Der Anlass zur Gründung des Internationalen Komitees vom Blauen Schild war die massive Zerstörung von Kulturgütern während der kriegerischen Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien, insbesondere die Bombardierung der Altstadt von Dubrovnik und die Zerstörung der Brücke Stari most in der herzegowinischen Stadt Mostar. Namensgebendes Symbol ist der blau-weiße Schild, der auf der Basis der 1954 abgeschlossenen Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten als völkerrechtlich vereinbartes Schutzzeichen für Kulturgut fungiert.
Der Entstehung des Internationalen Komitees vom Blauen Schild folgte die Gründung von nationalen Komitees vom Blauen Schild, von denen derzeit 28 bestehen und weitere in Planung oder in Gründung sind. 2008 wurde die Association of the National Committees of the Blue Shield gegründet. Diese koordinierte alle bestehenden Nationalkomitees und deren Interaktion mit dem International Committee of the Blue Shield. 2017 wurden das ICBS und das ANCBS zu Blue Shield verschmolzen.
Die Organisation versucht, mit umfangreichen Unternehmungen zu verhindern, dass kulturelles Erbe nachhaltig beschädigt, vernichtet oder gestohlen wird. Die wichtigsten Aktivitäten sind dabei die Unterstützung und Weiterentwicklung der internationalen Zusammenarbeit, Einsätze zur tatsächlichen Umsetzung von internationalen Kulturschutz-Abkommen sowie lokale, regionale und nationale Aktivitäten im Bereich des Kulturgutschutzes.
Die Mitarbeiter von Blue Shield beziehungsweise seiner nationalen Organisationen haben trotz der teilweisen Auflösung von staatlichen Strukturen und der sehr unklaren Sicherheitslage infolge der Kriege und Unruhen im Irak, in Syrien, in Mali, in Ägypten und in Libyen robuste Unternehmungen zum Schutz der dortigen Kulturgüter durchgeführt. Das betrifft auch die Erhebung und Kennzeichnung von zu schützenden Kulturgut, die Erstellung von „No-strike lists“ mit lokalen Experten, die Verknüpfung ziviler und militärischer Strukturen und die Ausbildung von lokalem militärischem Personal zum Schutz von Kulturgut.