Erdbeben
In den letzten Tagen kam es im südlichen Niederösterreich zu mehreren Erdbeben. Das Erdbeben am 30. März 2021 war nach Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik das stärkste in den vergangenen 20 Jahren im Wiener Becken gewesen. Die Magnitude wurde mit 4,6 angegeben. Verantwortlich für die Beben ist der Umstand, dass es sich beim Wiener Becken um ein "Zerrungsbecken" handelt. Der westliche Teil ist stabil, während der östliche in Richtung Nordosten geschoben wird. Die Erdkruste wird dadurch gestreckt und immer dünner und sinkt langsam ab. In zehn Kilometern Tiefe kommt es dann zu Brüchen, durch die Spannung abgebaut wird - die Erde bebt.
Dass es keine Schäden gegeben habe, sei "der Herdtiefe zu danken", sagte ein Seismologe.....ganz anders war es im Jahr 1768, als ein Beben die Burg schwer beschädigte. Dieses Erdbeben fiel in eine Periode des aufgeklärten Absolutismus, was sich äußerst fruchtbar auf die damalige Berichterstattung auswirkte.
Erdbeben in Wiener Neustadt - Mittwoch, den 27. Februar 1768, gegen 01:45 Uhr
Anlässlich des Erdbebens beauftragte Kaiserin Maria Theresia ihren Hofmathematiker Joseph Anton Nagel damit, die Erdbebenwirkungen in Niederösterreich zu erkunden. Diese systematische Schadenserhebung ist für die damalige Zeit einmalig in Österreich.
Nagel bereiste also das Schadensgebiet um Wiener Neustadt, befragte Augenzeugen des Bebens und zeichnete die Schäden in den folgenden Orten auf: Baden, Bad Vöslau, Gainfarn, Enzersfeld, Wöllersdorf, Brunn am Steinfeld, Wiener Neustadt, Stixenstein, Puchberg, Reichenau, Neunkirchen und Neusiedl am See.
Über Wiener Neustadt berichtete er Folgendes: „Was indessen den Neustædtern bey diesem erschrecklichen Zufalle begegnet sey, und wie sehr bey ihnen so wohl œffentliche als gemeine Gebæude, insonderheit die kais. Burg, oder anjetzt die Kriegesschule gelitten haben, solches ist nunmehr bekannter, als daß es nœthig wære, die Beschreibung davon zu wiederholen. Dieserwegen fuehre ich hier nur an, daß am oft gedachten 27ten Hornung sechs verschiedene Erschuetterungen allda sind beobachtet worden … Durch die Erste, welche nach Meynung einiger bis eine Minute soll gedauert haben, sind die Gewœlbe und andere Gemæuer durch die ganze Stadt so sehr zerrissen worden, daß selbige theils eingestuerzt sind, theils um grœßeres Unglueck zu verhueten, abgetragen werden mueßen. Doch sind die Inwohner noch so gluecklich gewesen, daß keiner von ihnen dadurch am Leibe ist beschædiget worden. In der Mitte der Pfarrkirche hat man Schranken machen mueßen, um dadurch die sich allda einfindenden vor dem sich etwa ereignen mœgenden Einsturze des darueber hangenden hœchst baufælligen Gewœlbes zu bewahren. Und in der Militärschule ist die æußere gegen Mittag stehende Hauptmauer, welche unter allen am mehresten gelitten hat, bis 2 1/2 Zoll von ihrer alten Richtung abgewichen."
Quelle: Homepage der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik