Essen mit dem Kaiser, wohnen in den Kronen
Am Freitag, dem 3. Februar 2023, erfolgte durch Bundesministerin Klaudia Tanner, den Chef des Generalstabes General Rudolf Striedinger, dem Leiter der Direktion 7 Infrastruktur Hofrat Johannes Sailer, dem Kommandanten der Theresianischen Militärakademie Generalmajor Karl Pronhagl sowie Vertretern des ausführenden Architektenbüros, der Stadt Wiener Neustadt und des Militärkommandos Niederösterreich der offizielle Spatenstich zur Errichtung zweier neuer Gebäude zur infrastrukturellen Erweiterung des Campus MilAk.
Die Gesamtinvestitionssumme für die beiden Neubauten beträgt rund 36,5 Millionen Euro.
Im Zuge der Planung wurde auf den Einsatz von nachhaltigen Baumaterialien besonders Augenmerk gelegt und die beiden Gebäude sind auch Teil des Ökologisierungspaket des Bundesministeriums für Landesverteidigung.
Ausgeführt wird der Bau von der ARGE Campus MilAk, bestehend aus der IKK Engineering GmbH und der Hertl Architekten ZT GmbH, die als Bestbieter von insgesamt sechs Bewerbern hervorging.
Unterkunftsgebäude
Die derzeit an der Militärakademie verfügbaren Unterkünfte für Lehrgangs- und Seminarteilnehmer entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen hinsichtlich Komfort und Funktionalität. Darüber hinaus übersteigt auf Grund der steigenden Zahl an Auszubildenden der Unterbringungsbedarf die vorhandene Unterkunftskapazität. Jährlich ergibt sich dadurch ein sehr hoher Bedarf an externen Hotelzimmeranmietungen bzw. können Ausbildungsvorhaben auf Grund mangelnder Unterkunftskapazitäten nicht oder nur eingeschränkt durchgeführt werden. Mit der Errichtung eines modernen Unterkunftsgebäudes sollen diese Kosten bzw. Einschränkungen künftig vermieden werden und für die jährlich rund 1.000 Lehrgangs- und Seminarteilnehmer eine zeitgemäße Unterbringung sichergestellt werden. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die künftig im neuen Gebäude am Campus untergebrachten Personen die Benefits und Synergien des Campus MilAk einfacher nutzen können
Das Unterkunftsgebäude wird in Holzmodulbauweise errichtet. Es ist geplant, die einzelnen Module industriell vorzufertigen und im Anschluss daran am Erfüllungsort zusammenzuführen. In derselben Art und Weise wurde bereits ein Unterkunftsgebäude in der „Von der Groeben-Kaserne“ in Feldbach errichtet.
Das dreigeschossige Gebäude wird eine Kapazität von 220 Betten aufweisen, wobei eine Zimmerbelegungsstärke mit ein und zwei Personen vorgesehen ist. Dies ist der Nutzungsanforderung zum Leben und Lernen im Gebäude geschuldet. Die Zimmermodule, alle mit integrierten Nasszellen, werden jedoch baulich so ausgestattet, dass lediglich durch eine andere Anordnung der Möblierung vier Personen leicht Platz finden. Ein Teil der Unterkunftsmodule sowie der Zugangsbereich werden barrierefrei gestaltet. Am Dach werden Photovoltaikflächen mit rund 1.038 m² und einer Leistung von 232 kWp installiert. Das Gebäude wird bewusst angehoben, um den Park so erlebbarer zu machen und Freiräume zu schaffen.
Durch die Aufteilung des Gebäudes in zwei Baukörper können der Baumbestand und die imposante Platanenreihe beinahe zur Gänze erhalten werden – es wird sich daher für die Nutzer des Gebäudes wahrlich ein Gefühl des „Wohnens in den Baumkronen“ ergeben.
Südseitig dem Unterkunftsgebäude vorgelagert wird eine überdachte, zentrale Müllsammelstelle für die umliegenden Gebäude errichtet.
Nach derzeitigem Planungsstand belaufen sich die Gesamterrichtungskosten für die Planung und Umsetzung auf 22 Millionen. Die angestrebte Fertigstellung ist im Oktober 2024.
Wirtschaftsgebäude
Zur Bündelung der materiellen und personellen Ressourcen am Campus MilAk werden die beiden bestehenden Küchen zu einer Finalisierungsküche, die bei Bedarf aber auch vollwertige Essen zubereiten kann, zusammengefasst. In der neuen Küche werden, zeitlich gestaffelt, täglich rund 800 Personen verköstigt. Der Speisesaal bietet ein maximales gleichzeitiges Fassungsvermögen von 600 Personen. Auf die barrierefreie Erschließung wird großes Augenmerk gelegt.
Die raumhohe Panoramaverglasung und die rundumlaufende Terrasse werden einen Panoramablick und mehrere Zugangsmöglichkeiten bieten. Die zentrale Sichtachse im Speiseaal ist auf das Denkmal von Kaiser Franz Josef ausgerichtet, weshalb auch der Slogan "Essen mit dem Kaiser" geschaffen wurde.
Das Kellergeschoß, in dem sich das neue Bekleidungsmagazin sowie Werkstätten von Sattler, Schneider, Schuster und Tischler befinden werden, ist von außen durch eine dreiseitige Einbahn erschlossen. Dadurch werden Anlieferungen erleichtert. Die Errichtung des Gebäudes erfolgt in konventioneller Massivbauweise in Form eines Holz-Beton-Hybridbau. Am Dach werden Photovoltaikflächen mit rund 1.284 m² und einer Leistung von 260 kWp installiert.
Nach derzeitigem Planungsstand belaufen sich die Gesamterrichtungskosten für die Planung und Umsetzung auf 14,5 Millionen Euro. Die angestrebte Fertigstellung ist ebenfalls im Oktober 2024.
Nachhaltigkeit
Für die Errichtung der beiden Gebäude ist es unumgänglich auch Flächen zu roden. Diesen Eingriff in die Natur ist man sich von Seite der Verantwortungsträger bewusst und versucht die negativen Auswirkungen durch gezielte Maßnahmen so gering als möglich zu halten bzw. auszugleichen. So werden als Ersatzpflanzungen nicht nur die behördliche vorgeschriebenen 1.000 Bäume unterschiedlichster, standortgeeigneter Baumsorten gepflanzt, sondern insgesamt 8.000. Es wird also sogar eine neue Waldfläche geschaffen werden.
Durch den Wegfall des Parkplatzes im Innenhof der Daun-Kaserne wird es in diesem Bereich zu einer Bodenentsiegelung kommen.
Die auf den beiden neuen Gebäuden installierten Photovoltaik-Anlagen werden in der Lage sein bis zu 1/3 der Strombedarfs der Militärakademie zu decken.
Mit der neuen, zentralen Müllsammelstelle wird die Mülltrennung erleichtert und verbessert.
Für unser Heer
Hofrat Johannes Sailer, der Leiter der Direktion 7 Infrastruktur, präsentierte das Bauvorhaben im Detail versicherte eine weitere gute Zusammenarbeit und gab das Versprechen ab, "gute Qualität zu liefern getreu dem Leitspruch der Direktion 7 ´Für unser Heer`".
Freude
Der Bürgermeister der Statutarstadt Wiener Neustadt, Klaus Schneeberger, zeigte sich vierfach erfreut vom Bauprojekt.
"Ich freue mich, dass durch die Trendwende die Anzahl der tüchtigen Offiziere und rechtschaffenen Männer und Frauen wieder im Steigen befindlich ist, aber vor allem, dass der daraus entstehende zusätzliche Bedarf an Unterkünften gedeckt werden kann." so Schneeberger.
"Ich freue mich aber auch auf das Ambiente im Speisesaal und das `Essen mit dem Kaiser´" ergänzte das Stadtoberhaupt und fügte dem lachend hinzu "obwohl mir ein Essen mit der Bundesministerin lieber ist".
"Ich freue mich über die große Investition in Wiener Neustadt, die ein Zeichen der Verbundenheit aber vor allem ein Beitrag zur Sicherheit ist." führte der Bürgermeister weiter aus und erwähnte, dass es ihn besonders freue, dass die ökologischen Aspekte berücksichtigt werden und durch die Schaffung von neuem Grün eine Verbesserung erzielt werde.
Modernisierung
Bundesministerin Tanner brachte zum Ausdruck, dass "die an der Militärakademie existierende Verbindung zwischen historisch und modern einen besonderen Reiz hat und dies, durch die Schaffung modernster Infrastruktur, nun weiter verfolgt wird."
Die Verteidigungsministerin betonte, dass "Mission vorwärts" "nicht nur ein Nachrüsten, sondern auch eine Modernisierung im Bereich der Infrastruktur erfordert, was durch die innerhalb der nächsten vier Jahre zugesicherten 16 Milliarden auch ermöglicht werde. Die angehenden Offiziere durchlaufen eine lange, fordernde und anspruchsvolle Ausbildung, die ein Höchstmaß körperlicher und geistiger Anstrengung erfordert. Unsere Soldaten setzen alle ihre Kräfte für die Sicherheit der Republik Österreich ein, daher ist es mir wichtig, dass in den geringen Erholungsphasen zeitgemäße Unterkünfte und Verpflegseinrichtungen zur Verfügung stehen."
WNTV-Beitrag
Nachhaltiger Campus soll entstehen - WNTV-Beitrag über den Spatenstich zur Erweiterung des Campus