Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften
Durch das Bundesministerium für Landesverteidigung werden seit 1998 FH-Studiengänge angeboten.
- 1998 bis 2003: FH-Studiengang Militärische Führung
- 2003 bis 2011: FH-Diplomstudiengang Militärische Führung
- 2008 bis dato: FH-Bachelorstudiengang Militärische Führung
- 2011 bis dato: FH-Masterstudiengang Militärische Führung
- seit Wintersemester 2022: FH-Bachelorstudiengang Militärische informations- und kommunikationstechnologische Führung.
Mit Inkrafttreten des Fachhochschulgesetzes im Jahr 2021 wurden alle bisherigen Erhalter von FH-Studiengängen ex lege zu Erhaltern von Fachhochschulen.
Für die Fachhochschule des Bundesministeriums für Landesverteidigung wurde mit Wirksamkeit vom 16. Dezember 2022 die Namensbezeichnung
Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften
festgelegt.
Abkürzung: FHMilitärwissenschaften - Englische Bezeichnung: University of Applied Military Sciences
Namensbegründung
Die Verwendung des Plurals „Militärwissenschaften“ macht deutlich, dass neben der „Militärwissenschaft“ (mit den Kernfächern Militärstrategie, Operation, Taktik, Militärische Führungslehre, Logistik) auch die „Militärwissenschaften“ (Militärgeschichte, -pädagogik, -soziologie, -medizin usw.) umfasst sind bzw. umfasst sein können. Die gewählte Bezeichnung entspricht dem Status Quo, gleichzeitig wird aber auch genügend Spielraum für zukünftige Entwicklungen gelassen.
Führung unter extremen Belastungen
Im Mittelpunkt der Ausbildung an der Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften steht die Vermittlung jener Kompetenzen, die notwendig sind, um Menschen unter extremen Belastungen in Krisen- und Konfliktsituationen zu führen. Die Ausbildung zur „reflexiven Loyalität“, die die Fähigkeit ausdrückt, vernetzt zu denken und das eigene Handeln zu reflektieren, ohne dabei die (militärische) Aufgabenerfüllung im Frieden und Einsatz zu vernachlässigen, ist dabei ein wesentliches Ziel.
Spezifisches Konstrukt
Mit rund 300 Studierenden ist die Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften im österreichischen Vergleich die kleinste Fachhochschule.
Den Kern der Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften bilden die Studiengänge, die in der Landesverteidigungsakademie (LVAk) in Wien bzw. in der Theresianischen Militärakademie (TherMilAk) in Wiener Neustadt eingebettet sind.
Es sind also nicht die Landesverteidigungsakademie oder die Theresianischen Militärakademie per se Fachhochschulen, sondern es handelt sich um ein spezifisches Konstrukt mit Akteuren des gesamten Ressorts. Die Landesverteidigungsakademie und die Theresianischen Militärakademie sind, wie auch andere Teile des Ressorts, mit einzelnen Elementen Teil der Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften.
Die Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften ist auch nicht mittels eines eigenen Organisationsplans abgebildet, sondern besteht aus mehreren Organisationselementen des Bundesheeres sowie Teilen der Zentralstelle, die im Rahmen ihrer Zuständigkeiten auch für die Fachhochschule tätig werden. Durch dieses Organisationsprinzip der Einbettung in ein größeres Ganzes ergeben sich im Vergleich zu den zivilen Fachhochschulen Synergien in vielen Bereichen, von denen die Fachhochschule profitiert (z.B. Gleichstellung, Internationalisierung, Umweltschutz, Webauftritt, Nutzung des Gesamtangebots des jeweiligen Campus).
Die Organisation der Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften unterscheidet sich von allen anderen Fachhochschulen durch die strukturelle Verankerung in der Bundeshoheit. Damit verbunden sind
- die Einbettung der fachhochschulischen Institution in die Linienstruktur des BMLV,
- die im Vergleich zu den anderen Fachhochschulen unterschiedliche Finanzierung (aus dem Verteidigungsbudget),
- die curriculare Ausbildungszielsetzung im Sinne einer bedarfsorientierten Höherbildung (für das Österreichische Bundesheer) sowie
- der Status der Studierenden (in der Regel Militärpersonen mit Bezahlung).
Organisation
Im Gegensatz zu den anderen 20 Fachhochschulen in Österreich, die als GmbH oder als Verein organisiert sind, wird die Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften durch die Republik Österreich erhalten.
Wesentliche Gremien für die Führung der Fachhochschule sind
- die Erhaltervertretung,
- die Geschäftsführung,
- die Steuerungsgruppe mit ihren vier Expertenteams und
- das FH-Kollegium.
Erhaltervertretung
Zur Wahrnehmung der Aufgaben des Erhalters (Republik Österreich/Bund), vertreten durch die Bundesministerin oder den Bundesminister für Landesverteidigung, wurde das Gremium der Erhaltervertretung eingerichtet. Aufgaben dieses Gremiums sind die Errichtung, Erhaltung und das Betreiben der Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften, um eine den gesetzlichen Anforderungen und vor allem den eigenen Bedarf deckende hochschulische Bildung zu gewährleisten.
Die Erhaltervertretung setzt sich zusammen aus einem Vertreter des Kabinetts des Bundesministers oder der Bundesministerin, dem Generalstabschef und dessen Stellvertreter, den Leitern der Sektionen I (Generaldirektion Verteidigungspolitik) und II (Generaldirektion Präsidiale), der Kollegiumsleitung, dem Leiter der Direktion 3 Ausbildung & Kommandanten der LVAk, dem Kommandanten der TherMilAk, dem Leiter der Direktion Fähigkeiten & Grundsatzplanung sowie dem stellvertretenden Leiter der Direktion 3 & Qualitätsmanagementbeauftragten in fachhochschulischen Belangen. Den Vorsitz im Gremium der Erhaltervertretung führt der Generalstabschef.
Steuerungsgruppe
Die Steuerungsgruppe ist das zentrale „Steuerungsorgan“ der Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften. Sie hat die Aufgabe, alle Erfordernisse für eine erfolgreiche hochschulische Bildung zu identifizieren und koordiniert über die zuständigen Abteilungen zur Umsetzung zu bringen. Sie bereitet für die Erhaltervertretung relevante Informationen in Form eines jährlichen Qualitätsmanagementberichts auf. Entscheidungen, die durch die Erhaltervertretung getroffen werden, werden durch die Steuerungsgruppe zur Umsetzung gebracht.
Die Steuerungsgruppe tagt in der Regel dreimal jährlich und setzt sich unter dem Vorsitz des stvLtrDion3 & Qualitätsmanagementbeauftragten aus den Leitern der Expertenteams, den Vertretern der geschäftsführenden Abteilung AusbGS, der LVAk und der TherMilAk, der Kollegiumsleitung und den Studiengangsleitungen zusammen. Experten aus diversen Fachgebieten werden bei Bedarf zur Beratung beigezogen.
Expertenteams
Die Steuerungsgruppe soll durch ihre Zusammensetzung die Mitwirkung möglichst vieler zuständiger Dienststellen und Interessensgruppen sicherstellen. Dazu bedient sie sich der Unterstützung durch vier Expertenteams.
- „Forschung & Entwicklung und Lehre“
- „Internationalisierung und Kooperationen“
- „Personalressourcen“
- „FH-spezifische Ressourcen“
Geschäftsführung
Der stvLtrDion3 & Qualitätsmanagementbeauftragte ist Geschäftsführer der Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften. Er ist für das Qualitätsmanagement in fachhochschulischen Belangen verantwortlich, leitet die Steuerungsgruppe und ist Mitglied der Erhaltervertretung. In seiner Funktion als Geschäftsführer ist er Mitglied des Vorstandes der Österreichischen Fachhochschulkonferenz (FHK).
Kollegium und Kollegiumsleitung
Das Kollegium setzt sich gem. §10 FHG aus den Studiengangsleitern, den gewählten Vertreterinnen und Vertretern des Lehr- und Forschungspersonals, den von der gewählten Studierendenvertretung entsandten studentischen Vertreterinnen und Vertretern und der von dieser Gruppe gewählten Kollegiumsleitung bzw. stv. Leitung zusammen. Die Aufgaben des Kollegiums sind ebenfalls in §10 FHG festgelegt.
Zentrale Aufgabe des Kollegiums ist die Evaluierung des gesamten Lehrbetriebes samt Prüfungsordnung und Studienplänen. Für diese Aufgabe wurden vom Kollegium entsprechende und in regelmäßigen Zyklen zu hinterfragende Infor-mationsinstrumente geschaffen. So wird die Sicht der Studierenden, der Absolventinnen und Absolventen und deren Vorgesetzter regelmäßig erfasst und auf dieser Basis sowohl operative Maßnahmen abgeleitet als auch regelmäßig die Lehrpläne insgesamt evaluiert.
Aufgrund der umfassenden Lenkungsaufgabe ist die Kollegiumsleitung in die Erhaltervertretung und in die Steuerungsgruppe eingebunden und steht auch mit der geschäftsführenden Abteilung und dem Geschäftsführer in laufendem Kontakt.
Studiengänge und Studiengangsleitung
Analog zur Erhaltervertretung, Steuerungsgruppe und Geschäftsführung sind auch die Studiengänge nicht als alleinstehendes Element organisiert, sondern in die Strukturen der LVAk und TherMilAk, und über diese auch in die Struktur der Waffengattungs- und Fachschulen, eingebettet. Der Vorteil besteht darin, dass Herausforderungen (bspw. im Bereich der Ressourcen- oder Personalbereitstellung) mit Unterstützung der jeweiligen Ebene der Akademien, unter Berücksichtigung der Autonomie der Studiengangsleiter gem. FHG, rasch gelöst werden können.
An den Studiengängen ist jeweils eine Studiengangsleitung eingerichtet. Die Studiengangsleitung ist grundsätzlich verantwortlich für die Gestaltung der Leistungsbereiche des Studiengangs (Lehre, Forschung & Entwicklung, Personalentwicklung und Betreiben von Partnerschaften) und der dafür notwendigen Unterstützungsbereiche, unter Berücksichtigung der Vorgaben des Erhalters und des Kollegiums und in enger Abstimmung mit den beiden Akademien und deren Gesamtaufgaben.
Personen
Geschäftsführer | GenMjr MMag. Dr. Hermann Lattacher | hermann.lattacher@bmlv.gv[dot]at |
Leitung Kollegium | ao.Univ.Prof. Dr. Dietmar Rößl Dr. Gerda Berger | gerda.berger@gmx(dot)at |
Leitung BaStg MilFü | Bgdr Mag. Jürgen Wörgötter | juergen.woergoetter@bmlv.gv[dot]at |
Ltg BaStg Mil-IKTFü | ObstdG Prof.(FH) Ing. Mag.(FH) Georg Kunovjanek, MSD PhD | georg.kunovjanek@bmlv.gv[dot]at |
Ltg MaStg MilFü | Bgdr Mag. Andreas Rotheneder | andreas.rotheneder@bmlv.gv[dot]at |
Fachoffizier Bildungsentw. & FH-Studiengänge | ObstltdhmfD Mag.(FH) Dr. Gottfried Reiter | gottfried.reiter@bmlv.gv[dot]at |
Fachoffizier Qualitätsmanagement | Obst MSc Guido Delfauro | guido.delfauro@bmlv.gv[dot]at |
Beitrag erstellt auf Basis eines von ObstltdhmfD Mag.(FH) Dr. Gottfried Reiter verfassten und in der Zeitschrift Truppendienst erschienenen Artikels.