Führen will gelernt sein
32 Berufs- und Milizoffiziere aus acht Bundesländern absolvierten in den vergangenen Wochen am Institut für Offiziersweiterbildung den Führungs- und Stabslehrgang 1. Ziel dieses Lehrganges ist es, die Zusammenarbeit in einem Stab eines großen Verbandes im Inland, sowie in multinationalen Stäben bei Auslandseinsätzen zu erlernen.
Eine besondere Herausforderung für die Lehrgangsleitung und die Teilnehmer war, dass aufgrund der aktuellen COVID-19-Pandemie die Einhaltung der gesetzlichen Sicherheitsbestimmungen für den gesamten Lehrgang oberste Priorität hatte.
Stabstraining mit Mund-Nasenschutz
Zu Beginn jeder Ausbildungswoche erfolgte sowohl für Lehrpersonal als auch Lehrgangsteilnehmer ein COVID-19-PCR-Test. Während der Ausbildung musste durchgehend ein Mund-Nasenschutz getragen werden, die Mindestabstände zwischen den Soldaten wurden bei theoretischen Lehrunterrichten auf mindestens einen Meter vergrößert und die Lehr- und Seminarräume regelmäßig für zehn Minuten gelüftet. Zusätzlich waren in den Eingangsbereichen der militärischen Gebäude und in den Lehrsälen Desinfektionsmittelspender an den Wänden montiert.
Militärische Führung auf Ebene großer Verband
Das Training auf der Ebene großer Verband war für die Kursteilnehmer eine Herausforderung und die Aufgaben komplex. Immerhin koordinieren die Stabsoffiziere dieses Stabes mehrere Bataillone. Somit stehen sie in Führungsverantwortung für mehr als 3.000 Soldatinnen und Soldaten, zahlreiche Spezialtruppen und Experten zu Land, zu Wasser und in der Luft. Die wichtigste Aufgabe für die Stabsoffiziere ist es hierbei militärische Einsätze zu planen und das Zusammenwirken von Kampftruppen mit Kampfunterstützungstruppen zu gewährleisten.
Oberst Stefan L., der Lehrgangskommandant, erläutert die Ziele des Lehrganges wie folgt: "Die angehenden Stabsoffiziere trainierten das Lösen von komplexen Einsatzaufgaben als Stabsoffizier eines großen Verbandes in den klassischen militärischen Einsatzszenarien. Das sind beispielsweise die Einsatzarten Angriff, Verteidigung und Schutz."
Der Einsatz im Ausland
Die Ausbildungsinhalte orientierten sich nach den Erfahrungen und Erfordernissen der Einsätze im Ausland.
Der Kurskommandant Oberst L hierzu: „Derzeit sind für österreichische Offiziere klassische militärische Aufgaben im Rahmen von internationalen Missionen denkbar und möglich. Daher lassen wir gezielt Know-How aus Auslandseinsätzen einfließen. Viele Kursteilnehmer greifen auf einen reichen Erfahrungsschatz aus ihrer bisherigen Zeit als Kommandant zurück. Das ist ein unverzichtbarer Beitrag, den wir in unsere Offiziersfortbildung einfließen lassen.“
So profitierten alle Offiziere vom Wissen der Kameraden. Zugleich bot die Militärakademie die standardisierten Grundlagen dafür, diese Erfahrungen in eine normierte Stabsarbeit einfließen zu lassen.
Theorie und Praxis
Das Ziel des Lehrganges ist die Vermittlung der nötigen Grundsätze und Richtlinien für den Stabsdienst auf Ebene großer Verband. Die Verwendung des taktischen Führungsverfahrens zur Lösung von taktischen Aufgabenstellungen, die Anwendung von Führungs- und Einsatzgrundsätzen und vor allem die Arbeitsverfahren im Stab eines großen Verbandes werden hierbei nicht nur theoretisch vermittelt, sondern vor allem in Form von Stabsspielen praktisch trainiert.
Die Führung eines großen Verbandes ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Die Herausforderungen sowohl im Frieden als auch im Einsatz verlangen, dass der Kommandant größtmöglich entlastet wird. Dies ist die Aufgabe der Stabsoffiziere und Stabsunteroffiziere in so einem Stab.
Teamarbeit als Erfolgsgarant
Der Offizier im Stab eines großen Verbandes ist nicht nur für die Erfüllung der ihm unmittelbar übertragenen Aufgaben zuständig, sondern er ist auch Teil eines Teams. Dieses Team - der Stab - hat im Zusammenwirken komplexe Aufgaben zu bewältigen und dem Kommandanten dadurch die Grundlagen für seine Entscheidungen aufzubereiten.
Eine vernetzte Denkweise im Handeln des Stabsoffiziers muss vorhanden sein. Zur Lösung der an ihn gestellten Aufgaben benötigt der Offizier Fachkompetenz, Methodenkompetenz und Sozialkompetenz. Diese Kompetenzen werden im Führungs- und Stabslehrgang 1 vermittelt, trainiert und gefördert.
(Beitrag von Lehrgangsteilnehmer Hauptmann Rene Auer, Kommando 6. Gebirgsbrigade)