Generation in Bewegung
Die Theresianischen Gespräche wurden 2016 mit der Zielsetzung initiiert sicherheitspolitische, geopolitische aber auch gesellschaftspolitische Aspekte des 21. Jahrhunderts zu beleuchten. Interessierten innerhalb wie außerhalb des Hauses vor allem aber den Studierenden des Hauses soll damit die Möglichkeit eröffnet werden, ihren Wissenshorizont zu erweitern und somit ihr Kompetenzfeld zu bereichern.
Als Gesprächspartnerin für das am 18. September 2019 durchgeführte 5. Theresianische Gespräch konnte Oberst Norbert Lacher - der "Vater" der Theresianischen Gespräche - Frau Prof. Lotte Tobisch-Labotýn gewinnen.
Lotte Tobisch
Die 1926 geborene Wienerin Lotte Tobisch ist eine bekannte Schauspielerin, spielte in Filmen, unter anderem gemeinsam mit Albin Skoda und Oskar Werner, sowie am Wiener Volkstheater und in der Josefstadt. Von 1981 bis 1996 leitete sie den Wiener Opernball und gilt als der Inbegriff der eleganten Wienerin. Ihr Briefwechsel mit dem Philosophen Theodor Adorno gibt ein beredtes Zeugnis von ihrer Intelligenz, ihrem Charme und ihrer Weltoffenheit. Ihr Engagement für soziale Projekte wie den Verein „Künstler helfen Künstlern“ kommt aus der tiefen Überzeugung, dass man nie aufhören darf, tätig zu sein und sich für andere einzusetzen. Vieles können wir von dieser Frau lernen, nicht zuletzt ihr ur-eigenstes Lebensmotto:
„Man muss die Dinge, die man macht, ernsthaft betreiben, aber man darf SIE nicht ganz ernst nehmen.“
Und wer Lotte Tobisch kennt, weiß, sie nimmt sich kein Blatt vor den Mund, lässt sich von Konventionen nicht abhalten, steht zu ihren eigenen Überzeugungen und handelt auch danach.
Im Gespräch
Ganz in diesem Sinne wollen wir uns daher mit ihr jenen gesellschaftspolitischen Aspekten widmen, die sich im Laufe von Generationen entwickelt haben, jene Dinge des Lebens, die Generationen bewegt haben oder zukünftig bewegen werden.
Das Gespräch führte in mittlerweile bewährter Art und Weise Dr. Arian Hamidi-Faal und ging der Frage nach, welche Herausforderungen sich die Generationen Gestern-Heute-Morgen gegenübersahen und sehen werden.
Prof. Tobisch sagte gleich zu Anfang dem Moderator: „Reden wir nicht über die Vergangenheit, sondern über die Zukunft!“ und schaute dabei auf die anwesenden Fähnriche, „Eine neue Jugend wird eine neue Zukunft schaffen! Ein neuer Weg wird auch eine neue Generation finden!“
„Die Tradition ist tatsächlich zu bewahren, aber die Welt dreht sich trotzdem weiter!“ war letztlich eine Aussage, die sie hinsichtlich der Kunst tätigte.
Zum politischen Geschehen meinte die Grande Dame: „Man muss Verantwortung tragen, das ist abhandengekommen, besonders in der Politik.“ Prof. Tobisch legte auch ein Bekenntnis zum Wert des Österreichischen Bundesheeres dar, das dringend Geld benötigt.
„Man muss die Bibel lesen!“ mahnte sie, „alles ist schon einmal gesagt worden!“ und betonte den Wert von Liebe, die Berge versetzen kann.
Der Moderator musste sie natürlich auch über den Opernball befragen, wo sie meinte: Der Opernball war immer ein Staatsball und solle wieder einer werden, was unterscheide ihn sonst vom Ball in Dresden etc.
Zur aktuellen Weltlage befragt, beruhigte sie, dass es zum Glück Profis gebe: „Die Jugend kann mit der Schnelligkeit nicht fertig werden, es ist schrecklich, wenn es so aussieht, dass es in unserer Gesellschaft nichts mehr zu verteidigen gäbe.“
Weiters auf ihre Rolle als Grande Dame angesprochen, meinte sie, dass der Untertitel vom guten Benehmen von Ellmayer ‚gut miteinander umgehen‘ hieße – das müsse man lernen!
„Man muss den Menschen riechen und spüren können“, also reden wir wieder miteinander statt Handynachrichten zu senden.
Auf den Punkt gebracht
Im Anschluss an das Gespräch nutzten die Besucher die Möglichkeit, das zuletzt veröffentlichte Buch von Lotte Tobisch mit dem Titel „Auf den Punkt gebracht“ mit Widmung zu erwerben.