Georgsseminar
Jedes Jahr nach dem Fest des Hl. Georg, Kirchenpatron der St. Georgs-Kathedrale, gibt es ein Seminar zur Vertiefung christlichen Zeugnisses angesichts heutiger Herausforderungen. Dieses Jahr stand das Seminar unter dem Blick auf Kaiser Maximilian I., anlässlich dessen 500. Todestages.
Am Ort der Taufe und der Beisetzung
Gemäß eigenem Wunsch wurde der Kaiser im Ornat des Georgs-Ritterordens in jener Kirche beigesetzt, in der er 60 Jahre zuvor getauft wurde. Das am 24. April 2019 in der St. Georgs-Kathedrale abhaltene Seminar beleuchtete das transeuropäische Wirken des gebürtigen Wiener Neustädters aus zahlreichen Perspektiven.
Europas Grenzen zu seiner Zeit, ethnische und ideologische Konflikte und deren Lösung sowie ein Blick auf Maximilians Traum einer friedlichen Welt unter habsburgischer Herrschaft, wurden auf ihre Lehrwirkung für heutige Konfliktlösungen in Europa überprüft.
Internationale Redner
Der Prokurator des St. Georgs-Ordens, Vinzenz Stimpfl-Abele, legte im eröffnenden Grußwort die Zukunftsorientierung des Erinnerns an Kaiser Maximilian dar, bezogen auf Werthaltungen, Mut zur Grenzüberschreitung und zur Integration von Tradition und Innovation im Spannungsfeld des letzten Ritters und ersten Kanoniers Maximilian.
Die prominenten internationalen Vortragenden näherten sich dem Festanlass aus der Perspektive ihrer heutigen Länder und beschrieben, wie die Figur Maximilians I. dort rezipiert wurde und wird. Als Grundtenor schwang – durchaus auch gegenwartskritisch – der klare Wille zu einem geeinten Europa jenseits partikularer Vereinzelungen überall mit. So betonte der deutsche Verteidigungsattaché Oberstleutnant im Generalstab Frank Söhnholz eher die Heiratspolitik des Kaisers und die Sicherung seiner Außengrenzen.
Der französische Botschafter François Saint-Paul erwähnte den geringen Grad an Bekanntheit dieses Kaisers in Frankreich, das er niemals beherrscht hat, jedoch aufgrund seines Einflusses auf die anderen Länder könne er durchaus als Vater vom Europa der deutschsprachigen Welt angesehen werden. Mit seinen Reformen und seinen neuen Ideen zeigte Maximilian, dass er ein Kaiser für die Zukunft sei.
Im Großherzogtum sei er auch etwas unbekannt schilderte der luxemburgische Botschafter Marc Ungeheuer, obwohl Kaiser Maximilian seine „Joyeuse Entrée“ 1480 in Luxemburg hatte, allerdings endete die Habsburger Zeit bereits 1794 für dieses Land.
Der Schweizer Gesandte Michele Coduri stellte die Schweiz als Teil des Hl. Römischen Reiches dar und in der Zeit, wo Maximilian und die Schweiz verbunden waren, seien sie sehr erfolgreich gewesen.
Schließlich erwähnte der spanische Botschafter Juan Sunyé Mendía die Persönlichkeit des Enkelkindes, Karl V.; der über das österreichische, das spanische und das burgundische Geschlecht herrschte als Ergebnis der Heiratspolitik Maximilians, er konnte dadurch den Herrschaftsanspruch auf alles stempeln: AEIOU.
Hauptreferate Geschichte und Musik
Die beiden Referate zu „Wiener Neustadt als Kaiserresidenz und Kinderstube Maximilians“ von Eveline Klein, Museumsleiterin von St. Peter an der Sperr, und „Maximilianische Musik als transnationales Zeugnis“ von Georg Wais, dem Leiter jener Schola Arrigensis, die jeden ersten Sonntag im Monat im Gottesdienst Musik von Maximilians Hofkomponisten Heinrich Isaac singt, weiteten den Blick über Politisches zu Personalem und Ästhetischem. Angefangen von der Etablierung des St-Georgs-Ordens in der Stadt, die Kaiserresidenz mit einem hochstehenden Leben wurde, bis zum Grabmal der Kaiserin Eleonore und schließlich jenes des tiefgläubigen Maximilians. Deshalb auch seine Förderung der Kirchenmusik, die sich von der Gregorianik zur Mehrstimmigkeit entwickelte. Die Musik Isaacs sei spannend, aber auch schwierig. Er vertonte von 1508 bis 1509 im Auftrag des Domkapitels von Konstanz die Eigengebete der Messen auf vierstimmige Sätze und deshalb heißen sie die „Konstanzer Graduale“. Die Aufführungen können rein a cappella sein oder von einem Instrument ersetzt werden, wie in der Kathedrale, wo die Sopranstimme durch einen Zink und die Altstimme durch eine Gambe ersetzt wird.
Das Georgs-Seminar 2019 schaffte den Spagat zwischen dem Bezug zum Hl. Georg und den Georgs-Rittern zum heurigen Gedenkinhalt Maximilian, und zeigte mit Blick auf die Niederösterreichische Landesausstellung, dass die Welt hier immer schon ‚in Bewegung‘ war.