In Flanders Fields
Vier Fähnriche des Jahrganges "Freiherr Lenk von Wolfsberg" befinden sich seit 31. August 2021 zur Absolvierung des Auslandssemester an der Ecole Royale Militaire, der Offiziersausbildungsstätte der belgischen Streitkräfte.
Das Auslandssemester soll auch dazu dienen das Gastland und dessen Geschichte kennen zu lernen. Auf Initiative des österreichischen Verteidigungsattachés in Belgien, Oberst Franz Sitzwohl, erfolgte deshalb am 24. November 2021 eine Exkursion nach Ypern.
Flandernschlachten
Von Ende Oktober 1914 bis Anfang November 1917 tobten rund um die Stadt Ypern die ersten drei Flandernschlachten. In der zweiten Schlacht kam es erstmalig zum massiven Einsatz von Giftgas. Die dritte Flandernschlacht - im englischen Sprachraum bezeichnet als "Battle of Passchendaele" - zählt zu den größten Schlachten des Ersten Weltkrieges. Innerhalb von 100 Tagen fielen auf beiden Seiten 250.000 Mann, 350.000 wurden verwundet. Bei Ypern kämpften auf Seite der Entente vor allem Soldaten aus dem Britischen Empire. Die Flandernschlachten nehmen daher im Bewusstsein der angelsächsischen Militärgeschichte sowie im Gedenken an die Gefallenen einen besonderen Platz ein.
Besondere Bekanntheit erlangte das während des Krieges veröffentlichte Gedicht "In Flanders Fields". Der darin erwähnte Klatschmohn gilt seitdem als Symbol für die Toten der Schlacht und hat sich zum Hauptsymbol für das Gefallenengedenken im englischsprachigen Raum entwickelt.
Kranzniederlegung
Neben dem Besuch der Schlachtfelder, der britischen Gedenkstätte Tyne Cot und des deutschen Soldatenfriedhofes Langemarck, erfolgte gemeinsam mit dem in Belgien akkreditierten Verteidigungsattaché Australiens eine Kranzniederlegung am Menenport in Ypern. Es handelte sich dabei um das erste offizielle Gedenken der Opfer der Flandernschlachten durch Vertreter der Republik Österreich.
Menenpoort
Historisch gesehen war das Menentor von Ypern nur ein Übergang über den Festungsgraben auf der Straße zur nahe gelegenen Stadt Menen. Von hier aus machten sich im Ersten Weltkrieg Tausende von Soldaten auf den Weg an die Front - viele sollten niemals zurückkehren. Dieser Platz wurde deshalb als Standort für eines der großartigsten und bewegendsten Denkmäler des Ersten Weltkriegs ausgewählt.
Das Ehrenmal, errichtet als Triumphbogen und gleichzeitig als Tordurchfahrt am östlichen Eingang von Ypern dienend, wurde am 24. Juli 1927 eingeweiht. In der großen Halle sind die Namen von 54.896 Soldaten, die in den ersten drei Flandernschlachten gefallen waren und kein eigenes Grab erhalten haben, eingemeißelt. 34.957 weitere Namen mussten auf Grund Platzmangels in die Wände des Tyne Cot Friedhofs östlich von Ypern geschrieben werden.
Last Post
Seit dem 2. Juli 1928 wird jeden Abend um 20.00 Uhr von Trompetern der „Last Post“ zum Gedenken an die Gefallenen geblasen, Der „Last Post“ ist ein Hornsignal, das hauptsächlich in Großbritannien und den Staaten des Commonwealth bei militärischen Begräbnissen oder anderen Zeremonien zum Gedenken an gefallenen oder verstorbene Soldaten gespielt wird, ähnlich dem im Bundesheer zur Anwendung kommenden Trompetensignal "Zapfenstreich".
Einsatz von k.u.k. Einheiten in Belgien während des 1. Weltkrieges
Besonders interessant für die vier Fähnriche des Jahrganges "Freiherr Lenk von Wolfsberg" - dem Jahrgangspatron folgend ein Artillerie-Jahrgang - war der Umstand zu erfahren, dass Artillerie-Einheiten der k.u.k. Armee während des Ersten Weltkrieges in Belgien zum Einsatz gekommen waren. Zur Unterstützung der deutschen Truppen wurden ab August 1914 vier Batterien der schweren Artillerie der k.u.k. Armee nach Belgien verlegt. Ausgestattet waren diese Batterien mit dem 30,5 cm Skoda Mörsern. Konzipiert für die Bekämpfung feindlicher Befestigungsanlagen konnten damit 385 kg schwere Granaten auf eine Entfernung von 9,6 Kilometern verschossen werden. Mit den Granaten konnte bis zu zwei Meter starker Beton durchschlagen werden. Die Batterien wurden daher für das Niederkämpfen einzelner Forts der Festung Namur sowie für die Belagerung von Antwerpen verwendet. Danach waren sie auch kurz im Raum Ypern im Einsatz. Im Frühjahr 1915 wurden der Einsatz in Belgien beendet und die Einheiten nach Österreich-Ungarn zurückverlegt.