Internationales Berufspraktikum 2019
Sechs Wochen lang haben die Fähnriche des Jahrganges "Freiherr von Reischach" bei ausländischen Einheiten gedient. In acht verschiedenen Ländern, quer durch Europa - von Finnland bis Italien - integriert in einen Verband der Streitkräfte ergab sich so die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch, zur Reflexion der eigenen Leistungsfähigkeit und Festigung des Vertrauens in die eigene Leistungsfähigkeit, zum Vergleich nationaler und internationaler militärischer Fähigkeiten, zur Festigung der Kenntnisse und Fertigkeiten in der jeweiligen Waffengattung und damit insgesamt zur Persönlichkeitsentwicklung, speziell im Bereich der interkulturellen Kompetenz.
Als Beispiel für den Ablauf und den Wert des Internationalen Berufspraktikums, nachstehend der Bericht des Fähnrich Philipp N. über seine Zeit bei der 2. Fliegerabwehrlenkwaffenbatterie des Fliegerabwehrregiment ‚Helsinki‘ in Finnland:
Beginn des Praktikums
Kurz gesagt: Unkompliziert. Der Flug von Wien Schwechat gemeinsam mit zwei weiteren Kameraden, die ebenfalls ihr Internationales Berufspraktikum in Finnland absolvierten, fand ohne Probleme statt. Am Flughafen erwartete mich bereits der stellvertretende Kommandant der 2. Fliegerabwehrlenkwaffenbatterie. Während der Fahrt nach Parolanummi, der Ort in dem die Batterie stationiert ist, wurden die ersten Unterschiede im Ausbildungssystem verglichen und mir ein kurzer Überblick über Finnland gegeben. In der Kaserne selbst wurde die Unterkunft zugewiesen und ein grober Überblick über die Kaserne geschaffen.
Am zweiten Tag fand eine Einweisung in die finnischen Armee statt. Das Kennenlernen war einfach, die Verständigung fand in Englisch statt.
2. Fliegerabwehrlenkwaffenbatterie
Die nächsten Tage prägten das Kennenlernen der Batterie sowie des NASAMS (National/Norwegian Advanced Surface to Air Missile System) – ein für mich vollkommen neues Waffensystem.
Die Einweisungen in die verschiedenen Teilsysteme (Werfer, Radar, Elektronischer-Optischer Sensor, Kommunikationsmöglichkeiten und Feuerleitungszentrale) war umfangreich und sehr detailliert. Der NASAMS-Werfer kann mit verschiedenen Raketen bestückt werden. Die finnische Luftabwehr verwendet zurzeit Raketen vom Typ AMRAAM (diese wird auch als Luft-Luft-Rakete bei den F-18 Hornets verwendet) und erreicht einen ungefähren Wirkungsbereich von 25 km horizontal und 9 km vertikal. Die Werfer können mit bis zu 6 Raketen bestückt werden. Aufgrund der Einsatzschussweite ist das Waffensystem ein Mittelstreckenabwehrsystem. Das ‚Gehirn‘ des Systems befindet sich in der Feuerleitungszentrale, welche mittels Kommunikationsmittel das RAP (Recognised Air Picture), also das gesamte finnische Luftlagebild erhält. Das Gerät verfügt zudem über verschiedene Kommunikationsmittel (Daten- und Sprachverbindungen) und ist dadurch auch auf verschiedenster Weise einsetzbar und kommunikationsfähig. Während dieser Einweisungen konnte ich auch den Simulator der Feuerleitungszentrale ausprobieren und eingespielte Ziele erfolgreich bekämpfen und zerstören.
Letztlich ist zu der Fliegerabwehrlenkwaffenbatterie zu sagen, dass das Offiziers- sowie Unteroffizierspersonal ausgesprochen kompetent sind und auch auf der persönlichen Ebene glänzen. Die Batterie rund um den Kommandanten machte auf mich einen exzellenten Eindruck.
Übung ‚Ilmapuolustusharjoitus 119‘
Beginnend mit dem 15. Mai fand die erste von zwei Fliegerabwehrübungen am Übungsplatz Lohtaja statt. Hier befindet sich der größte Schießplatz der Fliegerabwehrkräfte. Der Ablauf der Übung stellte sich wie folgt dar: Zunächst ein Scharfschießen verschiedenster FlA-Systeme und folgend eine teilstreitkräfte-übergreifende Übung.
Ich durfte mit dem 12,7 mm Fliegerabwehrmaschinengewehr sowie mit der ZSU-23 auf Drohnen zu schießen. Beim Schießen mit dem System Stinger sowie dem Fliegerabwehrpanzer Marksman nahm ich als Beobachter teil.
In der Übungsphase konnte ich das finnische Feuerleitgerät ‚Superfledermaus‘ – der Vorgänger des im Bundesheer verwendeten System Skyguard - nach kurzer Einweisung erfolgreich bedienen und die Zielzuweisung für die Fliegerabwehrkanonen durchführen. Abschließend fand eine Einweisung in das Fliegerabwehrraketensystem Crotale statt.
Wichtigkeit des Praktikums
Das Internationale Berufspraktikum in Finnland hatte mehrere Vorteile. Zunächst das Kennenlernen einer mir fremden Armee in derselben Waffengattung. Der Austausch von Erfahrungen und Wissen bei Einsatzmittel und –methoden. Dieses Praktikum schaffte zudem Selbstvertrauen in die österreichische Ausbildung und bot auch Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bestehender Verfahren sowie Fachwissen für die Implementierung zukünftiger Waffensysteme. Die sechs Wochen im hohen Norden Europas bei fast ununterbrochenen Tageslicht werden lange in Erinnerung bleiben.