Kulturerbe im Kreuzfeuer
Bei einer Veranstaltung am Mittwoch, den 30. Juni 2021, im Maria-Theresien-Rittersaal der Militärakademie mit dem Namen "Kulturerbe im Kreuzfeuer - 25 Jahre Blue Shield" wurde die Kooperation zwischen dem Österreichischen Bundesheer und der Vereinigung "Blue Shield Österreich" bekräftigt. Es gab wohl kaum einen passenderen Ort dafür, denn es war Maria Theresia, die als erste Herrscherin in der europäischen Geschichte einen Befehl an ihre Armee erließ, der die Zerstörung und Plünderung von Kulturgut unterband. Im Beisein von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und dem Präsidenten von "Blue Shield Österreich", Karl Habsburg-Lothringen, wurde der Grundstein für die mögliche Entwicklung eines Kompetenzzentrums für Kulturgüterschutz gelegt.
„In einem Kompetenzzentrum können wir zivile und militärische Experten ausbilden, um unser Engagement bei nationalen und internationalen Krisensituationen hoch zu halten. Durch den Schutz von kulturellem Erbe schützen wir auch die Wurzeln, Perspektiven und die Identität der Menschen“, so Verteidigungsministerin Klaudia Tanner.
Vorreiterrolle Österreichs
Im Jahr 1980 war das Österreichische Bundesheer die erste Armee weltweit, die den ersten Kulturgüterschutzbefehl erlassen und damit den Forderungen des Völkerrechts gemäß Haager Konvention entsprochen hat.
Das Österreichische Bundesheer betreibt seit 1980 systematisch Kulturgüterschutz und war damit die erste Armee weltweit, die den Forderungen des Völkerrechts gemäß Haager Konvention entsprochen hatte. Es stellte auch die ersten Kulturgüterschutzoffiziere bei multinationalen Einsätzen und im Rahmen von EU -Missionen.
Österreich hat gemäß der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut rechtliche Verpflichtungen im Bereich des militärischen Kulturgüterschutzes. Deshalb wurde eine Richtlinie für den militärischen Kulturgüterschutz und zur militärischen Bewahrung von kulturellem Erbe erstellt, die in allen Einsätzen des Bundesheeres nach § 2 Wehrgesetz 2001 zu berücksichtigen ist.
Ausbildungszentrum
1996 erging erstmals die Anfrage der UNESCO an Österreich ein internationales Ausbildungszentrum zu gründen, damit die österreichische Kompetenz auch ausländischen zivilen und militärischen Experten vermittelt werden kann. Nach der verheerenden Explosion im Libanon im Jahr 2020, erneuerte die UNESCO ihr Ansuchen an Österreich.
"Blue Shield Österreich" und das Österreichische Bundesheer prüfen derzeit im Rahmen einer Studie, die Entwicklung eines internationalen Kompetenzzentrums für Kulturgüterschutz.
Blue Shield International
Blue Shield International ist eine internationale und UNESCO-affiliierte Organisation mit Sitz in Den Haag. Sie hat zum Ziel den Schutz von Kulturgut vor den Auswirkungen von Kriegen, bewaffneten Konflikten und Katastrophen.
Der Anlass zur Gründung des Internationalen Komitees vom Blauen Schild war die massive Zerstörung von Kulturgütern während der kriegerischen Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien, insbesondere die Bombardierung der Altstadt von Dubrovnik und die Zerstörung der Brücke Stari most in der herzegowinischen Stadt Mostar. Namensgebendes Symbol ist der blau-weiße Schild, der auf der Basis der 1954 abgeschlossenen Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten als völkerrechtlich vereinbartes Schutzzeichen für Kulturgut fungiert.
Der Entstehung des Internationalen Komitees vom Blauen Schild folgte die Gründung von nationalen Komitees vom Blauen Schild, von denen derzeit 28 bestehen und weitere in Planung oder in Gründung sind. 2008 wurde die Association of the National Committees of the Blue Shield gegründet. Diese koordinierte alle bestehenden Nationalkomitees und deren Interaktion mit dem International Committee of the Blue Shield. 2017 wurden das ICBS und das ANCBS zu Blue Shield verschmolzen.
Die Organisation versucht, mit umfangreichen Unternehmungen zu verhindern, dass kulturelles Erbe nachhaltig beschädigt, vernichtet oder gestohlen wird. Die wichtigsten Aktivitäten sind dabei die Unterstützung und Weiterentwicklung der internationalen Zusammenarbeit, Einsätze zur tatsächlichen Umsetzung von internationalen Kulturschutz-Abkommen sowie lokale, regionale und nationale Aktivitäten im Bereich des Kulturgutschutzes.
Die Mitarbeiter von Blue Shield beziehungsweise seiner nationalen Organisationen haben trotz der teilweisen Auflösung von staatlichen Strukturen und der sehr unklaren Sicherheitslage infolge der Kriege und Unruhen im Irak, in Syrien, in Mali, in Ägypten und in Libyen robuste Unternehmungen zum Schutz der dortigen Kulturgüter durchgeführt. Das betrifft auch die Erhebung und Kennzeichnung von zu schützenden Kulturgut, die Erstellung von „No-strike lists“ mit lokalen Experten, die Verknüpfung ziviler und militärischer Strukturen und die Ausbildung von lokalem militärischem Personal zum Schutz von Kulturgut.