Montenegro
Montenegro (montenegrinisch: Црна Гора/Crna Gora) ist eine Republik an der südöstlichen Adriaküste. Das montenegrinische Staatsgebiet grenzt im äußersten Westen an Kroatien, im Nordwesten an Bosnien und Herzegowina, im Nordosten an Serbien, im Südosten an den Kosovo und im Süden an Albanien.
Montenegro hat 621.000 Einwohner und eine Fläche von 13.812 km². Die Hauptstadt ist Podgorica.
Geschichte
Seit der Eisenzeit siedelten die Illyrer in der Region des heutigen Montenegro. Als die Römer die illyrischen Stämme unterwerfen konnten, wurden diese teilweise romanisiert. Nach der Eingliederung in das Oströmische Reich im Jahre 535 verblieb die byzantinische Administration bis 1077.
Während die Küstenstädte eine kontinuierliche Entwicklung seit der Antike bis ins Mittelalter erfuhren, war das Landesinnere durch gänzliches Fehlen urbaner Kontinuität gekennzeichnet.
Als Byzanz durch die Folgen der Schlacht von Mantzikert 1071 durch die Seldschuken in äußerste Bedrängnis geriet, nutzten die südslawischen Völker die Gunst der Stunde und setzten sich formell von Byzanz ab. Der Westbalkan konnte sich für drei Jahrhunderte aus der Umklammerung einer Großmacht lösen, die durch das weitere Vordringen der Osmanen aus Anatolien auf den Balkan dann im 15. Jahrhundert jedoch erneuert wurde.
Osmanische Herrschaft
Das Osmanische Reich, das seit dem 15. Jahrhundert den größten Teil des Balkans beherrschte, begnügte sich in Montenegro mit der Kontrolle über die Küstenorte. Ab 1530 gehörten die unter osmanischer Oberhoheit stehenden Gebiete Montenegros zum Sandschak von Shkodra. Das Kerngebiet der Zeta, durch unwirtliche Gebirgs- und Karstnatur, sowie das Fehlen strategischer größerer Siedlungen gekennzeichnet, wurde politisch nie gänzlich beherrscht.
Erste Unabhängigkeit
1603 erkannte der Sultan die Autonomie Montenegros an. Damit beginnt die neuere Geschichte Montenegros als Staat. Faktisch war dieser „Staat“ allerdings ein im Innern nur lose verbundenes, durch rivalisierende Clanstrukturen geprägtes Gemeinwesen, das vor allem durch die äußere Bedrohung durch die Osmanen und die daraus resultierende gemeinsame Kampferfahrung zusammengehalten wurde.
Im Jahr 1697 kam die Familie Petrović-Njegoš auf den Thron und stellte die Herrscher des Landes über zwei Jahrhunderte lang. Vor allem in der Zeit der Herrschaft von Petar I. und Petar II. Petrović-Njegoš wurde Montenegro als Staat stärker und entwickelter, neue Gesetze wurden geschaffen und die staatliche Identität wurde geprägt.
Österreichischer Kriegshafen Kotor
Unterdessen stand ein Teil des heutigen montenegrinischen Küstengebiets um die Bucht von Kotor unter venezianischer Herrschaft. 1797 wurde dieses Gebiet ebenso wie das vormals venezianische Dalmatien als Königreich Dalmatien Teil der österreichischen Monarchie.
Das Gebiet um die Bucht von Kotor blieb bis 1918 Teil der zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörenden Provinz Dalmatien. Es wurde ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts als wichtiger Stützpunkt der k. u. k. Kriegsmarine genutzt, die dort neben Kriegsschiffen ab Beginn des 20. Jahrhunderts auch Seeflieger und U-Boote stationiert hatte.
Königreich Montenegro
Im Rahmen des Berliner Kongresses von 1878 wurde Montenegro, das bis dahin zum Osmanischen Reich gehörte, ein unabhängiges Königreich. Dabei bekam das Land den Hafen Bar zugesprochen und erhielt damit erstmals eigenen Zugang zum Meer. In der Folgezeit konnten die Montenegriner dem geschwächten Osmanischen Reich verschiedene Gebiete gewaltsam entreißen und ihr Staatsgebiet bis 1913 verdoppeln.
Im August 1914 trat Montenegro auf der Seite Serbiens in den Ersten Weltkrieg ein. Nach der Eroberung Serbiens im November 1915 besetzten deutsche und österreichische Truppen auch Montenegro, was zum unfreiwilligen Ende der Unabhängigkeit führte.
Teil Jugoslawiens
1918 wurde das Land mit Serbien vereinigt und daraufhin Teil des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Montenegro unter Einschluss des Gebietes um die Bucht von Kotor als eine der sechs Teilrepubliken des nunmehr sozialistischen Jugoslawiens wiederhergestellt.
1992, nach Austritt Kroatiens und Sloweniens aus dem Staatsverbund, entschied sich Montenegro, im Verband mit Serbien zu bleiben und wurde Teil der Bundesrepublik Jugoslawien.
Republik Montenegro
Nach den Jugoslawienkriegen in den 1990er Jahren wuchsen die Differenzen zwischen Montenegro und Serbien. In einer im Jahr 2006 erfolgten Volksabstimmung votierten 55,5 Prozent der Wahlberechtigten für die Auflösung der Union mit Serbien und somit für die Unabhängigkeit Montenegros. Mit der Unabhängigkeitserklärung des montenegrinischen Parlaments am 3. Juni 2006 wurde diese formal vollzogen.
Geografie
Montenegro ist ein im europäischen Vergleich relativ dünn besiedeltes, waldreiches Gebirgsland im südöstlichen Teil des Dinarischen Gebirges. Das Land lässt sich von Südwest nach Nordost in drei hauptsächliche Landschaftsräume gliedern:
- die steil abfallende und durch Buchten gegliederte Steilküste am Mittelmeer mit den historischen mediterranen Küstenorten,
- das karge und wasserlose Karsthochplateau Altmontenegros
- das durch Canyons tief zerteilte, abweisende nordmontenegrinische Hochgebirgsland.
Bevölkerung
Die Bevölkerung Montenegros ist wie die vieler Staaten Südosteuropas multiethnisch. Bei der Volkszählung 2011 bezeichneten sich 45 % der Bevölkerung als Montenegriner, 28 % als Serben, 8 % als Bosniaken, 5 % als Albaner sowie 3 % als Muslime.
72 Prozent der Einwohner Montenegros gehören der serbisch-orthodoxen Kirche an. Neben den orthodoxen Gläubigen gibt es eine rund 16 Prozent der Bevölkerung umfassende muslimisch-sunnitische Minderheit und vor allem in den Küstenstädten einige Tausend Katholiken.
Die montenegrinische Sprache ist eine serbokroatische Sprachvarietät.
Wirtschaft
Seit 2002 wird als Landeswährung der Euro verwendet. Der Tourismus spielt in Montenegro eine entscheidende Rolle. 21 % des Bruttoinlandsproduktes werden durch ihn erwirtschaftet.
Die Streitkräfte Montenegros
Die Streitkräfte Montenegros (Montenegrinisch: Vojska Crne Gore / Војска Црне Горе) bestehen aus dem Heer, der Marine und den Luftstreitkräften.
Die heutige Armee Montenegros ging aus dem in Podgorica stationierten Armeekorps der Streitkräfte von Serbien und Montenegro hervor. Die gemeinsame Marine wurde, da Serbien keine Küste besitzt, komplett von Montenegro übernommen, wurde aber zu einer Küstenwache reduziert.
Die Armee ist eine Berufsarmee und umfasst 1.600 Soldaten. Das Heer besteht aus einem Infanteriebataillon und einem Kampfunterstützungsbataillon. Die Luftstreitkräfte verfügen über zehn Hubschrauber (Bell 505, Bell 412, Soko Gazelle), die Marine betreibt zwei Patrouillenboote und ein Segelschulschiff.
Am 5. Juni 2017 wurde Montenegro Mitglied der NATO. Damit einher ging eine Modernisierung und Neuausrichtung der Streitkräfte.