Nationalfeiertag
Der österreichische Nationalfeiertag wird seit 1965 jährlich am 26. Oktober begangen. Am 25. Oktober 1965 verabschiedete dazu der Nationalrat einstimmig das Bundesgesetz über den österreichischen Nationalfeiertag das tags darauf in Kraft trat.
Darin steht geschrieben: „Eingedenk der Tatsache, daß (sic) Österreich am 26. Oktober 1955 mit dem Bundesverfassungsgesetz über die Neutralität Österreichs seinen Willen erklärt hat, für alle Zukunft und unter allen Umständen seine Unabhängigkeit zu wahren und sie mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu verteidigen, und in eben demselben Bundesverfassungsgesetz seine immerwährende Neutralität festgelegt hat, und in der Einsicht des damit bekundeten Willens, als dauernd neutraler Staat einen wertvollen Beitrag zum Frieden in der Welt leisten zu können, hat der Nationalrat beschlossen: Der 26. Oktober ist der österreichische Nationalfeiertag.“
Der Nationalfeiertag löste den vormaligen "Tag der Fahne" – ebenfalls der 26. Oktober - als Nationalfeiertag ab. 1967 wurde der Nationalfeiertag den übrigen gesetzlichen Feiertagen in Österreich gleichgestellt und ist seither arbeitsfrei.
Österreichweit werden am 26. Oktober zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt, welche an die Freiheit Österreichs und besonders an die Neutralität und Unabhängigkeit des Landes erinnern sollen. Die österreichische Bevölkerung verwurzelt sich immer stärker mit den Farben rot-weiß-rot und weiß die Bedeutung des Bestehens des selbständigen und neutralen Staates Österreichs zu schätzen. Der Nationalfeiertag ruft in der österreichischen Bevölkerung immer wieder ein Nationalbewusstsein hervor, das durch die Begehung dieses Tages Jahr für Jahr gestärkt wird. Für viele Österreicher stellt die Neutralität des Landes einen wichtigen Identitätsfaktor dar.
GESCHICHTLICHE HINTERGRÜNDE
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Wiederrichtung der Republik war Österreich durch die vier Siegermächte USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion besetzt. Ab 1946 strebte die österreichische Bundesregierung und der Nationalrat danach, die vollständige Souveränität Österreichs wiederzuerlangen.
Im Jahr 1949 gab es dazu einen ersten Vertragsentwurf. Die inzwischen feindlich gegenüberstehenden Alliierten blockierten jedoch die Verhandlungen. Ein Vertragsabschluss rückte in weite Ferne. Im Herbst 1952 wurde erstmals das Wort "Neutralität" in Gesprächen zwischen österreichischen und sowjetischen Diplomaten erwähnt. Dies sollte einen Beitritt Österreichs zum westlichen Militärbündnis NATO ausschließen. Die westlichen Alliierten reagierten darauf entsprechend skeptisch, da sie Österreich weiterhin westlich orientiert wissen wollten.
Moskauer Memorandum
Nach weiteren Verhandlungen erfolgte im Frühjahr 1955 eine Vereinbarung über den Abschluss der Neutralität im sogenannten "Moskauer Memorandum". Diese Lösung akzeptierte sowohl die Sowjetunion als auch die Westalliierten. Der Weg zum Staatsvertrag war somit frei, ohne, dass dieser eine Klausel zur Neutralität enthielt. Den Staatsvertrag unterzeichneten die Außenminister der vier Besatzungsmächte sowie der österreichische Außenminister Leopold Figl am 15. Mai 1955.
Der letzte Besatzungssoldat verlässt österreichischen Boden
Bereits zehn Tage später reichten Abgeordnete sämtlicher im Parlament vertretender Parteien einen Antrag zur Erklärung der Neutralität Österreichs ein. Das Plenum nahm schon in der nächsten Sitzung den Antrag einstimmig an und forderte die Regierung auf, eine entsprechende Gesetzesvorlage vorzulegen.
Diese Regierungsvorlage lehnte sich stark an den Text des Entschließungsantrages an und traf noch im Juli im Nationalrat ein. Fünf Monate vergingen, bis sich das Plenum am 26. Oktober mit der Regierungsvorlage befasste. Warum so viel Zeit vergangen war, begründete Bundeskanzler Julius Raab damit, dass "der letzte Soldat österreichischen Boden verlassen hat, um eindeutig darzutun, dass die Beschlussfassung der legitimen frei gewählten österreichischen Volksvertretung in voller Unabhängigkeit und in voller Freiheit erfolgt." Der Abzug der letzten Besatzungstruppen aus Österreich ereignete sich erst einen Tag zuvor.