Schutz der Grenze
Am Ufer des Neusiedlersees an der Grenze zu Ungarn, genauso wie am Bodensee an der Grenze zur Schweiz, an der tschechischen Grenze entlang der Thaya, ebenso wie in den Karnischen Alpen an der italienischen Grenze standen bzw. stehen noch immer 31 Fähnriche des Jahrganges „Dragonerregiment 7“ im Assistenzeinsatz.
Übernahme von Kommandantenfunktionen
Mit 4. Mai 2020 wurden bundesweit 13 Miliz-Kompanien aufgeboten. Diese erhielten die Aufgabe einerseits die zivilen Behörden bei der Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung der weiteren Verbreitung des Coronavirus (Covid-19) zu unterstützen, andererseits die Überwachung der Staatsgrenze zur Verhinderung illegaler Grenzübertritte durchzuführen. Aus unterschiedlichen Gründen gab es teilweise ein Fehl an Zugs- und Gruppenkommandanten. Diese Führungspositionen wurden durch die Fähnriche besetzt.
Am 27. April 2020 wurden die Fähnriche den für die Aufnahme und Ausbildung der Milizsoldaten verantwortlichen Bataillonen dienstzugeteilt. Sie unterstützen dort bei der Vorbereitung der Aufnahme der Milizsoldaten. Nach zwei Wochen Einsatzvorbereitung begann am 18. Mai 2020 der Einsatz. Die Fähnriche erhielten damit eine ausgezeichnete Möglichkeit ihr erlerntes Wissen zur Anwendung zu bringen und Erfahrungen zu sammeln.
Führung
Fähnrich Melanie S. war als Gruppenkommandantin in der Jägerkompanie Korneuburg eingeteilt: „Die bisher an der Militärakademie erhaltene Ausbildung zur Führungskraft hat das nötige Rüstzeug zur Aufgabenerfüllung gegeben. Auf alles kann man aber nicht vorbereitet werden. Da hieß es dann intuitiv handeln. Der wohl größte Unterschied zur Ausbildung an der Militärakademie war, Führen und eigenständig Entscheidungen treffen dürfen, ohne die Sorge vor einer schlechten Beurteilung haben zu müssen. Ob man richtig oder falsch entschieden hat, zeigten Erfolg bzw. Misserfolg. Ob man gut oder schlecht führt, zeigte das unmittelbare Feed-Back und die Reaktionen der unterstellten Soldaten.“
Flexibilität
Die häufigen Lageänderungen vor allem zu Beginn des Einsatzes waren für alle Fähnriche etwas Ungewohntes und Belastendes. Flexibilität war gefragt!
Für Fähnrich Lisa K., stellvertretende Zugskommandantin bei der Jägerkompanie Tulln, war die größte Herausforderung „die Assistenzleistung für verschiedene Behörden. Dies hat manchmal zu sich widersprechenden Anordnungen geführt. Daraus waren jedoch klare und eindeutige Regelungen für die untergebenen Soldaten zu erstellen. Eine nicht immer leichte Aufgabe.“
Zusammenarbeit mit der Miliz
Die Zusammenarbeit mit den Milizsoldaten war für die Fähnriche eine Besonderheit, die sie bisher nicht kannten. „Die Vielfalt in der Gruppe, sei es altersmäßig – von 18 bis 43 - sei es ausbildungsmäßig – vom Chef eines mittleren Unternehmens bis zu demjenigen ohne Ausbildungsabschluss, das war etwas für mich völlig Neues.“ so Fähnrich Wolfram W., mit der 1. Kompanie des Jägerbataillons Wien 2 im Burgenland im Einsatz.
„Sie waren durchwegs hochmotiviert und diszipliniert. Dank der Einsatzvorbereitung waren sie auch gut auf die Aufgabenstellungen vorbereitet.“ zeigt sich Fähnrich Melanie S. sehr zufrieden über die Zusammenarbeit mit den Milizsoldaten.
Auch für Fähnrich Jakob M. war es das erste Zusammenarbeiten mit Milizsoldaten. „Deren Erfahrungen auch aus dem zivilen Bereich muss man nutzen.“ Als Zugtruppkommandant war er für den Betrieb des Gefechtsstandes verantwortlich. „Das war eine völlig neue Aufgabe. Die erforderlichen Verwaltungsabläufe, die zwingende Berücksichtigung von Regelungen z.B. für den Umweltschutz oder Hygienebestimmungen…das hat anfänglich gefordert, aber einen guten Einblick in den künftigen Arbeitsalltag gegeben.“
Menschenführung
„Durch den langen Einsatzeitraum musste den Bedürfnissen der Soldaten besondere Beachtung geschenkt werden und es gab auch Probleme zu lösen, die bei einer ein- oder mehrtägigen Übung nicht auftreten.“ resümiert Fähnrich Paul G., der als Zugskommandant im Einsatz stand.
Einsatznahe Ausbildung
Die Verwendung der Militärakademiker im Assistenzeinsatz stellte nicht nur eine Beitragsleistung der Militärakademie zum Gesamteinsatz des Bundesheeres dar, sondern gab den Fähnrichen eine einmalige Gelegenheit Erfahrungen zu sammeln und Wissen und Fähigkeiten zu erweitern. Einsatznaher kann Ausbildung nicht sein! Deshalb wird der Einsatz auch als Teil 5 der Führungsausbildung angerechnet.
Jene Fähnriche, die bei Kompanien eingesetzt waren, die den Einsatz mit 5. Juni 2020 beendet haben, sind bereits wieder an die Militärakademie zurückgekehrt. Mit 12. Juni 2020 werden die derzeit noch im Einsatz stehenden Fähnriche durch Kameraden der zweiten Jahrgangshälfte abgelöst werden.