Slawa Ukrajini – Herojam Slawa
Ende 1991 waren die sowjetischen Militärbezirke Kiew und Odessa mit 780.000 Soldaten an die Ukraine übergeben worden. An Ausrüstung waren 7.000 gepanzerte Fahrzeuge, 6.500 Panzer, 2.500 taktische Raketen, 1.500 Flugzeuge, 1.272 Nuklearraketen und 350 Schiffe auf dem Gebiet der Ukraine stationiert.
Problematisch bei der Übernahme der früheren sowjetischen Verbände und Aufstellung von eigenen Verbänden war die Tatsache, dass es für sie keine einheitliche Befehlsstruktur bzw. keinen gemeinsamen Generalstab gab. Ferner gab es Konflikte mit Russland wegen des Kommandos über die Schwarzmeerflotte, das vorübergehend gemeinsam ausgeübt wurde. Schließlich teilte man die Flotte auf.
In weiterer Folge wurde der Umfang der Streitkräfte auf 420.000 Soldaten reduziert.
„Erbe“ Atomwaffen
Nach der Unabhängigkeit übernahm die Ukraine aus der Hinterlassenschaft der sowjetischen Atomstreitkräfte auch 130 Interkontinentalraketen UR-100N (SS-19) mit jeweils sechs nuklearen Sprengköpfen und 46 vom Typ RT-23 (SS-24) mit jeweils 10 Sprengköpfen. Sie hatte damit das drittgrößte Atomwaffenarsenal der Welt. Am 2. Juli 1993 erfolgte in einer Grundsatzerklärung offiziell der Verzicht auf die Atomwaffen. Am 15. Juli 1993 begann der Abbau der auf dem ukrainischen Territorium stationierten Interkontinentalraketen. Die Raketen wurden zur Verschrottung nach Russland gebracht.
Neuaufstellung 2014
2014 wurden die Streitkräfte neu orientiert und dementsprechend neu strukturiert. Sie umfassen nun rund 200.000 Soldaten, hinzu kommen 900.000 Reservisten.
Seit 1994 nimmt die Ukraine am NATO-Partnership for Peace Programm teil. Neben der Beteiligung an zahlreichen gemeinsamen Übungs- und Ausbildungsvorhaben mit NATO- und EU-Staaten, hat die Ukraine auch Kontingente zu Auslandseinsätzen entsandt:
- Operation ALTHEA in Bosnien und Herzegowina
- ISAF und Resolute Support Mission in Afghanistan
- NATO Training Mission im Irak
- UNISMA in Mali
- Stabilisierungsmission der Organisation der Vereinten Nationen in der Demokratischen Republik Kongo (MONUSCO)
Es erfolgten aber auch Beteiligungen an der
- Operation Active Endeavour im Mittelmeer sowie der
- Operation Ocean Shield im Indischen Ozean.
Gliederung
Die ukrainischen Streitkräfte gliedern sich in fünf Teilstreitkräfte:
- Heer
- Luftwaffe
- Marine
- Luftbewegliche Kräfte
- Spezialeinsatzkräfte
Nicht zu den Streitkräften gehört die Nationalgarde. Zu deren Aufgaben gehören die Grenzsicherung und die Wahrung der inneren Sicherheit. Ihre Neugründung erfolgte vor dem Hintergrund des russischen Eingreifens auf der Halbinsel Krim. Sie untersteht dem Innenministerium. Die Gesamtstärke der Nationalgarde und andere paramilitärischer Truppen umfasst rund 100.000 Mann.
Mit 2014 sollte auch die Abschaffung der Wehrpflicht und der Übergang zu einer Berufsarmee erfolgen. Auf Grund der „Verschlechterung der Sicherheitslage im Osten und Süden des Landes“ müssen seit Mai 2014 Männer im Alter von 20 bis 27 Jahren wieder ihren Wehrdienst in der Dauer von 12 Monaten leisten. Seit dem Jahr 2016 dürfen auch Frauen bei den Ukrainischen Streitkräften dienen.
Heer
Nach der Heeresreform 2014 gestaltet sich die Gliederung wie folgt:
Dem Kommando des Heeres in Kiew unterstehen vier operative Kommanden mit insgesamt:
- 2 Panzerbrigaden
- 7 mechanisierten Brigaden
- 3 Schützenbrigaden
- 2 Gebirgsbrigaden
- 4 Artilleriebrigaden
- 4 Fliegerabwehrregimentern
Unmittelbar geführt werden
- 1 Artilleriebrigade
- 2 Raketenartilleriebrigaden
- 1 Raketenartillerieregiment
- 2 Heeresfliegerbrigaden
An schwerem Gerät verfügt das ukrainische Heer über bis zu 1.000 Kampfpanzer der Typen T-80, T-72 und T-64 in unterschiedlichen Versionen. Über genau Stückzahlen lassen sich auf Grund von Einlagerungen/Wiederaktivierungen sowie Verlusten im Zuge der Kämpfe in der Ostukraine keine verlässlichen Angaben machen.
Luftwaffe
Die ukrainischen Luftstreitkräfte sind mit 45.000 Soldaten die zweitstärkste Teilstreitkraft der ukrainischen Streitkräfte.
Die Luftstreitkräfte verfügen über
- 37 MIG-29 Mehrzweckkampfflugzeuge
- 12 Su-24 Bomber
- 17 Su-25 Erdkampfflugzeuge
- 32 Su-27 Jagdflugzeuge
Neben den Kampfpflugzeugen stehen noch 47 Stück L-39 Schulflugzeuge sowie rund 30 Transportflugzeuge zur Verfügung.
Marine
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 und der daraus resultierenden Unabhängigkeit der Ukraine befand sich die Schwarzmeerflotte der sowjetischen Marine nunmehr auf dem Territorium der Ukraine.
Am 2. Januar 1992 verfügte der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk die Unterstellung aller auf dem Territorium der Ukraine stationierten vormals sowjetischen Truppen einschließlich der Schwarzmeerflotte unter ukrainischen Oberbefehl.
Am 2. August 1992 einigte sich Krawtschuk mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin im Konflikt um die Schwarzmeerflotte dahingehend, dass beide Staaten für eine Übergangszeit bis 1995 ein gemeinsames Oberkommando über die rund 380 Schiffe und Boote bilden.
Am 17. Juni 1993 unterzeichneten Krawtschuk und Jelzin in Moskau ein weiteres Abkommen über die überwiegend auf der Krim stationierte Schwarzmeerflotte. Danach sollte die Flotte sowie die Gebäude und Hafenanlagen jeweils zur Hälfte aufgeteilt werden. Der auf ukrainischem Staatsgebiet liegende Flottenstützpunkt in Sewastopol wurde von Russland gepachtet.
Am 15. April 1994 wurde erneut über die Schwarzmeerflotte verhandelt. Der verbliebene ukrainische Anteil von 50 % der rund 300 Schiffe und Boote sollte nun auf rund 15 bis 20 % reduziert werden. Der Ukraine blieben über 60 Schiffe und einige noch nicht fertiggestellte Schiffsrümpfe. Der größte Teil davon befand sich jedoch in schlechtem Zustand und war nicht seetüchtig.
Mit der russischen Besetzung der Krim im März 2014 fielen mit einer Ausnahme aller größeren Schiffe der ukrainische Flotte in russische Hände.
Die ukrainische Flotte umfasst daher heute nur mehr 6.500 Soldaten und besitzt
- 1 Fregatte
- 13 Patrouillenboote
- 4 Landungsschiffe
- 1 Minenleger
Offizieller Gruß
Am 5. Februar 2018 brachte Premierminister Wolodymyr Hrojsman einen Entwurf ins Parlament ein, der die Änderung der offiziellen Rufe der ukrainische Streitkräfte zum Gegenstand hatte. Bis dahin wurde eine Grußformel aus der Sowjetzeit verwendet. Gemäß Hrojsmans Entwurf sollte an ihre Stelle der militärische Zuruf „Slawa Ukrajini" (Ruhm der Ukraine) gefolgt von der Antwort "Herojam Slawa" (Ruhm den Helden) treten.
Am 9. August 2018 kündigte Präsident Poroschenko an, dass "Slawa Ukrajini – Herojam Slawa" der offizielle militärische Gruß der ukrainischen Streitkräfte wird. Die Begrüßung war erstmals bei der Unabhängigkeitsparade in Kiew am 24. August 2018 zu hören.