Soldaten im Einsatz als "Contact Tracer"
...ist der junge Soldat Dogus C. seit nunmehr sechs Monaten als Contact Tracer (bei der Kontaktpersonenverfolgung) in der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen.
„Eigentlich hatte ich vor, mir nach dem Ende meines Grundwehrdienstes an der Militärakademie in Wiener Neustadt einen Job zu suchen“, so der Maturant, „Nachdem ich dann aber die Möglichkeit bekommen habe, mich beim Bundesheer freiwillig für den Einsatz als Contact Tracer zu melden, habe ich mich umentschieden und helfe erstmal hier im Kampf gegen das Virus mit.“
„Contact Tracing“ die Suche nach Personen die infiziert sein könnten
Wurde eine Person positiv auf das Corona-Virus getestet, ist ein Kontaktpersonen-Formular auszufüllen, in dem angegeben wird, mit welchen Personen innerhalb der letzten 48 Stunden Kontakt bestand.
„Meine Aufgabe ist es, die angegebenen Kontaktpersonen schnellstmöglich anzurufen und im Gespräch herauszufinden, ob es eine hohe Ansteckungsgefahr oder doch nur eine geringere Ansteckungsgefahr gegeben hat“, erklärt Dogus C.
Nach Rücksprache mit dem Amtsarzt erfolgt die Einstufung in „Kontaktperson 1“ bzw. „K1“ (hohe Gefahr) oder „Kontaktperson 2“ bzw. „K2“ (geringe Gefahr).
Als „K1“ gelten vor allem jene Personen, die sich ohne Maske, länger als 15 Minuten in einer Entfernung von unter zwei Metern mit der infizierten Person im selben Raum befunden haben (z.B. im selben Büro) oder anderwärtig engen Kontakt hatten (z.B. innerhalb des eigenen Haushaltes). Kontaktpersonen der Kategorie 1 werden durch Bescheid (zuerst mündlich, dann schriftlich) für die Dauer von 14 Tage behördlich abgesondert (= in Heimquarantäne geschickt). Personen in Heimquarantäne dürfen weder die Wohnung verlassen noch private Besuche erhalten. Eine „Freitestung“ von Kontaktpersonen ist, nach den derzeitigen Regelungen, ab dem 10. Tag mittels negativen Testergebnis möglich.
Alle angegebenen Kontaktpersonen die nicht als „K1“ eigestuft werden gelten als „K2“. Diese Personen bekommen einen Verkehrsbeschränkungsbescheid (keine Benützung öffentlicher Verkehrsmittel) mit der Anordnung am 5. Tag nach dem Kontakt ein PCR-Test durchzuführen. Des Weiteren werden sie informiert, innerhalb der nächsten zehn Tage besonderen Wert auf die Corona-Schutzmaßnahmen zu legen und häufigen Kontakt zu anderen Personen zu unterlassen.
Hotspot „Wiener Neustadt“
Auch in der Contact Tracing Stelle im Gesundheitszentrum des Neuen Rathauses in Wiener Neustadt, der derzeit am stärksten betroffenen Stadt Österreichs, laufen die Telefone heiß.
Hier versieht Vizeleutnant Raimund R. seit Ende Oktober 2020 bei der Kontaktpersonenverfolgung seinen Dienst und zählt somit zu einem der erfahrensten "Spurensucher" der Stadt.
„Leider zählen wir derzeit mit bis zu 70 Corona Infizierten täglich zu den traurigen Spitzenreitern unseres Landes. Jeder einzelne davon gibt weitere zwei bis fünf Kontaktpersonen an und mein sechsköpfiges Team versucht dann im Eiltempo diese Personen zu erreichen. Was das an Arbeit bedeutet kann man sich leicht ausrechnen“, gibt der Kommandant der eingesetzten Soldaten zu bedenken.
Hiobsbotschaft „Kontaktperson 1“
Viele Menschen wirft die auferlegte 14-tägige Absonderung (Heimquarantäne) komplett aus der Bahn und sie wissen nicht, wie es weitergehen soll: „Ich muss in die Arbeit, wie soll ich das meinem Chef erklären?“, „Ich bin Bauer und muss auf meinen Hof, wer füttert meine Tiere?“ und „Wer geht für mich einkaufen?“ sind nur einige Fragen, die an die Contact-Tracer gestellt werden.
Raimund R. stellt klar: „Hier ist ein besonderes Fingerspitzengefühl gefragt, den Menschen trotz aller Schwierigkeiten klar zu machen, sich an die auferlegten Einschränkungen zu halten um nicht selbst zum Virus-Verbreiter zu werden.“
„Oft ist es wie ein Kampf gegen Windmühlen“
Doch der Unteroffizier nimmt seinen anstrengenden Dienst mit Humor: „Wenn man bis zu sechs Tage die Woche zwischen zehn und zwölf Stunden im Einsatz ist, hat man am Abend keine Probleme einzuschlafen. Was mich allerdings sehr motiviert ist das Gefühl, einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen das Virus zu leisten“, zeigt sich Raimund R. überzeugt.