Stell Dich der Aufgabe!
MEK (Moral – Ethik – Kulturgüterschutz): Das ist der Name eines von Militärdekan Mag. Siegfried Lochner mit technischer Unterstützung des Teams der Entwicklungsabteilung der Militärakademie erstellten Lernbehelfs, der von einem ähnlich gearteten Produkt der Deutschen Bundeswehr angeregt worden ist.
Die Aufgabenstellung und zugleich das Ziel des Projektes war, einen didaktisch andersgearteten Ansatz zur Vermittlung des Themenkomplexes „Ethik im Berufsvollzug“ zu wählen und spielpädagogische Perspektiven für militärische, „erwachsenengerechte“ Bildung anzuwenden.
Die jahrzehntelange Erfahrung des im Bereich Wehr- und Berufsethik im Rahmen der Offiziersaus- und Weiterbildung tätigen Autors zeigt, dass es oft nicht einfach ist, vor allem junge Menschen für die genannte Thematik zu gewinnen. Das Ziel dieses Lernspieles ist es daher, Interesse für die Thematik zu wecken und den Einstieg in Grundfragen der Ethik, Moral sowie des humanitären Völkerrechts und des darin verankerten Kulturgüterschutzes spielerisch zu ermöglichen.
Vom Rekruten bis zum General
Das Spiel ist als klassisches Würfelspiel konzipiert, bei dem in der vorgegebenen Spielzeit die militärische Karriereleiter vom Rekruten bis zum General erklommen werden kann. Vom Dienstantritt bis zum Dienstzeitende steht der Spieler immer wieder vor kniffligen Aufgaben zum Thema Wehr- und Berufsethik, die auf Karten mit Fragen, Anweisungen und spezifischen Ereignissen formuliert sind. Auf der Rückseite finden sich jeweils die korrekten Antworten bzw. das korrekte und rechtskonforme Handeln in den jeweiligen Situationen, von deren Bewältigung der Weg in der soldatischen Hierarchie nach oben abhängt.
Wechselseitiger Austausch auf Augenhöhe
Das Spiel ist für zwei Unterrichtseinheiten à 45 Minuten ausgelegt, kann aber jederzeit durch den Durchführenden beendet werden, da das Bewertungssystem zu jedem Zeitpunkt einen Gewinner festlegt.
Je nach Teilnehmerfeld können die Gruppen so zusammengesetzt werden, dass sich die Spieler durch die sich zwangsläufig ergebenden Diskussionen und Gespräche besser kennenlernen und ein kameradschaftlicher Dialog zwischen Spielenden unterschiedlicher Hierarchieebenen und Lebensalter zustande kommt, bei dem Einsatzerfahrungen ausgetauscht oder weitergegeben werden können.
Je nach Bildungshintergrund kann das Spiel im Rahmen der Ausbildung der einschlägigen Thematik im Bundesheer eingesetzt werden, vor allem sind hier die Ausbildungseinheiten im Rahmen der Offiziersaus- und Weiterbildung sowie die Vorbereitung für Einsätze im Ausland mögliche Anwendungsfelder. Die dem Spiel beigefügte ausführliche Spielanleitung ermöglicht dem Ausbildner zusätzliche situationsspezifische Anpassungsmöglichkeiten.
Spielend lernen wir besser
Mary Poppins sagte es schon: „Wenn ein Löffelchen voll Zucker bittere Medizin versüßt, rutscht sie gleich noch mal so gut.“ Mit anderen Worten, Spiele helfen und motivieren Aufgaben zu erledigen, die a priori nicht so interessant erscheinen. Dieser Grundsatz funktioniert auch, wenn wir älter werden und darauf beruht der Erfolg von Lernspielen für Erwachsene. Dank der Dynamik des Spiels lernen Menschen besser, auch Erwachsene. Deshalb basieren einige der weltweit besten Lehrmittel auf Spielen.
Game-based Learning ist sogar eine effektivere Schulungsmethode als e-Learning. Wir alle spielen gern. Dank dieser Vorliebe für eine spielerische Umgebung sind Lernspiele eine Goldgrube für die Aus- und Weiterbildung. In vielen Schulen werden Spiele eingesetzt, zum Beispiel im Mathematikunterricht, ein Fach, das im Unterrichtsraum häufig zu Frustrationen führt. Es hat sich gezeigt, dass Game-based Learning eine besonders effektive Methode zum Erlernen exakter Wissenschaften ist.
Positiver Geisteszustand
Auch wir Erwachsenen können spielend lernen und unsere kognitiven Funktionen anregen. Genauso wie junge Menschen brauchen wir Motivation bei der Arbeit, um geistig wacher zu sein. Beim spielerischen Üben verbessern wir unsere Leistungen, strengen uns mehr an und erwerben Wissen.
Effizienz von Game based Learning im Vergleich zu traditionellem Lernen:
- Stärkung des Selbstvertrauens der Lernenden bis zu 20 %.
- Verbesserung des konzeptuellen Wissens um 11 %.
- Erhöhung des Erinnerungsvermögens um 90 %.
- Aneignung von 20 % mehr praktischen Wissens.
- Bewältigung von bis zu 300 % mehr Aufgaben.
Letzten Endes verbleiben die Lernenden (seien es Erwachsene oder einfache Mathe-Schüler) in einem positiven Geisteszustand, der mit traditionellen Lernmethoden nicht erzielt würde. Eine solche methodische Vorgehensweise hilft uns, Erinnerungsvermögen, Aufmerksamkeit, Planung, Konfliktlösungsfähigkeit u.v.m. aufrechtzuerhalten und auszuweiten.
Autor: Militärdekan Mag. Siegfried Lochner