studying abroad
Die Theresianische Militärakademie nimmt an der „European Initiative for the exchange of young officers inspired by Erasmus“ teil. Im Rahmen dieses Austauschprogramms absolvieren derzeit 27 ausländische Offiziersanwärter, aber auch zivile Studenten, gemeinsam mit den österreichsichen Militärakademikern ausgewählte Lehrveranstaltungen in englischer Sprache.
In diesem Jahr sind neun Nationen vertreten: Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien und die USA. Der Studienaufenthalt an der Theresianischen Militärakademie dauert üblicherweise drei Monate. Die Kadetten aus den USA und Kanada sind bereits im August eingetroffen und haben gemeinsam mit ihren österreichischen Kameraden den Kurs für Gebirgskampf absolviert.
Effizient Studieren
„Ich mag das hiesige Studiensystem. Jede Woche haben wir eine andere Lehrveranstaltung die wir mit einer Prüfung abschließen. In der nächsten Woche kommt dann schon das nächste Thema.“, beschreibt Cadet Tsai den Unterschied zu ihrer Ausbildung an der Militärakademie in West Point, USA. Dieses effiziente System bietet Vorteile für die internationalen Studierenden. Leutnant Burfeind erläutert, warum sich ein Auslandssemester in Wiener Neustadt für sie auszahlt: „Pro Woche kann ich mir zwei ECTS-Punkte erarbeiten. Am Ende kehre ich mit 24 Punkten nach Hamburg zurück.“
Gibt es noch andere Gründe, um nach Österreich zu kommen? „Ich möchte mein Deutsch verbessern. Schön wäre es, wenn ich als Österreicher durchgehen würde. Aber das ist vermutlich zu ambitioniert.“, sagt der US-Cadet Lord grinsend. Die ausländischen Studierenden besuchen während ihrer Zeit an der Militärakademie auch einen Deutsch-Sprachkurs. Einige hatten bereits Deutsch als Unterrichtsfach an ihrer Heimathochschule. Die drei Monate in Österreich sind dann eine willkommene Praxis, um die Sprachkenntnisse zu perfektionieren.
Andere Studierende nutzen ihren Aufenthalt, um hier ihre Diplomarbeit zu schreiben. Auch dafür sind die Bedingungen ideal. Die Burg beherbergt nämlich eine moderne Bibliothek mit umfangreichen Recherchemöglichkeiten.
Verbündete besser Kennenlernen
Neben den militärischen werden vor allem die interkulturellen Fähigkeiten gefordert. „In Westpoint lernen wir Hochdeutsch. Die vielen Dialekte in Österreich haben mich dann überrascht.“, erinnert sich Cadet Arnold an seine ersten Eindrücke von Österreich. Dass kleine Ausbildungsstätten durchaus Vorteile haben können, zeigt der Vergleich von Cadet Smith mit Westpoint: „Die österreichischen Fähnriche haben uns mit ihrer Kameradschaft überrascht. Von unserer Ausbildung kennen wir das nicht, weil dort Tausende studieren.“ Ein weiterer, geschätzter Vorteil: Nach Dienstschluss und am Wochenende darf man die Kaserne verlassen. Das ist nicht in allen Ländern so! Die ausländischen Offiziersanwärter genießen deshalb ihre Freiheiten in Österreich. Die Wochenenden werden dazu genutzt, um Land und Leute besser kennenzulernen.
Erlebnisse werden zu Lebenserfahrung
Was bleibt in Erinnerung? „Beim Gebirgskampfkurs musste ich mich abseilen und habe mich heillos in den Seilen verheddert. Ich hing wie Spiderman über dem Abgrund – während 20 andere ihr Handy gezückt haben und mich dabei filmten.“, beschreibt Cadet Smith sein bisher prägendstes Erlebnis. Cadet Shin will das „Nageln“ in seine Heimat exportieren: „Nägel in Hackstöcke schlagen macht großen Spaß. In Kanada kennen wir das nicht. Holz hätten wir aber genug.“
Der großzügige Akademiepark, die moderne Sporthalle, die freundliche Aufnahme in der Kirchengemeinde – es sind die unterschiedlichsten Dinge, die die internationalen Offiziersanwärter aufzählen, wenn sie nach ihren liebsten Erinnerungen gefragt werden. Man sieht, „studying abroad“ ist mehr als „nur Studieren“, es ist eine wertvolle Lebenserfahrung.