The West Point Experience
Die 1802 gegründete Ausbildungsstätte für die Berufsoffiziere der US Army ist die größte Militärakademie der USA und bildet derzeit rund 4.500 Kadetten aus. Die Akademie liegt rund 50 Kilometer nördlich von New York City unmittelbar am Hudson River. Das Gelände der Akademie hat eine Größe von 65 km² und beheimatet nicht nur die Kadetten, sondern auch das Lehr- und Verwaltungspersonal sowie deren Familien – insgesamt rund 12.000 Personen.
West Point stellt hohe Anforderungen an aufzunehmende Personen. Jährlich gibt es etwa 11.000 Bewerber, von denen knapp 1.300 aufgenommen werden. Diese werden dann innerhalb von 4 Jahren zu Second-Lieutenants ausgebildet und erhalten ein sehr anerkanntes Bachelor-Diplom. Die Ausbildung in der Waffengattung erfolgt im Anschluss.
Der erste Anspruch von West Point ist es „Leaders of Character“ auszubilden. Das bedeutet zum einen, dass herausgefunden wird ob ein Absolvent auch unter erhöhter physischer und psychischer Belastung noch dazu in der Lage und willens ist den ursprünglichen Auftrag zu erfüllen und das Wesentliche für sich selbst zu erkennen. Das bedeutet aber auch eine Identifikation mit dem Offizierberuf und dem Kadettenkorps zu schaffen, wodurch eine Einheit geformt wird wie sie Ihresgleichen sucht.
Der wohl größte Unterschied zur Theresianischen Militärakademie ist die in West Point vorhandene Selbstverwaltung durch die Kadetten. Gegliedert in 4 Regimenter wird das „Corps of Cadets“ von Kadetten geführt und verwaltet. Offiziere und Unteroffiziere stehen nur beratend den eingeteilten Kadetten zur Seite.
Die drei „Reischachs“ waren vollkommen in die Organisationsstruktur der Akademie eingegliedert und versahen ihren Dienst in Funktionen der Kompanieführung. Die Führung eines nur aus Kadetten bestehenden Zuges stellt eine besondere Herausforderung dar. Auch im akademischen Bereich waren die Fähnriche im vollen Umfang in den Ausbildungsplan der Elitehochschule eingegliedert und nahmen an Lehrveranstaltungen in den Bereichen der Militärischen Führung sowie der Militärphilosophie teil.
Der wechselseitige Austausch der beiden Akademien verbessert vor allem die Interoperabilität der späteren Offiziere, welche bei Einsätzen im internationalen Umfeld essentiell ist. Neben der Erweiterung der Sprachkenntnisse, konnten die österreichischen Fähnriche vor allem die Sichtweise des US-Amerikaner zu weltpolitischen Geschehnissen kennen und verstehen lernen.
Der Austausch von Kadetten zwischen der Militärakademie und der United States Military Academy findet seit 2007 statt. Der Austausch gibt den Teilnehmern die Möglichkeit des Gewinnens neuer Perspektiven sowie die österreichische mit der amerikanischen Offiziersausbildung vergleichen zu können. Die Stärken und Schwächen zweier Systeme, die auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum sein können aber am Ende doch zum Erfolg führen werden erkennbar. Manche Erfahrungen werden auf die harte Tour gemacht, aber wenn man sie übersteht sind sie im Nachhinein umso wertvoller. Diese Erfahrungen erweitern nicht nur den Horizont, sie fördern vor allem die Persönlichkeitsentwicklung der angehenden Offiziere.