Tiger, Theodor und Palme
Von der Theorie zur Praxis - bloß wie vermittelt man die reale Größe einer Panzerkompanie oder gibt den Gesamtüberblick über die Behandlung medizinischer Notfälle am Gefechtsfeld? Ganz einfach: Nicht im Lehrsaal, sondern mit einem Besuch bei der Deutschen Bundeswehr in Niedersachsen Anfang Oktober. „Was.Wir.Können“ lautet das Motto der Informationslehrübung Landoperationen 2019 - kurz ILÜ 2019.
In dieser groß angelegten Schau werden die Ausrüstung des Heeres sowie das Leistungsvermögen der Streitkräftebasis, des Cyber- und Informationsraumes und des Sanitätsdienstes bis ins kleinste Detail präsentiert. Mit welchen Mitteln können welche Aufträge erledigt werden und wie genau ein Angriff in seinen Phasen abläuft ist, wird hautnah bei einem Gefechtsschießen gezeigt. Zur besseren Vorstellung begleitet eine fiktive Rahmenlage die gesamte Übung: Ein Angriff von Wislanien auf Altravista steht bevor und die Deutsche Bundeswehr steht mit ihren Kräften zur Abwehr bereit.
“Ziel ist es, Bilder zu schaffen. Bilder die im Lehrsaal auf einem Blatt Papier oder einer Präsentation nicht greifbar werden geschweige denn die Bedeutung bei der taktischen Planung vermitteln,” beschreibt Oberstleutnant Markus Hornof den Zweck der viertägigen Exkursion des ersten Jahrgangs nach Deutschland. Die ILÜ zu erleben bildet somit einen wesentlichen Teil der Lehrveranstaltung “Grundlagen der militärischen Führung”.
Eine Vorstellung mit allen Mitteln
Der erste Tag auf der ILÜ 2019 beginnt mit einer eindrucksvollen Präsentation der Fähigkeiten der Deutschen Bundeswehr. Die Landstreitkräfte zeigen ihr gesamtes Spektrum an Fahrzeugen und deren Möglichkeiten vor. Panzerzüge rollen quer über das Feld, Pioniere bauen ihre Faltstraßen und legen Brücken, der Roboter „Theodor“ entschärft ein IED und der Hubschrauber „Tiger“ bekämpft Ziele im Hinterland. Eine eindrucksvolle Vorstellung aller Mittel, die der Bundeswehr zur Verfügung stehen. Doch das war nur der Anfang - ein Bataillons-Sanitätszelt, ein logistischer Umschlagpunkt und ein Bataillons-Gefechtsstand sind weitere Teile der Informationslehrübung 2019. Nicht nur wie viel Platz für jene Räume gebraucht werden, sondern auch die dort vorgesehenen Abläufe werden in dynamischen Vorführungen verständlich gemacht. Abgesehen der Bilder und Größendimensionen die veranschaulicht wurden, konnte das Gespräch mit Kameraden anderer Länder gesucht und fachliche Informationen mit nach Hause genommen werden. Der Höhepunkt wurde durch ein Feuerwerk an Granaten eingeläutet, denn beim Bataillonsgefechtsschießen zeigte sich das Panzergrenadierbatallion 33 der deutschen Bundeswehr (sie nennen sich mit Bezug auf ihr Bataillonsabzeichen „Palme“) von seiner besten Seite. In einem Verzögerungskampf und anschließendem Angriff wurden unter anderem die Fähigkeiten der Artillerie, der Panzer und Grenadiere sowie deren Platzbedarf unter Beweis gestellt. Das Gefühl der einschlagenden Munition des Mörsers bleibt in Erinnerung, genauso wie die geplanten Bilder - denn wieder zurück in der Militärakademie reflektierten die Fähnriche des 1. Jahrganges über alles Gesehene und konnte erstmals wirklich verstehen, wie sehr die Darstellung eines Panzerzugs auf einer Powerpoint-Folie tatsächlich verkleinert ist.
ILÜ-Facts:
- Einsatz von 2000 Soldatinnen und Soldaten
- Mehr als 100 Ketten- und 450 Radfahrzeuge
- Im Bereich von Munster-Nord bis zum Wasserübungsplatz an der Weser in Minden
- Multinational: Mitwirken von Österreich, Großbritannien und den Niederlanden
- Mehr als 5000 Zuseherinnen und Zuseher