Tot ist nur, wer vergessen ist
Leicht versteckt, von der Günserstraße durch eine Mauer abgetrennt, liegt unter Bäumen idyllisch versteckt ein Kleinod auf dem Gelände der Militärakademie – der Akademiefriedhof.
Bereits kurz nach der Gründung der Akademie, wurde auch der Friedhof angelegt. 1754 wurde die Gruftkapelle errichtet. Sie war vorgesehen für die Bestattung von Offizieren. Die „Bedienten“ und „niederen Hausparteien“ sollten ihre ewige Ruhestätte im Bereich um die Kapelle finden.
Bereits 1805 wurde der Friedhof vergrößert, dann nochmals 1828 und zuletzt im Juni 1914, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs.
Heute finden sich insgesamt 331 Denkmäler, davon 258 Grabsteine und 70 Grabtafeln. Gräber laden immer ein zum Gedenken, zum Nachdenken. Der Begriff Denkmal scheint also passend. Man trifft auf viele bekannte Namen der militärischen Geschichte Österreichs – von Hötzendorf über Kinsky bis hin zu Auersperg und Spannocchi. Es ist ein Spaziergang durch Epochen, Jahrhunderte und auch den unterschiedlichen Philosophien, Vorstellungen und Überzeugungen. Beachtenswert auch die Sammlung der unterschiedlichen Titel, Dienstgrade und Auszeichnungen, vor allem aus der k.u.k. Epoche.
War der Friedhof ursprünglich für die Akademiekommandanten, die Mitglieder des Lehr- und Verwaltungspersonals und der Militärakademiker gedacht, hat sich sein Kreis um verdiente Militärs erweitert. Die Friedhofsordnung sieht auch heute noch einen Bezug zur Militärakademie vor. Als Eigentümer fungiert die Republik Österreich, an sich schon eine Besonderheit. Die „Friedhofsordnung für den Akademiefriedhof der Theresianischen Militärakademie“ sieht nach wie vor Platz für ehemalige Akademiekommandanten, Militärpersonen, die während des Dienstes an der Militärakademie tödlich verunglückt sind, sowie ehemalige Lehrer und enge Angehörige der Personengruppen vor. Über die Vergabe entscheidet das Bundesministerium für Landesverteidigung.
Wissenschaftliche Aufarbeitung
Dieses Kleinod soll nun zum einen besser zugänglich gemacht werden, zum anderen auch restauriert werden. Aus diesem Grund hat die Militärakademie Herrn Roland Preiss um eine historische und auch bauliche Aufarbeitung ersucht. Das Ergebnis war ein umfassendes Werk über den Friedhof. Roland Preiss hat umfassend in der Literatur, den Archiven und am Friedhof selbst geforscht. Das Werk umfasst eine Beschreibung aller Gräber, sowie eine Ergänzung, vergessener und zum Teil überwachsener Gräber des Friedhofs.
Besonderheiten
- Das älteste, im Originalzustand erhaltene Grab befindet sich südlich der Kapelle an der Außenmauer und datiert auf das Jahr 1787 zurück. Bestattet ist die Oberstgattin Gabriela de Aufmesser.
- In unmittelbarer Nähe zur Kapelle, romantisch unter zwei Bäumen stehen zwei nahezu idente Steine, Vater und Sohn, Karl Fürst Auersperg und sein Sohn Roman Karl Fürst Auersperg. Auf den Wappen steht liebevoll geschrieben: „Wiedersehen unsere Hoffnung“
- Südlich der Kapelle steht ein großer schwarzer Grabstein, der Familie Dillmann von Dillmont. Beachtenswert ist das Lebenswerk von Therese, die für ihre Enzyklopädien der Handarbeiten besonders geehrt wird.
- Nördlich der Kapelle liegen vier Mitglieder der Familie Kinsky, einer bekannten österreichischen Grafenfamilie mit breiter militärischer Geschichte.
- Auf vielen Gräbern befinden sich besondere Segenssprüche oder Leitmotive, etwa auf dem der Familie Preu: „Treu dem Kaiser, treu dem Lande, Immerdar sich selber treu, Feind der Lüge, Feind der Schande, So warst Du ein echter Preu!“
- Unter den Gräbern befindet sich auch die Ruhestätte der Besatzung des k.uk. Unterseebotes U20, das 1918 gesunken ist und von der italienischen Marine 1962 geborgen wurde. Es ist ein wunderbares Beispiel der nationenübergreifenden Zusammenarbeit.
- Ein schmiedeeisernes Kreuz ziert das Grab von General Emil Spannocchi, dem "Erfinder" der Raumverteidigung und Vorreiter der modernen Landesverteidigung der Zweiten Republik.
- Auch ein besonderes Denkmal ist das Grab des Sohnes von Franz Freiherr Conrad von Hötzendorf, dem Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen im Ersten Weltkrieg. Herbert Freiherr Conrad von Hötzendorf fiel bereits in den ersten Wochen des Krieges.
- Bemerkenswert sind viele Grabsteine und Tafeln für Zöglinge und Fähnriche. Ein Denkmal für viele bereits jung Verstorbene Angehörige der Militärakademie.