Was ist uns heilig?
Das Fastentuch (auch als Fastenvelum, Hungertuch, Palmtuch, Passionstuch oder Schmachtlappen bezeichnet) hat den Zweck während der Fastenzeit in katholischen Kirchenhäusern die bildlichen Darstellungen Jesu und/oder den Altar zu verhüllen.
Die Altarverhüllung in der Fastenzeit ist eine Bußübung der Gläubigen. Die Gläubigen sollen sich im Gottesdienst ganz auf das gesprochene Wort konzentrieren und sozusagen mit den Augen fasten.
Was ist uns heilig?
In der St. Georgs-Kathedrale wird dieses Jahr ein vom Künstler Emeka Udemba gestaltetes Tuch verwendet mit dem Titel "Was ist uns heilig?". Dieses stellt eine kreative Reflexion über die Schönheit und Bedrohung unseres Planeten, inmitten von Klimawandel, Kriegen und Pandemien dar.
Durch die Verwendung von Zeitungsschnipseln entsteht eine Collage, die die aktuellen globalen Herausforderungen widerspiegelt. Das Bild zeigt die Erdkugel, die wie ein Juwel in türkisgrün und blau funkelt, umgeben von vier Armen, die die Vielfalt der Menschheit symbolisieren. Diese berühren die Erdkugel behutsam, während die Textausschnitte von Nachrichten, Infos und Fakes eine zerrissene Welt veranschaulichen. Udembas künstlerische Demonstration unserer Erde wirft die Frage auf: Wird die Welt noch gehalten oder ist sie bereits preisgegeben?
Ebenfalls werden ermutigende Botschaften wie "Neubeginn" und "Frauen Heldin Wissen" als bunte Pflaster auf die Wunden der Schöpfung integriert.
Die Inspiration für das Kunstwerk liegt in der Vorstellung, dass Gott die Welt schuf und uns Verantwortung übertrug. Der Künstler mahnt vor übermäßigem Ressourcenverbrauch, sieht im Hungertuch einen Anstoß für einen Perspektivenwechsel und die Suche nach Lösungen für aktuelle Herausforderungen.
Somit wurde nicht nur ein beeindruckendes Bild geschaffen, sondern auch eine Botschaft der Verantwortung und der Hoffnung.
Tempelvorhang
Die Tradition der Fastentücher reicht bis ins Mittelalter zurück. Sein Ursprung liegt vermutlich im jüdischen Tempelvorhang begründet, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu mehrfach erwähnt wird.
Das Fastentuch wird in der Regel am Aschermittwoch im Chorraum der Kirche (darum der lateinische Name »velum quadragesimale« oder »velum templi«, was mit »Tuch der 40 Tage« bzw. mit Tempelvorhang übersetzt wird) aufgehängt. Am Karsamstag wird das Tuch wieder entfernt und der Altar enthüllt.