Zwischen Boden- und Neusiedlersee
Als im Jahr 2020 die Aula im 2. Stock der Südstiege umgestaltet und eine Aula „Internationale Einsätze“ geschaffen wurde, war klar, dass auch die Aula im 3. Stock einer neuen Bestimmung zuzuführen ist.
Im März 2021 erging daher an die Entwicklungsabteilung der Projektauftrag zur Errichtung einer dauerhaften Ausstellung über die Inlandseinsätze des Österreichischen Bundesheeres. Als Projektleiter wurde Oberst Reinhard Pieber, für die inhaltliche Gestaltung Oberst Andreas Steiger bestimmt.
Zusätzlich zur Errichtung der Ausstellung enthielt der Projektauftrag die Aufgabe nicht nur über die Inlandseinsätze zu informieren, sondern auch die Teilnahme von Angehörigen der Militärakademie bei diesen Einsätzen zu dokumentieren. Es war daher eine umfangreiche Recherchearbeit erforderlich. Außerdem wurden das gesamte Berufskader der Militärakademie und die Angehörigen des Ruhestandes gebeten persönliches Fotomaterial zur Verfügung zu stellen.
In neun Projektsitzungen und vielen kleinen Arbeitssitzungen wurde das Projekt realisiert und mit der offiziellen Eröffnung durch den Chef des Generalstabes, Hr. General Robert Brieger, am 14. Dezember 2021 abgeschlossen.
Im Vergleich zur Aula "Internationale Einsätze" werden die Inhalte der einzelnen Einsätze strukturierter und inhaltlich umfassender dargestellt. Ebenso ist im Vergleich die Bedienung der einzelnen Stelen nun bedienerfreundlicher ausgeführt. Außerdem wurden in der nun neugestaltenden Aula alle Vorbereitungen getroffen, dass diese für eine zusätzliche Nutzung für Vorträge und Veranstaltungen (Einbau Leinwand, Verdunkelungsmöglichkeit, zusätzliche Elektroanschlüsse) zur Verfügung steht.
Ein großer Dank gilt dem Militärischen Service Zentrum 5 für die Umsetzung der bauseitigen Aufgaben, den Militärkommanden für die Zurverfügungstellung von Bildmaterial sowie den zahlreichen Einzelpersonen, die durch ihre Erinnerungen zur inhaltlichen Gestaltung beigetragen haben.
Die Inlandseinsätze des Bundesheeres
Das Österreichische Bundesheer hält rund um die Uhr Soldaten bereit, die im Notfall binnen weniger Stunden oder Tage zum Einsatz kommen können. Die Aufgabenpalette reicht dabei von rein militärischen Aufgaben zum Schutz des Staatsgebietes und führt über Einsätze zur Unterstützung der zivilen Behörden zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit bis zu Hilfeleistungen nach Naturkatastrophen oder Unglücksfällen außergewöhnlichen Umfangs.
Unterschieden wird zwischen Einsätzen gemäß Wehrgesetz 2001 §2 Absatz 1
- lit. a: zur militärische Landesverteidigung
- lit. b: zum Schutz der verfassungsmäßigen Einrichtungen und ihrer Handlungsfähigkeit und der demokratischen Freiheiten der Einwohner sowie die Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit im Inneren
- lit. c: zur Hilfeleistung bei Elementarereignissen und Unglücksfällen außergewöhnlichen Umfanges
Die Aufgaben nach den lit. b und c sind nur insoweit wahrzunehmen, als die gesetzmäßige zivile Gewalt die Mitwirkung des Bundesheeres in Anspruch nimmt (Assistenzeinsatz).
Bereits kurz nach seiner Aufstellung hatte das neue Bundesheer im Herbst 1956 die Sicherung der Grenze gegenüber Ungarn durchzuführen (Einsatz gem. Wehrgesetz 2001 §2 Abs 1 lit. a). Mit dabei war auch eine Alarmkompanie gestellt von der Militärakademie.
1967 erfolgte ein sicherheitspolizeilicher Assistenzeinsatz an der Grenze zu Italien. (Einsatz gem. Wehrgesetz 2001 §2 Abs 1 lit. b).
Im August 1968 erfolgte eine Teilalarmierung des Bundesheeres und eine Verstärkung der grenznahen Garnisonen entlang der tschechoslowakischen Grenze anlässlich der Intervention des Warschauer Pakts in der ČSSR. Es handelte sich dabei offiziell um keinen Einsatz! Teile der Militärakademie hatten gemeinsam mit dem Panzerbataillon 1 das Flugfeld Wiener Neustadt sowie den Flugplatz Ost gegen eine mögliche Luftlandung durch sowjetische Truppen zu sichern. Mündlichen Erzählungen zufolge soll auch an der Reitwiese ein Maschinengewehr, besetzt durch einen Militärakademiker, in Stellung gewesen sein.
Im September 1990 begann der bis zum 15. Dezember 2011 andauernde sicherheitspolizeiliche Assistenzeinsatz an der Grenze zu Ungarn, später auch zur Slowakei. Auch in diesem Einsatz war die Militärakademie mit einer aus dem damaligen 1. Jahrgang (Jahrgang Kolin) formierten Assistenzkompanie vom ersten Moment an dabei (Einsatz gem. Wehrgesetz 2001 §2 Abs 1 lit. b).
Von Juni bis Ende Juli 1991 erfolgte eine Verlegung von Teilen des Bundesheeres an die jugoslawische Grenze zum Schutz vor einem Übergreifen der Kämpfe in Folge der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens. Das Akademikerbataillon ging direkt aus der in Kärnten durchgeführten Abschlussübung in den Einsatz. (Einsatz gem. Wehrgesetz 2001 §2 Abs 1 lit. a).
Im September 2015 wurde der Assistenzeinsatz zur Verhinderung der illegalen Grenzübertritte wieder aufgenommen - diesmal österreichweit (Einsatz gem. Wehrgesetz 2001 §2 Abs 1 lit. b).
Unzählig sind die Einsätze des Bundesheeres gemäß Wehrgesetz 2001 §2 Abs 1 lit. c zur Hochwasserhilfe, bei Waldbränden, für großflächige Schneeräumungen, zur Suche nach Lawinenopfern, für Waldarbeiten nach Sturmschäden oder Unfällen großen Ausmaßes, ... Zu jeder Jahreszeit gab und gibt es für die Einsatzkräfte viel zu tun. Immer wieder dabei im Einsatz zur Hilfeleistung waren auch Angehörige der Militärakademie, so wie derzeit gerade 17 Soldaten, Soldatinnen und Zivilbedienstete zur Unterstützung der Behörden bei der Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung der weiteren Verbreitung des Corona-Virus.