Zwischenbilanz
Im Rahmen der „Regionalen Initiative Westbalkan“ unterstützt das Bundesministerium für Landesverteidigung die Staaten Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Nordmazedonien bei der Ausbildung von Offiziersanwärtern. Diese Unterstützung dient der Förderung der Interoperabilität für zukünftige gemeinsame Teilnahmen an friedensunterstützenden Einsätzen und bei grenzüberschreitenden Katastrophenbewältigungsmaßnahmen.
Die Theresianische Militärakademie stellt im Zuge der „Regionalen Initiative Westbalkan“ seit 2017 als ausbildungsführende Stelle die Durchführung sicher.
Fünf Jahre in Österreich
Zum Einstieg müssen die internationalen Anwärter solide Grundkenntnisse in Deutsch und Englisch sowie die Hochschulreife nachweisen. Die internationalen Offiziersanwärter des Westbalkans durchlaufen nach Aufnahme eine vorgestaffelte einjährige Sprachausbildung am Sprachinstitut an der Landesverteidigungsakademie und im Anschluss – so wie die österreichischen Berufsoffiziersanwärter – die Kaderanwärterausbildung. Im Falle des positiven Absolvierens, werden sie voll integriert in die dreijährige Truppenoffiziersausbildung aufgenommen. Wenn alles auf Anhieb klappt, kehren sie nach fünf Jahren in ihre Heimatländer als Offizier und Bachelor of Arts in Military Leadership zurück.
Nach nunmehr vier Jahren ist es als Projektverantwortlicher an der Theresianischen Militärakademie angemessen ein erstes Resümee zu ziehen:
Mengengerüst sowie Ausbildungs- und Studienerfolg
1. Generation (2017-2022) | 2. Generation (2018-2023) | 3. Generation (2019-2024) | 4. Generation (2020-2025) | 5. Generation (2021-2026) | |
Bosnien und Herzegowina | 5 | 3 | 5 | 4 | 1 |
Montenegro | 0 | 0 | 1 | 1 | 1 |
Ausbildungsphase | 3. Jahrgang | 2. Jahrgang | 1. Jahrgang | Kaderanwärter- ausbildung | Sprachausbildung |
Vertrauter Anblick
Nach Überwindung erheblicher Anlaufschwierigkeiten rechtlicher und administrativer Natur läuft das Projekt insgesamt stabil und planmäßig. Besonderer Dank sei an dieser Stelle den österreichischen Verteidigungsattachés und den Ausbildungsleitern in Österreicher für ihr unermüdliches Engagement im Sinne des Projektes und zum Wohle der jungen Auszubildenden ausgedrückt.
Die insgesamt 21 ausländischen Offiziersanwärter sind mittlerweile ein vertrauter Anblick und die laufenden Herausforderungen sind mit jenen der Österreicher vergleichbar. Probleme sind in der Regel keine Frage der Herkunft, sondern liegen im üblichen Spannungsfeld zwischen den studierenden Offiziersanwärtern und ihren Lehrern, Ausbildern und Vorgesetzten, die um einen hohen Qualitätsanspruch bemüht sind. Ein steuerndes Eingreifen ist selten notwendig, auftretende Herausforderungen sind zumeist eher menschlicher Natur und inhaltlich leicht lösbar.
Geplante Entwicklungen
In mittelfristiger Hinsicht stehen – neben der Fortführung des bisher Erreichten – realisierbare Herausforderungen heran. Für die 2022 ausmusternde 1. Generation wird es wichtig sein, dass sie gut vorbereitet in die Streitkräfte ihres Heimatlandes erfolgreich übergeleitet werden können. Die Theresianische Militärakademie beabsichtigt dabei das Praktikum, das die österreichischen Fähnriche bei befreundeten Streitkräften im Ausland machen, für die ausländischen Offiziersanwärter bereits in Bosnien und Herzegowina durchzuführen. Ab der 3. Generation wurde durch die Theresianische Militärakademie ergänzend angeboten und mehrfach angeregt, das Auslandssemester (im 4. oder 5.Semester des Fachhochschul-Bachelorstudienganges Militärische Führung) ebenfalls im Entsendestaat zu absolvieren. Durch die beabsichtigten Maßnahmen würde sich der Umstand entschärfen, dass die Auszubildenden immerhin fast ein Viertel ihres Lebens fernab der Heimat verbringen und die Gefahr der Entfremdung immanent besteht.
Langfristig wird sich zeigen, ob auch Nordmazedonien, neben Montenegro und Bosnien und Herzegowina, die aufrechten Verträge durch die Beschickung von Offiziersanwärtern mit Leben erfüllen wird.
Es bleibt jedenfalls zu hoffen, dass die zukünftigen österreichischen Offiziere in ihren Auslandseinsätzen auf befreundete Offiziere des Weltbalkans stoßen werden, die in gleicher Weise ausgebildet wurden und die gemeinsame Auffassung teilen, dass Europa nur Schulter an Schulter die Bedrohungen der Zukunft meistern kann. Die Theresianische Militärakademie darf in diesem Fall stolz darauf sein, einen erheblichen Anteil daran mitgewirkt zu haben.
Autor: Major Alexander Spannbauer