Logbuch
Die Ausbildungsübung STEINFELD23 aus der Sicht eines Fähnrichs.
Freitag, 14. Juli
Hoch die Hände - Übungsende!
Es ist soweit, der nun tatsächlich letzte Tag der Übung STEINFELD23 bricht an.
Die Wecker reißen uns um 05.00 Uhr aus dem Tiefschlaf und ab jetzt gilt das Motto: Viele Hände - schnelles Ende!
Die Feldbetten und Zelte werden abgebaut und verladen, die persönliche Ausrüstung zugsweise zusammengesammelt. Heute wirkt auch die Sonne nicht mehr als erschwerende Belastung sondern verbreitet Sommerstimmung im Camp.
Jeder freut sich bald wieder daheim sein zu können. Ein richtiges Bett, fließendes Wasser, gutes Essen und kein Staub. Alle werden diese Dinge künftig definitiv wieder viel mehr zu schätzen wissen.
Nach zwei langen Wochen kehren wir nun an die Militärakademie zurück. Die Wappenwand hat sich nicht verändert und ziert nach wie vor den Innenhof der Burg, es ist mittlerweile ein heimischer Anblick. Nach den letzten Nachbereitungen treten wir ein letztes Mal in unserer Kompanie-Gliederung an und werden ins wohlverdiente Wochenende entlassen.
Wir blicken zurück auf 12 Tage STEINFELD23. 12 Tage die fordernd waren, aufgrund der vielen militärischen Herausforderungen, des wenigen Schlafes, der Versorgungsprobleme und nicht zuletzt natürlich durch die brennende Hitze. Wir hatten die Gelegenheit im zivilen urbanen Gelände zu trainieren und das Zusammenwirken von mehreren Kampfverbänden in der Realität zu sehen. Manche von uns konnten in die Kommandantenrolle schlüpfen und Verantwortung übernehmen. Wir haben gelernt wie anstrengend es sein kann wenn man zwei Wochen im Zelt schläft und dennoch herausfordernde Aufträge erfüllen muss. #andersstudieren eben.
Jetzt bleibt lediglich noch eine letzte Sache zu sagen, ich hoffe diese täglichen Einblicke in unsere Übung haben gut dargestellt, wie wir Fähnriche diese Zeit zugebracht haben und welcher Nutzen sich daraus für uns ergeben hat.
Donnerstag, 13. Juli
Nun ist er da, der letzte actionreiche Übungstag von STEINFELD23. Heute am Programm steht wie gestern ein voller Angriffsansatz auf das Areal der Firma Strebel.
Wie gestern sind wir dem Panzergrenadierbataillon 35 unterstellt und arbeiten uns unter dem Feuerschutz der Schützenpanzer Ulan immer näher an unser Angriffsziel heran. Der Absitzraum ist erreicht und wir setzen den Anmarsch zu Fuß fort. Heute sieht übrigens laut unseren Informationen ein ausgewählter Personenkreis von einem "Feldherrnhügel" aus zu.
Deshalb wird erst mal ein Probedurchgang gestartet. Wir nähern uns durch eine von den Panzergrenadieren freigemachte Schneise an das Angriffsziel an, doch es gibt ein Koordinierungsproblem. Daher Stopp - retour! Dafür üben wir ja, nun gilt es im richtigen Durchgang aus den Fehlern zu lernen und nochmal alles zu geben.
Wir formieren uns erneut in der Ausgangsposition und sitzen ab. Eine Kompanie-Doppelreihe wird eingesetzt und im Laufschritt preschen wir durch die Straßen vor. Nun finden wir uns erneut im Schneisensystem, welches unsere mechanisierten Kameraden für uns geschaffen haben und navigieren weiter Richtung Fabrik. Ich bin diesmal Kommandant der Spitzengruppe der Kompanie an der linken Flanke und auf einmal sichten meine zwei Nahsicherer Feindbewegungen wenige Meter vor uns. Der Feuerkampf wird aufgenommen und ich setze unverzüglich meine Gruppe bestmöglich im vorhandenen Gelände ein.
Währenddessen fasst der Kompaniekommandant einen Entschluss und der Zugskommandant überlegt sich eine durchführbare Gefechtsidee. Wir halten unser gewonnenes Gelände und hinter uns zieht die Kompanie stückweise vorbei.
Mittlerweile dringt die tschechische Kompanie in die große Lagerhalle ein und rollt schrittweise das Gebäude auf. Der Feind wird gezielt vernichtet bzw. festgenommen und das Areal abgesichert. Meine Gruppe kümmert sich um den Verwundeten- und Kriegsgefangenenabtransport.
Diese Möglichkeit mit einer Kompanie eines anderen Staates zu trainieren war richtig cool und es ist beeindruckend wie schnell man trotz Sprachdifferenzen miteinander das gleiche militärische Ziel verfolgen kann.
Einige Zeit später ertönt der Befehl, dass die Übung beendet ist - Die Erleichterung unter den Kameraden ist groß, denn die letzten zwei Wochen waren durchaus sehr kräftezehrend und fordernd.
Nachdem wir unser Material und die verwendeten Waffen entsprechend nachbereitet haben können wir endlich duschen. Anschließend grillen wir und stoßen gemeinsam auf unseren Jahrgang und die gemeisterte Übung an. Auch das Fähnrichslied, welches traditionell ausschließlich von einem Fähnrich des Burgherrnjahrgang (Ausmusterungsjahrgang) angestimmt werden darf, wird von unseren älteren Kameraden angestimmt. Ein würdiger Ausklang von zwei anstrengenden Wochen.
Am Ende ist jeder froh sein Feldbett wieder zu haben und es dauert nicht lange bis sich im Camp Roth die Lautstärke wieder auf das erträgliche Schnarchen des Kameraden gegenüber senkt.
Mittwoch, 12. Juli
Bataillonsangriff x2
Wie bereits erwartet war es eine kurze Nacht für uns Fähnriche des Jahrganges Generaloberst Roth.
Um 03.00 Uhr stehen wir auf und bereiten uns auf den nächsten Angriff vor. Eine Stunde später rollen wir bereits Richtung Jansa-Kaserne in Großmittel, denn seit Mitternacht sind wir dem Panzergrenadierbataillon 35 unterstellt. Im sogenannten Bereitstellungsraum werden die Angriffsphasen im Bataillonsrahmen koordiniert und abgesprochen.
Weitere drei Stunden später befinden wir uns im Anmarsch auf unser Angriffsziel, das verlassene Areal der Firma Strebel im Norden von Wiener Neustadt.
Ich stehe an der Maschinengewehr-Waffenstation auf unserem Pinzgauer und sehe Wiener Neustadt in der Morgensonne immer größer werden. Wir erreichen den Absitzraum - nun geht es zu Fuß weiter. Die Hitze ist einmal mehr ein belastender Faktor, viel Trinken hilft aber einen kühlen Kopf zu bewahren.
Gegen 10.00 Uhr gewinnen wir den befohlenen Eindringpunkt und setzen die Sicherung ein.
Plötzlich entsteht eine Uneinigkeit zwischen Übungsleitung, Sicherheit und taktischer Führung bezüglich unserem geplanten Eindringpunkt und der Angriff wird schlussendlich abgebrochen - frustrierend so kurz vor dem eigentlich interessantesten Teil des Angriffes, aber immerhin haben wir nun die Möglichkeit uns ein wenig auszuruhen und für den nächsten Angriff vorbereiten.
Zurück im Camp wird genau das umgesetzt, die immer stärker werdende Sonneneinstrahlung erschwert dies allerdings sehr.
Um 16.00 Uhr startet der zweite Angriff, selber Ablauf wie in der Früh. Diesmal befindet sich unser Absitzraum deutlich näher am Angriffsziel und die Schützenpanzer ULAN des Panzergrenadierbataillons 35 schlagen für uns eine Schneise ins Dickicht. Dies vereinfacht unser Annnäherung erheblich und beschleunigt den Angriff insgesamt um ein Vielfaches.
Diesmal passt auch der Eindringpunkt und so stoßen wir, nachdem die Villacher Pioniere die Türe geöffnet haben, in das Gebäude hinein. Wie bereits vorangegangene Woche geübt, arbeiten wir uns Raum für Raum und Tür für Tür durch das Areal.
Im urbanen Kampf ist es besonders schwierig den Feind genau zu lokalisieren und eigene Ausfälle zu minimieren, denn es gibt unzählige Varianten und Möglichkeiten die sich der verschanzte Feind zu Nutzen machen kann.
Wir erfüllen zwar unseren Auftrag, allerdings erleidet unsere Kompanie starke Verluste.
Im Zuge unserer Übung sind diese Verluste nur blinkende Duellsimulatoren, aber wenn man sich vor Augen führt, dass im realen Einsatz keiner der Kameraden einfach durch eine Schiedsrichter Pistole reanimiert werden kann, herrscht eine gewisse Demut in allen Gesichtern.
Zurück im Camp bekommen wir die Gelegenheit duschen zu gehen. Auch wenn das Wasser eiskalt ist genießt man in diesem Fall jede Sekunde.
Ein letzter Ansatz ist für morgen noch geplant, da heißt es dann nochmal alles Gelernte umzusetzen und von dem einzigartigen Übungsgelände der verlassenen Fabrik viele Eindrücke mitzunehmen.
Dienstag, 11. Juli
Angriff
Neunter Tag der Übung STEINFELD23 - Die Nacht verlief ohne Vorkommnisse, wir durchliefen wie üblich auf Übungen einen eigens erstelltes Dienstrad zur Gewährleistung der Sicherheit. So besetzten wir eine Maschinengewehr- sowie eine Fliegerabwehrstellung und führten eine Fußstreife im Zugsbereich durch.
Um 05.00 Uhr hieß es aufstehen und bereit machen, denn pünktlich um 05.30 Uhr müssen die Alarmstellungen zur Morgenbereitschaft bezogen sein. Anschließend gibt es Frühstück, allerdings bleibt nicht viel Zeit um sich untereinander auszutauschen, denn um 07.00 Uhr fängt bereits die Morgenpatrouille an. Ähnlich dem Vortag fahren wir die Meldepunkte ab, als wir plötzlich ein feindliches Fahrzeug im Verkehr sichten. Wir nehmen die Verfolgung auf, es ist jedoch bereits zu spät. So überraschend wie das feindliche Kfz aufgetaucht war, verschwindet es wieder im Morgenverkehr.
Zurück im Camp erreicht die Hitzewelle einen erneuten Höhepunkt, natürlich geht dies nicht spurlos an uns vorbei, aber Auftrag ist nunmal Auftrag und so betreiben wir klarerweise weiterhin den inneren Sicherheitsring.
Um 15.30 Uhr gilt es samt Gesichtstarnung bereit für den bevorstehenden Angriff zu sein. Knapp eine Stunde später kommt dann der erwartete Marschbefehl und unsere Fahrzeuge rollen ins Gefecht. Die nächsten Stunden sind geprägt von Schweiß, Stress und Adrenalin, denn wir greifen die Rohrdorfer Kieswerke an, da sich dort feindliche Rotlandkräfte verschanzen.
Der Tag endet spät, eigentlich endet er gar nicht sondern geht nahtlos in den nächsten über, denn kaum sind wir im Camp angekommen und essen unser langersehntes Nachtmahl, werden wir bereits in die Aufträge für die Nacht eingewiesen.
Es wird wohl wieder eine sehr kurze und unerholsame Nacht und im Hinterkopf schwirrt uns die Gewissheit, dass der nächste Angriff nur einige Stunden entfernt ist…
Montag, 10. Juli
Zurück an die Arbeit
06.00 Uhr, Tagwache im Camp Roth. Die letzten Vorbereitungen werden getroffen, das Wochenende hat definitiv geholfen unsere Batterien wieder aufzuladen.
07.30 Uhr - Standeskontrolle, hier werden wir in die Woche eingewiesen und erhalten die ersten Befehle und Aufträge.
Etwa drei Stunden später befinden wir uns erneut in unserem Ausweichverfügungsraum. Meine Gruppe und ich bereiten direkt unsere Schlafplätze her. Spätestens jetzt weiß jeder das Feldbett zu schätzen, denn die kommenden Nächte werden kurz und auf dem Steinfelder Boden verbracht.
Unser Zug erhält den Auftrag Beobachtungsposten zu betreiben und den Übungsraum zu patrouillieren. Die Hitze ist mittlerweile in voller Bandbreite spürbar, viel Wasser trinken ist die Devise.
Eine halbe Stunde nach Antritt unserer ersten Patrouille fährt unser Halbzug auf ein “IED” (Improvised Explosive Device) auf. Der Pinzgauer hinter uns ist laut Duellsimulator samt Besatzung zerstört worden. Nun muss der Zugskommandant rasch Entscheidungen treffen um die Situation zu beherrschen. Unsere Gruppe setzt umgehend die Sicherung ein, während Verstärkung alarmiert wird.
Der getroffene Pinzgauer wird abgeschleppt und wir fahren zurück in das neue Camp. Die weiteren Patrouillen verlaufen ruhig.
Nach dem Abendessen im Felde bekommen wir 15 Minuten Zeit duschen zu gehen. Das stellt sich als wichtig heraus, denn Körperpflege und viel persönliche Disziplin sind unerlässlich, wenn man im Feld untergebracht ist, denn die ersten Kameraden haben mit Ohrenschmerzen, Durchfall, Halsschmerzen, etc. zu kämpfen.
Gegen 21:30 Uhr fangen wir an gestaffelt das Camp zu sichern und gleichzeitig die Kampfkraft zu erhalten.
Die Dunkelheit der Nacht bricht herein und wir fragen uns gespannt wie es wohl weitergehen wird…
Sonntag, 9. Juli
Sonnencreme statt Tarncreme
Am heutigen Sonntag pausierte die Übung Steinfeld23. Wir Fähnriche hatten die Möglichkeit die Zeit auf verschiedene Weisen zu nutzen, das Ziel war jedoch bei allen ident - bestmöglich regenerieren und die Batterien für die zweite Übungswoche aufladen.
Die einen besuchten die Freundin, beziehungsweise den Freund oder die Familie, manche mutierten temporär zum Schlaftier und einige machten vom kostenlosen Seebad-Eintritt Gebrauch.
Nach einer ganzen Woche im Zeltlager lernt man die einfachen Dinge im Leben noch viel mehr zu schätzen. Ein normales Bett, fließendes Wasser, Stromzugang, freie Essenswahl und kein Stress - alles keine Selbstverständlichkeit.
Um 20:30 Uhr findet die Standeskontrolle im Zeltlager statt, um zu überprüfen, ob alle von uns wieder zeitgerecht eingetroffen sind.
Anschließend packen wir unsere Rucksäcke für die bevorstehende mehrere Tage überdauernde Übung. Natürlich ist noch kurz Zeit für ein Getränk mit den Kameraden, das lockert die Stimmung und motiviert.
Ich lege mich auf mein Feldbett und denke an die kommende Woche - was wird wohl passieren, welche Herausforderungen gilt es diesmal zu meistern? - Die Antworten folgen bestimmt früher als später.
Samstag, 8. Juli
Suche nach verdächtigen Personen in Mollram
Der Tag beginnt diesmal im Prinzip nahtlos dort wo er gestern aufgehört hat, am Marsch Richtung Mollramer Wald. Unsere Pinzgauer rollen gefechtsmäßig durch die kühle Sommernacht. Das Adrenalin und die Ungewissheit welche Aufgaben uns bevorstehen machen sich in unseren getarnten Gesichtern bemerkbar.
Um etwa 01:30 Uhr erreichen wir unser Marschziel. Wir sitzen ab, tarnen die Fahrzeuge und koordinieren unser weiteres Vorgehen. Die Nachtsichtmittel sind mittlerweile aktiviert und ich versuche mich mit der Umgebung vertraut zu machen.
Meine Gruppe marschiert als Spitzengruppe los. In der Dunkelheit der Nacht ist es umso wichtiger genau zu navigieren, denn Fehler kosten Kraft und Zeit. Eine Stunde später lässt der Zugskommandant halten und setzt unseren Zug im Viereck ein, somit ist eine Rundumsicherung sichergestellt. Wir liegen in Zweimannstellungen und wechseln uns im 30 Minuten Takt mit dem kurzen Powernapping und Sichern ab.
Um 4:10 Uhr treten wir den Marsch Richtung Mollram weiter an. Eine weitere Stunde vergeht, mittlerweile liegen wir in einer Stellung an einer Geländekante kurz vor Mollram. Die Sonne geht auf, einer der schönen Momente wenn man so früh am Morgen an einer Geländekante liegt und sichert. Kurz darauf gehen Kamele an uns vorbei, ehrlicherweise mussten wir uns zweimal die Augen reiben, ob das gerade wirklich passiert ist, doch tatsächlich auch das gibt es zu sehen wenn man so früh unterwegs ist.
08:00 Uhr - Lageinformation vom Zugskommandant: Die Aufgabe ist Mollram im Kompanierahmen zu durchkämmen und nach feindlichen Rotlandkräften, die sich laut Aufklärungsergebnissen in der Ortschaft aufhalten, zu suchen. Das Zusammenführen von rural und urban ist ebenso eine wertvolle Gelegenheit für uns, die nicht alltäglich ist. Vor allem nicht in einer tatsächlich bewohnten Ortschaft wie Mollram. Wir arbeiten uns durch die Straßen, Gassen und Häuserzeilen durch die Ortschaft vor und lokalisieren schlussendlich die feindlichen Kräfte. Diese werden vernichtet und ein äußerer Sicherrungssring wird um Mollram eingesetzt.
Übungsende - jetzt machen sich die Müdigkeit und Sommerhitze wirklich bemerkbar, mittlerweile ist es 12 Uhr.
Wir verlegen an die Militärakademie und formieren uns am Maria Theresien Platz. Für uns eigentlich völlig unerwartet findet nun ein kleiner Festakt statt, in welchem die erste Übungswoche kurz zusammengefasst wird und der Akademiekommandant alle an der Übung teilnehmenden Kräfte begrüßt.
Ein ziemlicher Tapetenwechsel wenn man bedenkt, dass wir einige Stunden zuvor noch am Waldboden gelegen sind. Es ist beeindruckend wie groß diese Übung ist und als die Flagge Österreichs feierlich zur Bundeshymne gehisst wird, führen wir uns klar vor Augen, warum wir all dies tun und warum Übungen wie diese wichtig sind - um unser Vaterland bestmöglich schützen zu können.
Anschließend gibt es Gulasch und Bier. Bei Gesprächen untereinander wird auf die erste Übungswoche reflektiert und Erleichterung macht sich breit - die langersehnte Dusche ist nur mehr wenige Stunden entfernt.
Der Tag endet mit einer gediegenen Nachbereitung des Materials und endlich treten wir in ein kurzes Wochenende ab. Der Auftrag für heute Abend und morgen: Erholen, entspannen und regenerieren.
Freitag, 7. Juli
Übungsphase und neuer Verfügungsraum
Heute startet die Übungsphase und im Laufe des Tages wird wohl so einiges auf uns zukommen.
Die Übung bestreiten wir mit den weiteren Elementen unserer Kompanie, aber auch mit den restlichen Elementen unseres Bataillons. Das größere Bild welches hierdurch vermittelt werden soll ist für uns von großer Relevanz um das, was wir in der Theorie lernen, in der Praxis sehen und verstehen zu können.
Der Rucksack ist gepackt, die Vorbereitungen sind getroffen und wir verlegen in einen neuen Verfügungsraum. Hier laden wir ab und koordinieren die weiteren Schritte als plötzlich bereits das erste Kleinszenario eingespielt wird.
Einige sich als Spaziergänger ausgebende Personen werden von der Patrouille aufgegriffen und durchsucht.
Die Lage ist schnell geklärt und es geht weiter an den Bau von Alarmstellungen. Diese dienen im Fall einer Bedrohung der Sicherheit des Verfügungsraumes zur gezielten Verteidigung.
Am Nachmittag werden zwei weitere Personen aufgegriffen und durchsucht. Die Lage ist kurz unklar, eine weitere Person ist scheinbar in den Wald geflüchtet. Meine Gruppe wird als schnelle Eingriffskraft alarmiert und durchkämmt anschließend das Waldstück unseres Zugsbereiches. Dann die Vergewisserung, es waren tatsächlich nur zwei Personen. Somit hat sich niemand versteckt.
Am Abend ruhen wir kurz im Zugszelt als sich das Lagebild allmählich verdichtet. Es scheint eine kurze Nacht bevor zu stehen, wir werden wohl wieder unterwegs sein...
Donnerstag, 6. Juli
Aus der Anlernstufe in die Anwendungsstufe
Letzter Tag der Ausbildungsphase. Aufwachen am Feldbett im Großzelt, Frühstück, Körperpflege, Standeskontrolle und Vorbereitung des Materials. Mittlerweile eine eingespielte Routine.
Unser Ausbildungszug verlegt in den Ausbildungsraum, heute sind wir erneut im ruralen Infanteriegelände unterwegs. Ziel des Tages ist die Festigung der am Dienstag gelernten Abläufe im Zuge des Angriffs aus der Bewegung. So wird ein Zugskommandant auserkoren und in Auftrag und Lage eingewiesen. Anschließend übernimmt dieser den Zug und arbeitet systematisch die gelernten Schritte ab. Das System ist immer das gleiche, allerdings ist das Gelände nun deutlich fordernder. Heute hat die korrekte Geländebeurteilung absolute Priorität um den Angriff effizient durchführen zu können. Denn die Entscheidungen des Kommandanten sind im realen Einsatz lebensentscheidend und um dies möglichst realistisch zu üben wurden wir mit dem Duellsimulator ausgestattet. Dieser simuliert in Form eines Lasersystems feindliche Treffer und entstandene Wunden sowie Verluste.
Es ist heiß, es wird viel Schweiß vergossen, aber der Lernfortschritt ist unweigerlich vorhanden. Gegen Ende des Ausbildungstages stehen die Zugsgefechtsformen auf dem Programm, diese werden wiederholt, um sie wieder zu verinnerlichen.
Am Abend richten wir den Raum für die kommenden Übungstage ein und packen unser Mannesgerät. Die Anstrengung der vergangenen Tage und die Ungewissheit vor den kommenden Tagen beschäftigen alle unterschiedlich, hier ist die Kameradschaft ein entscheidender Faktor um sich gegenseitig zu motivieren und füreinander einzustehen.
Mittwoch, 5. Juli
Angriff im urbanen Gebiet
Der dritte Tag der Übung neigt sich dem Ende zu und es gilt wieder kurz den Tag Revue passieren zu lassen. Nach dem gestrigen Üben im ruralen Gelände stand heute der Zugsangriff im urbanen Gebiet am Plan.
In der Früh verlegen wir in das sich mittlerweile nicht mehr in Betrieb befindende Firmengelände der Firma Strebel in Wiener Neustadt. Für viele von uns ist es die erste Gelegenheit in so einem realitätsnahen Gelände üben zu können und die Motivation im Zug ist spürbar groß.
Zu Beginn weisen uns die Villacher Pioniere ein und zeigen uns wie wir sie am effizientesten als Kampfunterstützungselement in einem solchen Gebiet verwenden können. Absprachen werden getätigt und wir starten direkt in die praktische Ausbildung. Ein Kamerad übernimmt als Kommandant und setzt die Pioniere gezielt ein, um in das Industriegebäude durchzudringen. Im Zuge dieses Ansatzes wird die Sprengung einer Tür simuliert. Adrenalin - einer der vielen Gründe warum wir dieses Studium gewählt haben.
Anschließend üben wir die angriffsweise Inbesitznahme von mehreren Räumen, allerdings ohne der Vorkenntnis wie viele Türen und Räume uns tatsächlich erwarten. So wird ein Nahunterstützungsteil in Stellung gebracht und die Stoßteile dringen unter dem Feuerschutz zur Einbruchsstelle vor und stoßen ins Gebäude. Der Feind wird lokalisiert und kampfunfähig gemacht. Jeder geübte Ansatz endet mit dem Einsetzen der Sicherungen und dem Bereitstellen eines Einweisers für die eigentlich nachziehenden Kräfte.
Ein spannender Tag geht zu Ende und nach so einem intensiven Ausbildungstag freuen sich alle auf ihr immer gemütlicher werdendes Feldbett.
Dienstag, 4. Juli
Angriff aus der Bewegung
Die erste Nacht im Zeltlager des Jahrganges Roth verlief viel besser als erdacht. Beim Frühstücksgespräch mit den Kameraden gestehen wir uns ein, dass es eigentlich sehr gut zu meistern ist.
Heute startete die Ausbildung, denn wir haben im Zuge von #steinfeld23 auch unseren Truppenoffizierslehrgang in der Einsatzart Angriff. Hierzu verlegten wir in den Ausbildungsraum und führten dort den Angriff aus der Bewegung in der Anlernstufe durch. Dieser zeichnet sich auf der Zugsebene durch die Geschwindigkeit und die Handlungsfähigkeit des eingeteilten Kommandanten aus. Ein Feind wird lokalisiert und anschließend gezielt vernichtet, um so die nachkommenden Teile zu schützen. Im Anschluss galt es das Gelände entsprechend nachzubereiten und die Ausrüstung zu pflegen. Ein langer, spannender und vor allem lehrreicher Tag liegt hinter uns und in wenigen Stunden warten bereits die nächsten Aufträge auf uns.
Montag, 3. Juli
06.00 Uhr: Standeskontrolle im Burghof. Die Ausbildungsübung STEINFELD23 hat begonnen.
08.30 Uhr: Die Verstärkungen sind eingetroffen, Fähnriche der Lehrgruppe Jäger des Jahrganges "General Körner" sind unsere Zugskommandanten. Das Akademikerbataillon zählt nun 550 Mann (und Frau). Meldung an den Bataillonskommandanten, letzte Verladetätigkeiten und dann erfolgt die Verlegung in die Verfügungsräume rund um Wiener Neustadt.
Wir, die Fähnriche des Jahrganges Generaloberst Josef Roth, werden die kommenden zwei Wochen in einem Zeltlager verbringen. Der heutige Tag stand daher ganz im Zeichen des Aufbaus und der Vorbereitung. Wenig Platz und viel Disziplin sind hier gefordert, um gut im Felde leben zu können. Eines ist allerdings klar, der Jahrgang wird auch diese Herausforderung meistern und dadurch noch enger zusammen wachsen.
Wir sind gespannt auf die kommenden zwei Übungswochen.