100 Jahre Vereinigung Alt-Neustadt
Die Vereinigung der Absolventen der Theresianischen Militärakademie begeht das 100-jährige Jubiläum ihrer Gründung mit einer FesTVeranstaltung im Sparkassensaal in Wiener Neustadt.
Im stilvollen Ambiente des Wiener Neustädter Sparkassensaals fand am Montag, den 16. Dezember 2019 die Festveranstaltung anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Vereinigung Alt-Neustadt statt.
Sonderfall Militärakademie
Generalmajor Karl Pronhagl, der Kommandant der Theresianischen Militärakademie, konnte nicht nur zahlreiche Mitglieder des Vereins, sondern auch Vertreter aus dem Bundesministerium für Landesverteidigung und der Politik vor allem aber die Militärakademiker zur Jubiläumsfeier willkommen heißen.
"Renomierte Bildungseinrichtungen sind um ihre Absolventen bemüht." so Generalmajor Pronhagl in seiner Ansprache. Und weiter: "Die Militärakademie stellt aber einen Sonderfall dar. Die Abgänger verbleiben nämlich in der Organisation und sind somit nicht einfach nur Alumni. Das Kopieren der Maßnahmen und Bemühungen anderer Institutionen ist daher nicht passend."
Der Weg zur Kameradschaft
Dr. M. Christian Ortner, der Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums, referierte über die Entwicklung der Offiziersausbildung im Habsburgerreich von 1866 bis 1920. Zahlreiche Reformen führten schließlich zu einem einheitlich ausgebildeten Offizierskorps - der Grundlage zu gemeinsamen Idealen und Zielen sowie Kameradschaft. Diese Kameradschaft war letztendlich die Motivation zur Gründung der Vereinigung Alt-Neustadt.
Buchpräsentation
Nicht nur die Gründung, sondern die gesamte Vereinsgeschichte und dessen Entwicklung von 1919 bis heute stellt ein von Oberst i.R. Dr. Hubert Zeinar verfasstes Buch dar, das vom Autor im Zuge des Festveranstaltung präsentiert wurde.
Im Gespräch mit Oberst i.R. Franz Lang, dem Generalsekretär der Vereinigung Alt-Neustadt, schilderte er von den anfänglichen Schwierigkeiten bei den Recherchetätigkeiten. "Es fehlten sämtliche Quellen." so Zeinar. Schließlich wurde der Autor aber fündig und konnte so ein umfassendes Werk über das 100-jährige Wirken des Vereins erstellen.
Dr. Zeinar ist es auch gelungen die bislang unbekannte Motivation zur Gründung der Vereinigung herauszufinden. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie bestand unter den ehemaligen Offizieren der k.u.k. Armee nicht nur das Bedürfnis sich weiterhin zu treffen, sondern es entstand auch der Bedarf in (finanzielle) Not geratene Kameraden zu unterstützen. So kam es am 23. November 1919 durch Leutnant Mario Standl zur Gründung von "Alt-Neustadt". Im Vereinszweck war ua. "Unterstützung armer Mitglieder" festgehalten. Um das hierfür notwendige Geld zu gewinnen, wurden Tanzveranstaltungen und Bälle organisiert - die Ursprünge des heutigen "Ball der Offiziere".
Das Buch beschreibt aber auch umfassend die Offiziersausbildung an der Militärakademie und deren Veränderungen von 1920 bis heute.
Das umfassend recherchierte Buch ist erhältlich bei der Vereinigung Alt-Neustadt.
"100 Jahre ganz nah"
Unter diesem Motto leitete Oberst Dr. Norbert Lacher ein Podiumsgespräch mit Absolventen und stellte dabei die Fragen "Was verbindet uns?" und "Was ist möglich, um diese Verbindung zu intensivieren?".
Die Gesprächspartner waren:
- General i.R. Karl Majcen, Ausmusterungsjahrgang 1956
- Oberstleutnant Georg Frischeis, Ausmusterungsjahrgang "Ritter von Trapp" (1977)
- Mag. Peter Erlacher, Ausmusterungsjahrgang "Graf Salm" (2006), seit 2016 Geschäftsführer der Fachhochschule Wiener Neustadt
- Oberleutnant Julia Frosch, Ausmusterungsjahrgang "Hauptmann Kirchner" (2012)
Einheitlichkeit herrschte dabei, dass es die Wertehaltung und die gleichen Erlebnisse sind, die Verbinden und den "Neustädter Geist" ausmachen. Insbesondere die Kameradschaft und die Heimatliebe wurde von den Gesprächsteilnehmern hervorgehoben.
Als Ideen für die Zukunft wurden unterschiedliche eingebracht, die aber alle verfolgenswert scheinen. So regte General i.R. Majcen an "die Vereinigung als Gesprächs- und Diskussionsplattform zwischen Militärakademie und den Offizieren der Truppe zu nutzen - abseits von anderen dienstlichen Maßnahmen."
Für Mag. Erlacher ist es entscheidend "...die Werte der Vereinigung für die Militärakademiker erlebbar zu machen. Damit entsteht eine Bindung."
Oberleutnant Frosch regte an, Aktivitäten nicht nur in Wien und Wiener Neustadt, sondern auch an anderen Orten zu setzen, um so Kameraden zu erreichen. Sie meinte aber auch, dass "man sich einfach nur Zeit nehmen muss, um den "Neustädter Geist" zu leben."
Für Oberstleutnant Frischeis ist jeder Absolvent der Militärakademie ein Alt-Neustädter, unabhängig von der Vereinszugehörigkeit. Dementsprechend unabhängig soll auch der Kontakt zwischen Alt und Jung gepflegt werden.
Förderpreise
Der Chef des Generalstabes und Präsident der Vereinigung Alt-Neustadt, General Robert Brieger, würdigte in seiner Ansprache den Gründer und alle diejenigen, die die Vereinigung in den letzten 100 Jahren geführt und geprägt haben. Er drückte auch seine Freude über die zuvor präsentierte Publikation aus und dankte dafür "dass die Geschichte der Vereinigung nun auch verschriftlicht wurde."
An die Militärakademiker gerichtet sagt General Brieger "Es ist mir ein Anliegen den jetzigen Absolventen die Bedeutung (Anm. der Vereinigung) klar zu machen. Die Unterstützung der Jahrgänge sowie Hilfe bei der Durchführung von Veranstaltungen ist ein Mittel dazu." Dieses Ziel verfolgend wurden den Vertretern der drei Jahrgänge der Militärakademie Förderpreise überreicht.
Ebenfalls im Rahmen der Festveranstaltung wurden durch Brigadier Jürgen Wörgötter, dem Leiter des FH-Bachelorstudienganges Militärische Führung, die vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung bereitgestellten Leistungsstipendien für hervorragenden Leistungen im Studienjahr 2018/19 an 14 Militärakademiker bzw. bereits ausgemusterte Leutnante übergeben.
Geschenk an die Militärakademie
Als Überraschung überreichte am Ende der Veranstaltung Brigadier i.R. Dr. Gerhard Fasching, Experte des militärischen Geowesens, dem Kommandanten der Militärakademie eine Sammlung historischer Karten des Raumes Wiener Neustadt. Der Nachdruck dieser Karten wurde durch die Vereinigung Alt-Neustadt ermöglicht.
