Militärbischof Dr. Werner Freistetter
Werner Freistetter wurde am 28. Oktober 1953 in Linz an der Donau als Sohn des längjährigen Chefredakteurs der ÖMZ, Divisionär Franz Freistetter, geboren.
Er studierte in Wien und Rom Theologie und promovierte in Sozialethik. Die Priesterweihe spendete ihm der Erzbischof von Wien, Franz Kardinal König, am 9. Oktober 1979 in Rom.
In den darauffolgenden Jahren war Freistetter als Seelsorger in Pfarren der Erzdiözese Wien sowie als Assistent an der Universität Wien am Institut für Ethik und Sozialwissenschaften tätig. Später war er am Päpstlichen Rat für die Kultur in Rom tätig sowie Mitglied der Vertretung des Heiligen Stuhls bei der OSZE.
1997 wurde er vom damaligen Militärbischof Christian Werner mit der Leitung des Instituts für Religion und Frieden beim Militärbischofsamt betraut.
2006 wurde er zum Bischofsvikar für Wissenschaft und Forschung, theologische Grundsatzfragen und internationale Beziehungen.
Als Militärseelsorger war er auf den Golanhöhen, in Bosnien und Herzegowina, im Kosovo und im Libanon im Einsatz.
Werner Freistetter ist außerdem als Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen und durch seine umfangreiche nationale sowie internationale Vortragstätigkeit bekannt.
Die Ernennung zum Militärbischof durch Papst Franziskus erfolgte am 16. April 2015. Am 11. Juni 2015 wurde er im Dom von Wiener Neustadt vom Apostolischen Nuntius Peter Zurbriggen zum Bischof geweiht.
Wahlspruch und Wappen
Der Wahlspruch von Militärbischof Werner Freistetter lautet "Religio et Pax" (Religion und Frieden).
Das Wappen beinhaltet das sogenannte "Tatzenkreuz", das Symbol der katholischen Militärseelsorge Österreichs, sowie einen Palmzweig und eine Taube. Der Palmzweig steht für die Auferstehung sowie für den Sieg über Tod und Sünde. Die Taube steht für den Heiligen Geist, für Reinheit und Frieden. Das Wappen ist in den Farben Silber und Blau gehalten. Silber symbolisiert Reinheit und Klarheit, steht aber auch für die Farbe Weiß in der österreichischen Nationalflagge, da bei Wappen in der Regel statt Weiß immer Silber verwendet wird. Die Farbe Blau steht für Offenbarung und Loyalität sowie Treue und Frieden.
Weiters beinhaltet das Wappen einen Pontifikalhut mit zwölf grünen Quasten sowie das goldene Vortragekreuz. Dies symbolisiert die Insignien der Bischofswürde. Das Wappen trägt als Schriftzug den bischöflichen Wahlspruch "Religio et Pax".
Worte des Militärbischofs
Die Georgskathedrale ist nicht nur ein Kirchenbau von besonderer Schönheit und historischer Bedeutung. Schon unter den damaligen Militärvikaren Franz König und Franz Zak war die heutige Georgskathedrale Hauptkirche der katholischen Militärseelsorge.
Mein Vorgänger Christian Werner wurde in dieser Kirche zum Bischof geweiht, dessen Vorgänger Alfred Kostelecky als erster in der neben der Kathedrale gelegenen Bischofsgruft beigesetzt.
Vom Bischofssitz, der Kathedra, nach dem das Gebäude seinen Rangnamen ‚Kathedrale‘ nahm, sehe ich nicht nur den Ambo am Ort der früheren Kanzel als Ort der Bibelverkündigung und den Altar, auf dem mit mir die Angehörigen der Militärakademie und der Schule für Führung und Sicherheit mit unseren Lektoren, Akolythen, Diakonen und Priestern die Messe feiern. Der Blick geht über die Bänke der Gläubigen hin zum Taufbrunnen, in dem der Überlieferung nach schon der spätere Kaiser Maximilian und seine Schwester Kunigunde so getauft wurden wie auch heute Erwachsene und Kinder getauft werden, ohne Unterschied nach späterem Rang oder Dienstgrad.
Dem Taufbrunnen vorgeordnet sehe ich den Reliquienschrein Friedrichs III., der mich daran erinnert, dass es viele Wege gibt, Zeugnis für den Glauben und die eigene Überzeugung abzulegen. Mutige Frauen und Männer waren bereit, dafür auch Gefahren Leiden und sogar den Tod auf sich zu nehmen.
Ein Blick geht zum Beichtstuhl. Das Sakrament der Versöhnung richtet den Blick von der Beruhigung des eigenen Gewissens auf die Wirkungen unserer Verfehlungen an Gesellschaft und Gemeinschaft. Das Angebot der Versöhnung bei ehrlichem Umkehrwillen strahlte ja von der sakramentalen Praxis auf viele Friedensinitiativen in den Konflikträumen aus, in denen auch österreichische Soldatinnen und Soldaten tätig sind.
Wenn ich mich auf der Kathedra etwas umdrehe, sehe ich in den herrlichen Glasfenstern mit der Taufe Jesu den heiligen Andreas stehen, der nicht nur Patron Burgunds und des Ordens vom Goldenen Vlies ist, sondern auch als Begründer der Kirche von Konstantinopel gilt. Er ist damit immer auch eine Einladung, an die tiefe Gemeinsamkeit zwischen den Christen des Ostens und des Westens bei allen Unterschieden in Geschichte, Ritus und heutiger Situation. Er ist immer eine Einladung zum ökumenischen Gespräch mit Orthodoxen und Evangelischen Christen.
Unter den roten Steinstufen ruht der Leichnam Kaiser Maximilians I. Sein Anspruch, die ganze (christliche) Welt unter einer Krone zu vereinen, den er durch Heiraten, Diplomatie und Krieg versuchte umzusetzen und in seinem Grabmalsentwurf zu verewigen, war ein erster Schritt in Richtung einer internationalen Autorität, wie sie von den Vereinten Nationen in demokratischerer Form angedacht wird.
Die unzähligen Wappen, ein Sinnbild gleichberechtigter Vielfalt, lassen in dieser Kirche immer über den eigenen Horizont hinausdenken. Konflikte am Verhandlungstisch statt auf dem Schlachtfeld auszutragen, lernen auch die Fähnriche, die sich an der die Kathedrale umschließenden Militärakademie zum Offizier ausbilden lassen. Die roten Steinstufen erinnern zugleich nicht nur an Maximilian, sondern auch an seine berühmteste Nachfolgerin, Maria Theresia, die die Burg der Militärakademie stiftete und bis heute ihren Namen prägt.
Der Blick von der Kathedra der Georgskathedrale reicht weit in die Vergangenheit, deshalb aber auch in die Zukunft: Denn aus dem Glauben heraus haben Frauen und Männer in jeder Generation versucht, das als richtig erkannte zu tun – ‚frei und gläubig‘, wie es unsere Bundeshymne singt.
Mein Wahlspruch ‚Religion und Frieden‘ ist wie eine wörtliche Zusammenfassung der Bedeutung der Georgskathedrale für mich und die Katholische Militärseelsorge: Aus der ehrlichen religiösen Praxis soll Friede erwachsen.
Dr. Werner Freistetter