Militärordinariat
Gemäß dem Verständnis der Kirche stellen die Soldaten eine eigene Gesellschaftsklasse dar und bedürfen "wegen ihrer besonderen Lebensbedingungen" einer konkreten und besonderen Form der Seelsorge.
Bis 1986 war der jeweilige Papst für die Militärseelsorge zuständig, sodass es zunächst keine eigenen Militärordinariate und keine Militärbischöfe gab. Die Aufgaben des Militärbischofs nahm ein vom Papst bestellter Militärordinarius im Rang eines Militärvikars wahr.
Zwischen 1956 und 1969 übte Franz Kardinal König und von 1969 bis 1985 Diözesanbischof Franz Žak die Funktion des Militärvikars aus.
Spirituali Militum Curae
Angeregt durch das 2. Vatikanische Konzil erließ am 21. April 1986 Papst Johannes Paul II. die päpstliche Konstitution über die Militärseelsorge "Spirituali Militum Curae". Damit wurde die Bedeutung der seelsorgerischen Betreuung von Militärpersonen generell besonders unterstrichen und zeitgemäß gestaltet. Nach der neuen Konstitution wurden Militärbischöfe installiert, vom Heiligen Vater frei ernannt, den Diözesanbischöfen gleichgestellt und in die jeweiligen nationalen Bischofskonferenzen integriert.
Der Jurisdiktionsbereich des Militärbischofs erstreckt sich entsprechend der Apostolischen Konstitution Spirituali Curae Militum und den am 30. März 1989 erlassenen Statuten des Militärgeneralvikariates der Republik Österreich auf alle Angehörigen des Bundesheeres und der Heeresverwaltung sowie deren Familienangehörige und auf Präsenzdiener während ihres Wehrdienstes. Die Bischofskirche ist die St.-Georgs-Kathedrale in der Burg zu Wiener Neustadt.
Militärordinariat vs. Diözese
Während eine Diözese für einen territorial klar abgegrenzten Bereich zuständig ist, trägt das Militärordinariat die Verantwortung über die ihm zugeordneten Gläubigen unabhängig von ihrem Wohn- bzw. Aufenthaltsort.
Da in der römisch-katholischen Kirche auch der Begriff Ordinariat als Bezeichnung für die zentrale Verwaltungsbehörde einer Diözese besteht, kommt es zur klaren Unterscheidung häufig auch zur Verwendung des Begriffes Militärdiözese, der aber wegen der nicht vorhandenen räumlichen Beschränkung grundsätzlich falsch ist.
Militärbischöfe
Militärbischof Alfred Kostelcky
Im November 1986 wurde der bisherige Sekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Prälat Dr. Alfred Kostelecky, zum ersten Militärbischof von Österreich ernannt. Kosteleckys Ernennung zum Militärbischof am 12. November 1986 folgte am 14. Dezember 1986 die Bischofsweihe durch den Wiener Erzbischof Hans Hermann Kardinal Groër im Dom St. Stephan in Wien.
Während Kosteleckys Amtszeit als Militärbischof von Österreich wurde am 15. April 1987 das Militärvikariat in Militärordinariat umbenannt und so die 1986 innerkirchlich durch die apostolische Konstitution Spirituali militum curae erfolgte Umwandlung auch für den staatlichen Bereich durchgeführt.
1989 wurde das Titularbistum Wiener Neustadt eingerichtet und Bischof Alfred Kostelecky zum Titularbischof ernannt.
Militärbischof Kostelcky ist am 22. Februar 1994 verstorben und wurde wurde gemäß seiner Verfügung in der St. Georgs-Kathedrale in Wiener Neustadt beigesetzt, wofür bereits 1990 ein Vorraum der Kathedrale adaptiert wurde.
Militärbischof Christian Werner
1992 ernannte Papst Johannes Paul II. Militärdekan Christian Werner zum Titularbischof von Aeca und bestellte ihn zum Koadjutor-Militärbischof von Österreich. Die Bischofsweihe erfolgte am 2. Februar 1992 in der St.-Georgs-Kathedrale.
Am 22. Februar 1994 folgte Werner dem verstorbenen Bischof Alfred Kostelecky als Militärordinarius nach. Die Kanonische Besitzergreifung der Militärdiözese erfolgte am 25. Juli 1994 in der St. Georgs-Kathedrale.
Am 11. Oktober 1997 wurde Christian Werner durch den Papst auf das Titularbistum Wiener Neustadt transferiert.
Im Oktober 2013 reichte Werner aus gesundheitlichen Gründen bei Papst Franziskus seinen Rücktritt ein, den dieser am 16. April 2015 annahm.
Militärbischof Werner Freistetter
In Folge der Annahme des Gesuchens des Militärbischofs Christian Werner auf Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen ernannte am 16. April 2015 Papst Franziskus Werner Freistetter zum neuen MIlitärordinarius.
Die Bischofsweihe erfolgte am 11. Juni 2015 im Dom zu Wiener Neustadt.
Titularbischof von Wiener Neustadt ist jedoch weiterhin Christian Werner.
Organisation
Als unmittelbare Instrumente für seine Leitungsaufgabe stehen dem Militärbischof das Militärgeneralvikariat und das Sekretariat des Militärbischofs zur Verfügung.
Das Militärgeneralvikariat ist die oberste geistliche Behörde des Militärbischofs. Zu seinen Aufgaben zählt die Umsetzung der Weisungen des Militärbischofs an die Militärseelsorger in Österreich, Personalangelegenheiten, die zentrale Matrikenführung über die Angehörigen des Bundesheeres, der Heeresverwaltung sowie deren Familienangehörigen und aller präsenzdienstleistenden Wehrpflichtigen und Frauen im Ausbildungsdienst. Die Leitung obliegt dem Militärgeneralvikar.
Das Militärbischöfliche Sekretariat bildet die kirchliche Dienststelle des Militärordinariats. Es umfasst neben der Sekretariatstätigkeiten ebenso die Buchhaltung sowie die wissenschaftlichen Referate des Militärbischofs.
Die Militärpfarren sind nach territorialen Prinzipien eingerichtet. Der Militärpfarrer ist der Leiter der ihm übertragenen Militärpfarre. Er führt Gottesdienste und kirchliche Amtshandlungen durch. Er ist Berater des Kommandanten sowie anderer Bedarfsträger in der Wahrnehmung ihrer Fürsorgepflicht sowie in Fragen der Militärseelsorge und Pastoralpsychologie. Er ist weiters Begleiter in persönlichen Not- und Krisensituationen Einzelner und übt eine Lehrtätigkeit in berufsethischen Belangen aus.
Die Militärpfarren sind nach territorialen Prinzipien bei den Militärkommanden und beim Kommando der Heeresunteroffiziersakademie eingerichtet. Derzeit gibt es 17 Militärpfarren im Inland:
- Militärpfarre Auslandseinsatzbasis
- Militärpfarre Burgenland
- Militärpfarre HUAk und TherMilAk (Enns)
- Militärpfarre Kärnten
- Militärpfarre bei der Direktion 1 (Graz)
- Militärpfarre bei der Direktion 2 (Salzburg)
- Militärpfarre an der Landesverteidigungsakademie
- Militärpfarre Niederösterreich 1 / St. Pölten
- Militärpfarre Niederösterreich 2 / Zwölfaxing
- Militärpfarre Niederösterreich 3 / Allentsteig
- Militärpfarre Niederösterreich 4 / Langenlebarn
- Militärpfarre Oberösterreich
- Militärpfarre Steiermark
- Militärpfarre Salzburg
- Militärpfarre Tirol
- Militärpfarre Vorarlberg
- Militärpfarre Wien
Aber auch die im Auslandseinsatz befindlichen Soldatinnen und Soldaten werden nach Möglichkeit von österreichischen Militärseelsorgern betreut. Derzeit sind drei Auslandspfarren eingerichtet
- Kosovo
- Bosnien-Herzegowina
- Libanon