Norbert Lacher u.a.: Zentralasien im Spannungsfeld der Interessen Russlands und der VR China
Das Geopolitische Fokusseminar des Instituts für Offiziersweiterbildung an der Theresianischen Militärakademie hat sich 2021 im Rahmen der wehr- und sicherheitspolitischen Ausbildung der Thematik „Zentralasien im Spannungsfeld der Interessen Russlands und der VR China“ gewidmet.
Zentrale Anforderung an das Seminar war es zum einen, Zentralasien und die darin verorteten zentralasiatischen Staaten aus dem wirtschafts- und sicherheitspolitischen Schattendasein zu führen und zum anderen die geopolitische Dimension im Spannungsfeld der großen Nachbarn, der Russischen Föderation und der Volksrepublik China, zumindest ansatzweise zu umfassen.
Eine nicht unwesentliche Rolle nimmt hierbei auch Chinas Belt and Road Initiative ein, zumal die Länder Zentralasiens bei deren Umsetzung und schlussendlicher globaler Wirkung von wesentlicher Bedeutung sind.
Gemeinsam mit über 30 Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern haben namhafte Expertinnen und Experten aus Österreich, der Russischen Föderation, der Volksrepublik China, Kasachstan und Usbekistan aus verschiedensten Blickwinkeln diesen zentralen Raum Eurasiens beleuchtet. Die darin verorteten Staaten und deren Beziehungskonstrukt wurden intern wie auch zu den angrenzenden globalen Akteuren sicherheitspolitisch wie wirtschaftspolitisch analysiert sowie die davon ableitbaren geopolitisch/geostrategischen Herausforderungen dargelegt.
In der vorliegenden Publikation werden die dabei präsentierten Erkenntnisse nun zusammengeführt mit dem Ziel, damit eine Grundlage für eine weitere Auseinandersetzung mit der Thematik anzubieten.
Abschließend sei hier angemerkt, dass die dramatischen und tödlichen Protesten in Kasachstan, die sich in den ersten Tagen des Jahres 2022 im Gefolge drastisch angehobener Energiepreise entzündet haben, schließlich in gewaltsamen Ausschreitungen gegen die Staatsführung in der öl- und gasreichen Ex-Sowjetrepublik mündeten und zu deren Niederschlagung bzw. Stabilisierung auf Bitte der kasachischen Führung russisch geführter Truppen der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) zum Einsatz kamen, nur eingeschränkte Berücksichtigung finden.
Dies gilt auch für die Entwicklungen in Afghanistan nach dem Abzug der internationalen Streitkräfte im Juli 2021. So wie bereits während des Seminars befürchtet wurde, konnten die Taliban innerhalb kürzester Zeit die Macht im Land übernehmen. Am 19. August 2021 proklamierten die Taliban schließlich das Islamisches Emirat Afghanistan.