Der Militär-Maria-Theresien-Orden ist einer der ältesten Militär-Orden überhaupt. Als Stiftungstag gilt der 18. Juni 1757 - der Tag des Sieges des Feldmarschall Graf Daun über Friedrich II. von Preußen in der Schlacht bei Kolin.
Maria Theresia hegte die Absicht durch einen Anreiz ihre Offiziere zum tatkräftigen Handeln anzuspornen. Der Ausbruch des Siebenjährigen Krieges lenkte die Gedanken in Richtung eines militärischen Verdienstordens und im Frühjahr 1757 wurde mit den Ausarbeitungen der Satzungen begonnen.
Der ruhmvolle Sieg des kaiserlichen Heeres in der Schlacht bei Kolin bildete für die Herrscherin den geeigneten Anlass den Orden tatsächlich ins Leben zu rufen, worüber sie in einem mit 22. Juni 1757 datierten Schreiben an Leopold Graf Daun informierte und ihm das Großkreuz verlieh. Gleichzeitig wurde auch dem Herzog Karl ALexander von Lothringen, dem Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres und Schwager Maria Theresias, das Großkreuz verliehen.
Als erster Großmeister des Ordens wurde Kaiser Franz I. bestimmt und mit den finalen Ausarbeitungen der Ordensstatuten beauftragt.
Erste Promotion zum Militär-Maria-Theresien-Orden 1758.
Gemälde von Karl von Blaas, 1868
Als "unverbrüchliche" Grundregel galt die Bestimmung, dass nur besonders hervorragende Waffentaten und Führungsleistungen ordenswürdig waren. Abstammung, Religion, erlittene Verwundungen oder vieljährige Dienstleistungen waren für die Ordenswürdigkeit unmaßgeblich.
Erste Promotion zum Militär-Maria-Theresien-Orden 1758.
Gemälde von Karl von Blaas, 1868
Im Punkt 21 der Ordensstatuten ist zu lesen: "... so halten Wir für unumgänglich nöthig, Unserem Ordenscapitel eine unwandelbare Richtschnur vor Augen zu legen, dass alle diejenigen Thaten, welche ohne Verantwortung hätten unterlassen werden können aber dennoch unternommen worden, des Ordens würdig sind, z. B. wenn ein Officier ohne besondere Befehl einen Angriff waget und nicht nur mit gesetztem Gemüthe alle Veranstaltungen machet, sondern auch dabey eine persönliche Herzhaftigkeit bezeiget; wenn er durch seinen Vorgang die unterhabende Mannschaft aneifert, eine Schanze, ..., übersteiget ..., wenn er sich zu einer gefährlichen Unternehmung freiwillig anbietet und dieselbige ihm gelingt ... woraus einem Corps oder vielleicht der ganzen Armee ein besonderer Vorteil erwächst ..."
Die Verleihung der Auszeichnung war verbunden mit
- der Aufnahme in die Ordensgemeinschaft
- Anspruch auf Erhebung in den erblichen Adelsstand
- Gewährung einer lebenslänglichen Ordenspension
Das Ordenszeichen
Die Zugehörigkeit zum Orden war äußerlich erkennbar durch das Tragen eines Ordenszeichens. Dieses bestand aus einem goldenen, weiß geschmelzten achteckigen Kreuz. Die Vorderseite zeigt einen aufgelegten roten Mittelschild, der von einem Querbalken durchzogen wird. Diesen Mittelschild umgibt ein weiß geschmelzter Reifen mit dem Ordenswahlspruch „Fortitudini“ („Der Tapferkeit“). Die Rückseite des Mittelschildes zeigt die Initialen MTF (Maria Theresia und Franz), umgeben von einem grünen Lorbeerkranz.
Klassen
Ursprünglich gab es zwei verschiedene Ausführungen:
Das Großkreuz
Für Armee-Oberkommandanten, Armee- oder Flottenkommandanten, Kommandanten eines sehr wichtigen Waffenplatzes.
Das Ritter- oder Kleinkreuz
Kleiner als das Großkreuz, für jeden Offizier.
Darüber hinaus schuf Josef II. 1765 eine Zwischenklasse:
Das Kommandeurkreuz
Für Korps- und Divisionskommandanten, Kommandanten eines bedeutenden Waffenplatzes, Generalstabs-, Artillerie- und Genie-Chefs des Armee-Kommandos.
Trageweise
Das Ritterkreuz:
Ursprünglich auf der linken Brustseite, seit 1917 jedoch am obersten Knopfloch des Waffenrockes oder der Bluse.
Das Kommandeurkreuz:
Am Hals an einem schmäleren Band in den Ordensfarben.
Das Großkreuz:
An einem handbreiten, über die rechte Schulter zur linken Hüfte reichendem Band in den Ordensfarben. Dazu kam, durch Kaiser Joseph II. gestiftet, der „Stern zum Großkreuz“, ein gestickter Stern, der auf der linken Brustseite zu tragen war und später aus Edelmetall gefertigt wurde.
Verleihungen
Über die Ernennung neuer Mitglieder entschied ein aus Ordensmitgliedern und hohen Offizieren bestehendes Ordenskapitel, das in regelmäßigen Sitzungen über Neuaufnahmen zu beraten hatte und seine Vorschläge dem Großmeister vorlegte. Als Großmeister des Militär-Maria-Theresien-Ordens fungierte der regierende Monarch.
Die erste Promotion - so wurden die Festakte zur Aufnahme der Ordensmitglieder bezeichnet - fand am 7. März 1758 statt.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs bestätigte Kaiser Karl I. dem Ordenskapitel die alleinige Kompetenz zur Ernennung neuer Ordensmitglieder. Damit sollte sichergestellt werden, dass hervorragende Leistungen von Offizieren des Ersten Weltkriegs auch nach dem Ende der Monarchie entsprechend gewürdigt würden.
Die letzte Sitzung des Ordenskapitels (von insgesamt 50) fand im Jahr 1931 statt; dabei wurde auch der Beschluss gefasst, dass es danach keine weiteren Sitzungen und Verleihungen des Ordens mehr geben sollte.
Ab 1757 bis 1931 wurden 4.392 Ordensgesuche geprüft. 1.240 Verleihungen wurden ausgesprochen, davon
- 61 Großkreuze
- 140 Kommandeurkreuze
- 1.039 Ritterkreuze
Da die Klasse von der Dienststellung abhängig war, konnte ein Offizier im Laufe der Jahre auch mehrere Klassen des Militär-Maria-Theresien-Ordens erhalten. So gab es 9 Promovierte, die dreimal (Ritter- Kommandeur-und Großkreuz) und 87 welche zweimal promoviert wurden. Demnach beträgt die Zahl der dem Orden angehörenden Einzelpersonen 1135. Am 23. September 1986 verstarb der letzte Träger dieser Auszeichnung - Gottfried Freiherr von Banfield, der "Adler von Triest".