Mit der Wappenwand an der Außenseite der St. Georgs-Kathedrale wollte Friedrich III. seine Abstammung von historischen bzw. biblischen Personen belegen. Neben 14 "echten" Wappen finden sich deshalb dort auch 88 Fantasiewappen von erfundenen Vorfahren.
Die Wappenwand
Die Wappenwand wurde gleichzeitig mit der dahinterliegenden St.-Georgs-Kathedrale von Baumeister Peter von Pusica zwischen 1440 und 1453 in der Art eines gotischen Flügelaltars (Rückwand - "Altarretabel") errichtet.
Das Material der Wappenwand ist gelblicher, feinkörniger Sandstein, der an Glätte und Dauerhaftigkeit dem Marmor nahekommt. Am Fuß der Wappenwand verläuft die alte Königsgalerie. Sie verband ursprünglich die kaiserlichen Gemächer, die durch die St.-Georgs-Kathedrale getrennt waren, miteinander.
Die Wappenwand hat alle Wirren von Kriegen und Erdbeben nahezu unbeschadet überstanden und zeigt sich dem Besucher heute im Originalzustand.
Die Wappenwand gliedert sich in drei Register:
1. Das weltlich-politische Register rund um Friedrich III.
In Sandstein gehauen ist Friedrich in Lebensgröße dargestellt, umgeben von den 14 Wappen der österreichischen Erblande.
Zu sehen sind die Wappen der Steiermark, von Neuösterreich (Bindenschild), Kärnten, Altösterreich (Fünfadler-Wappen), Burgau, Portenau, Tirol, Krain, der Windisch-Mark, von Oberösterreich, Kiburg, Habsburg, dem Elsass und Pfyrt.
In Sandstein gehauen ist Friedrich in Lebensgröße dargestellt, umgeben von den 14 Wappen der österreichischen Erblande.
Obwohl schon Kaiser, wollte er sich hier als Regent von Österreich verewigen und trägt daher nicht die Kaiserkrone, sondern den österreichischen Herzogshut mit einem Bügel und einfachen Zinken. In seiner Rechten das Zepter, die Linke hat er auf den Knauf eines Schwerts gestützt. Das Gesicht ist bartlos, das Haupthaar fällt in üppigen Strähnen auf die Schulter. An der letzten Schiene seines Waffenrockes ist ein kleiner Schild mit einem kreuzförmigen Plattnerzeichen, um die Schulter trägt er einen Mantel mit beachtenswertem Faltenwurf.
2. Das historisch-fabelhafte Register als Bindeglied
Die Wappen haben keinerlei heraldische und historische Bedeutung. Friedrich III. wollte offenbar demonstrieren, welch glorreiche, jahrtausende alte Vergangenheit Österreich besitzt, um damit seinen Ruhm als Regent dieses Landes zu vermehren.
Die 88 Wappen der Wand sind Phantasieprodukte, die größtenteils der "Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften" von Leopold von Wien entnommen wurden. Diese Chronik stellt eine phantastische Genealogie des Hauses Österreich dar. In diesem Werk wird eine märchenhafte Geschichte über Österreichs Urzeit erzählt und mit Wappen jener Regentenreihe belegt, welche damals in Österreich geherrscht haben soll. Für dieses "Ur-Österreich" wurden die abenteuerlichsten Namen erfunden, wie Judeisapta, Aratim, Sauritz, Sannas, Pannas, usw. Auch heidnische und jüdische Regenten wurden als Vorfahren des Hauses Österreich genannt. Dadurch konnte der Titel "Königs von Jerusalem" hergeleitet werden.
3. Das religiöse Register als Krönung
In den Nischen im oberen Teil der Wappenwand stehen die Statuen von drei weiblichen Heiligen: Links, die Heilige Barabara, in der Mitte die Kirschenmadonna und rechts die Heilige Katharina
Katharina bildet zusammen mit Margaretha und Barbara die Gruppe der "Drei heiligen Madln" oder der "Drei heiligen Jungfrauen". Die heilige Margaretha wird dabei oft durch die heilige Maria, Mutter Gottes, ersetzt.
In den Nischen im oberen Teil der Wappenwand stehen die Statuen von drei weiblichen Heiligen: Links, die Heilige Barabara, in der Mitte die Kirschenmadonna und rechts die Heilige Katharina
Hl. Barbara: Die Heilige trägt ihr Attribut, den Turm, in der rechten Hand. Der Legende nach wollte ihr Vater sie mit einem heidnischen Prinzen vermählen. Barbara, dem christlichen Glauben zugetan, verweigerte diese Verbindung und wurde daraufhin ohne Nahrung in einen Turm geworfen. Engel des Herren nährten sie während der Zeit der Gefangenschaft mit der Eucharistie. Freigelassen verweigerte sie abermals die Heirat. Ihr Vater zog daraufhin das Schwert und schlug ihr den Kopf ab. Augenblicklich wurde der Vater von einem Blitz erschlagen. Von diesem Blitz leiten alle Berufe, die mit Feuer und Blitz zu tun haben, die Heilige Barbara als ihre Patronin ab, so auch Artilleristen, Pioniere und Bergleute.
Kirschenmadonna: So genannt, weil das Jesuskind einen Korb mit Kirschen in der Hand hält. Kirschen sind Früchte des Paradieses und stehen auch als Symbol für den Sündenfall. Im Zusammenhang mit dem Jesuskind stehen Kirschen aber für gute Werke. Die Muttergottes im Zentrum dieser Dreiergruppe weist auf das ursprüngliche Marienpatronat der Kirche hin. Das Original der Statue datiert aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Sie wurde in den 1930er Jahren durch eine Kopie ersetzt und entging so der Zerstörung.
Hl. Katharina von Alexandrien: Die Heiligenstatue hat als Attribute ein Körbchen in der rechten und einen runden Gegenstand in der linken Hand. Der Legende nach war Katharina eine gebildete Königstochter, die im 4. Jahrhundert in Ägypten lebte. Da sie die Philosophen von ihrem Glauben überzeugen konnte, wurden jene auf den Scheiterhaufen verbrannt und Katharina in den Kerker geworfen. Aufs Rad gebunden, errettete sie der Herr, und als sie von ihrem Glauben nicht abließ, wurde sie enthauptet.