Theresianische Gespräche
Mit den "Theresianischen Gesprächen" besteht an der Militärakademie ein Gesprächs- und Diskussionsformat, dessen Zielsetzung es ist, mit Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, sicherheitspolitische und geopolitische Aspekte der immer größer werdenden Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu beleuchten.
9. Theresianisches Gespräch - Quo Vadis Ukraine – geopolitische Zeitenwende in Europa?
Zwischen dem 22. Oktober und dem 25. Oktober 2024 fand am Institut für Offiziersweiterbildung das „Geopolitische Symposium 2024“ statt. Dieses hat sich dem Thema „Quo Vadis Ukraine – geopolitische Zeitenwende in Europa?“ gewidmet.
Eingebettet in das Symposium wurde am 24. Oktober 2024 das 9. Theresianische Gespräch durchgeführt. Einer der anerkanntesten Journalisten Österreichs, der Ukraine-Korrespondent des ORF und Milizoffizier Christian Wehrschütz sprach mit seinem Journalistenkollegen Arian Hamidi Faal im Maria-Theresien-Rittersaal über seine Arbeit unter Kriegsbedingungen, seine persönlichen Eindrücke aber auch über mögliche Folgen und Auswirkungen des Konflikts.
Eine Aufzeichnung des Gesprächs ist auf unserem youtube-Kanal nachzusehen.
8. Theresianisches Gespräch - Aufstieg ohne Krieg: Chinesische Supraplanung versus westliche Strategie
Zwischen dem 9. Oktober und dem 13. Oktober fand am Institut für Offiziersweiterbildung das „Geopolitische Symposium 2023“ statt. Diese hat sich dem Thema „Systemkonflikt – die chinesische Herausforderung. Die neue Weltordnung zwischen demokratisch/liberal und autokratisch/autoritär“ gewidmet.
Eingebettet in das Symposium wurde am 12. Oktober 2023 das 8. Theresianische Gespräch durchgeführt. Europas wohl anerkanntester China-Kenner, der Schweizer Sinologie Harro von Senger sprach mit dem Historiker Padraig Lysaght im Maria-Theresien-Rittersaal über chinesische Supraplanung versus westliche Strategie.
Das Gespräch wurde von OKTO-TV (Okto Community TV) aufgezeichnet und findet sich hier zum Nachschauen.
7. Theresianisches Gespräch - In Memoriam Dr. Rudolf Kirchschläger
Am 27. Februar 2020 fand das nunmehr 7. Theresianische Gespräch statt. Den bevorstehenden 20. Todestag von Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger zum Anlass nehmend, war es die Absicht einerseits die Person Kirchschläger zu würdigen und andererseits Österreich als internationaler Vermittler zu beleuchten.
In einer Zeit, so Oberst Dr. Norbert Lacher in seiner Einleitung, wo via Twitter oder Facebook Diplomatische oder weniger Diplomatische Noten übersandt und ausgetauscht werden, in einer Zeit, in der sich Diplomatie, so hat es oft den Anschein, vor allem auf das Vortragen von Standpunkten den auf gegenseitigen persönlichen Austausch und der Suche nach Kompromissen reduziert, eine Gelegenheit, sich an bessere Zeiten zu erinnern und ein vielleicht falsches Bild zurecht zu rücken!
Mit Botschafter Dr. Erwin Brix, Direktor der Diplomatischen Akademie, Botschafter i.R. Dr. Franz Cede und dem Moderator Dr. Arian Hamidi Faal, Leiter Außenpolitik des Magazins "Cercle-Diplomatique", konnte für diesen Abend eine hochkarätige Gesprächsrunde gewonnen werden, die sich dieser Thematik an.
Der erste Teil des Gesprächsabends war ganz der Person Rudolph Kirchschläger, einer der herausragendsten Persönlichkeit österreichischer Politik und Diplomatie gewidmet:
Rudolf Kirchschläger
Rudolf Kirchschläger wurde am 20. März 1915 in Niederkappel (Oberösterreich) geboren. Nach der Matura 1935 hatte Kirchschläger in Wien mit dem Studium der Rechtswissenschaften begonnen das er 1939 erfolgreich abschloss.
Im Herbst 1939 wurde Kirchschläger zur Wehrmacht eingezogen und war in der Frühphase des Zweiten Weltkrieges als Soldat an der Front. Gegen Kriegsende und nach zwei schweren Verwundungen war Kirchschläger als Hauptmann Lehroffizier für Taktik an der damaligen Kriegsschule (heute: Theresianische Militärakademie) in Wiener Neustadt. Als Kompaniekommandant führte er am 1. April 1945 bei Erlach eine gegen die heranrückende sowjetischen Truppen eingesetzte Fahnenjunker-Einheit. Er selbst erlitt dabei eine schwere Beinverletzung.
1947 bis 1954 war er Richter an den Bezirksgerichten Horn und Langenlois sowie in Wien. Ab 1954 war er als Rechtsexperte im Außenministerium wesentlich an den Vorarbeiten und dem Zustandekommen von Staatsvertrag und Neutralitätsgesetz beteiligt. 1956 trat er in den höheren Auswärtigen Dienst ein. Von 1962 bis 1968 war Kirchschläger stellvertretender Generalsekretär im Außenministerium, von 1967 bis 1970 Leiter der österreichischen Botschaft in Prag. 1970 wurde er als Parteiloser zum Außenminister des SPÖ-Minderheitskabinetts unter Bundeskanzler Bruno Kreisky ernannt.
Am 23. Juni 1974 wurde er zum Bundespräsidenten gewählt. Als Bundespräsident wirkte er vor allem wegen seines bescheidenen Auftretens und der Volksnähe. Allseits geachtet, scheute er auch bei sensiblen Themen vor keiner Wortmeldung zurück; seine Forderung nach dem "Trockenlegen der Sümpfe und sauren Wiesen" (im Zusammenhang mit dem Allgemeinen Krankenhaus-Skandal) wird zur Charakterisierung seiner Person und Amtsführung gerne zitiert. Aufgrund seiner Popularität gestaltete sich seine Wiederwahl 1980 zum Triumph: Kirchschläger wurde als gemeinsamer Kandidat von SPÖ und ÖVP mit dem Rekordergebnis von 79,9 % der abgegebenen gültigen Stimmen wiedergewählt.
Nach dem Ende seiner Zeit als Staatsoberhaupt 1986 betätigte er sich als Buchautor.In den letzten Jahren seines Lebens war Rudolf Kirchschläger gesundheitlich sehr angeschlagen. Er verstarb am 30. März 2000 in Wien.
Persönliche Kontakte
Sowohl Botschafter Cede als auch Arian Faal konnten ihre persönlichen Erfahrungen und Wahrnehmungen den Gästen im Saal darstellen.
Botschafter Cede war langjähriger unmittelbarer Mitarbeiter Kirchschlägers in dessen Zeit als Außenminister der Republik. Diese Zusammenarbeit entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem „Vater-Sohn-Verhältnis“. Arian Faal wiederum war der letzte Privatsekretär Kirchschlägers bis zu dessen Tod am 30. März 2000.
Das Gespräch wurde mit einem Statement des aktuellen Bundespräsidenten und damaligen Chef der Grünen Dr. Alexander Van der Bellen aus dem Jahre 2001 „Er blieb immer der Bürgerpräsident im besten Sinne“.
Botschafter Cede nahm dies zum Ausgangspunkt, um die Persönlichkeit Kirchschlägers unter den Aspekten Jurist, Humanist und Diplomat zu beleuchten. Als Jurist – „Er hat als Bezirksrichter begonnen und war dann in der juristischen Stabsstelle des Ministeriums, er war ein Architekt der Neutralität und des Staatsvertrages. Wien ist die Welthauptstadt des Völkerrechtes geworden“. Als Humanist – „Für ihn war dieses Wort ein Auftrag, er war sehr bescheiden und hat sich für jeden Einzelnen interessiert“, und schließlich als Diplomat – „man sprach damals von K und K, Kreisky als Bundeskanzler und Kirchschläger als Außenminister, wobei Kirschschläger eigene Akzente gesetzt hat, beispielsweise hat er die rechtliche Grundlage gelegt für die Beziehungen zwischen Österreich und China“.
Botschafter Brix ergänzte, dass man die Wirkungen des Diplomaten Kirchschlägers noch immer spüre.
Arian Faal wiederum betonte die Bodenständigkeit Kirchschlägers. So hat er nach seiner Amtszeit auf Sekretär und Büro verzichtet, jedoch hat er jeden einzelnen an ihn gerichteten Brief in seiner 14-jährigen „Bundespräsidentenpension“ persönlich beantwortet.
Botschafter Cede bestätigte diese gewisse Ausstrahlung und wagte einen Vergleich mit dem SPÖ-Bundespräsidenten Franz Jonas: „Beide waren glaubwürdig mit der Überzeugung, dass sie dieses Amt aus Pflichtgefühl übernommen haben und Gemeinwohl über Parteiwohl gestellt hatten!“
Legendär ist auch der Einsatz Kirchschlägers als Gesandter der österreichischen Botschaft für die tschechoslowakischen Flüchtlinge während des „Prager Frühlings“, erinnerte Cede „der Botschafter engagiert sich für die Leute und ist selbst am Bahnhof gewesen und schaute, dass sie ja den Zug nach Wien nehmen!“
„Heutzutage hat sich alles geändert“, so die Ansicht von Botschafter Brix, „obwohl der Humanismus noch geblieben ist, aber die Welt ist klein geworden und man muss unbedingt mit Menschen mit kulturellen Unterschieden umgehen können!“
Auf die Frage nach der Wirkung Kirchschlägers Reputation Österreichs als Vermittler war Botschafter Cede der Ansicht, dass der Grundstein hierzu in den 70er Jahren gelegt wurde. Dem konnte Botschafter Brix so nicht zustimmen. Seiner Ansicht nach sei dieser mit der Gründung der Diplomtischen Akademie gelegt worden. „Als ich Botschafter in Russland war“, so Brix, „sprach man weit mehr über den ‚Wiener Kongress‘ als über das iranische Abkommen“.
Schließlich betonte Cede in Hinblick auf den Menschen und Diplomaten Kirchschläger nochmals, „dass er (Kirchschläger) bereits damals die heute verlangte ‚Transparenz‘ gelebt habe, er war eine in sich ruhende Persönlichkeit, er hat das gesagt, was er gedacht hat und dahinter stand seine Persönlichkeit!“
Als Überraschungsgast des Abends wurde anschließend eine Audiobotschaft der berühmten Sängerin Dagmar Koller eingespielt: Sie erzählte von ihrer Freundschaft zum damaligen Bundespräsidenten, der bei ihrem Mann Helmut Zilk, damals Bürgermeister von Wien, immer einen Ehrenplatz hatte. „Er gab mir immer so ein väterliches Gefühl, er hatte so eine starke Persönlichkeit, so seriös und ernst einerseits und dabei so lieb andererseits“. Besonders seine Bescheidenheit und der Verzicht auf alles Pompöse beeindruckte sie sehr. „Er ist immer mit der ‚Elektrischen‘ – so bezeichnete er die Straßenbahn – gefahren und hat sogar Leute beim Einsteigen geholfen. So etwas werden wir nicht mehr finden. Mit seiner Frau Herma hatte er einen großen Sinn für Charity, aber beide waren immer beim Publikum und nie bei den ViPs“.
Vielen Umfragen zu Folge bleibt Dr. Kirchschläger der beliebteste Bundespräsident Österreichs. Nicht zu Unrecht wurde er von seinem langjährigen Freund Kardinal Franz König als das „moralische Gewissen Österreichs“ bezeichnet.
Anlässlich der europäischen Sanktionen nach den Wahlen in Österreich und kurz vor seinem Tod verwehrte er sich ausdrücklich, dass wir in Österreich Nazis seien!
Dafür, wie auch für seine oft klaren Worte wie anlässlich des Skandals 1980 rund um das Wiener Allgemeine Krankenhaus – „Sümpfe und saure Wiesen sollen trockengelegt werden“ – blieb und bleibt er weit über seinen Tod hinaus in Erinnerung.
Diplomatie – Gestern und Heute
Im zweiten Teil des Abends ging es um die sich verändernde Diplomatie und der möglichen Rolle Österreichs als „Brückenbauer“.
In einer Welt, die sich im Umbruch befindet, ist es von besonderer Bedeutung, so Botschafter Brix, dass der Diplomat von heute nicht nur die Strukturen kennt, sondern vielmehr weiß, wo passieren die wichtigen Dinge. Es gibt keine Trennung mehr zwischen nationalem und internationalem. Die Welt ist zum Dorf geworden und funktioniert daher wie ein Dorf. Er für sich lese daher jeden Morgen zu aller erst die Tweets von Donald Trump.
„Die Welt war damals einfacher, Österreich die Insel der Seligen, es war leicht, die Kommunisten waren die Schlechten und man konnte leicht eine militärische Verteidigungsstrategie aufbauen.“ so Cede.
„Die heutige Situation mit der Spaltung zwischen Ost und West ist eine Gefahr, weil die ehemaligen Oststaaten sich als EU-Mitglied zweiter Klasse wahrgenommen fühlen. Die Zukunft der EU ist offen. Österreich muss das Gefühl schaffen, dass wir zusammengehören“, so Brix.
Bezugnehmend auf die mögliche Rolle Österreichs als Brückenbauer, erinnerte Arian Faal an das am Vortag stattgefundene Treffen von hochrangigen Diplomaten zur Rettung des Atomdeals mit dem Iran im Wiener Palais Coburg. Er stellte sich in diesem Zusammenhang die Fragen, in wie weit lässt sich davon eine entsprechende Reputation Österreichs als Vermittler und Brückenbauer ableiten und in wie weit hier die Ära Kirchschläger/Kreisky auschlaggebend sind.
Es sei nicht die Ära Kirchschläger/Kreisky ausschlaggebend dafür, so Botschafter Brix, vielmehr sei es das Wesen des Österreichers, das ihn als Brückenbauer prädestiniert – es ist seine Seele, seine Mentalität und seine Charakterlosigkeit.
Zusammenfassung
In seinem abschließenden Resümee betonte Oberst Lacher nochmals die Rolle von Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger als Vorbild für die heutige Generation von Diplomaten, vor allem aber Politkern in ihrem Spannungsfeld von parteipolitischen Zwängen und staatsmännischen Pflichten.
Diplomatie von Gestern und Heute sind nicht mit einander vergleichbar, Authentizität als Grundlage jeglichen Handelns bleibt jedoch unverändert wichtig.
Die Weltordnung ist im Umbruch und wurde gleichzeitig zum Dorf. Der Schlüssel im diplomatischen Handeln liegt daher darin, zu verstehen wie diese Dorfgemeinschaften ticken.
Dieses Verständnis ist dem Österreicher in die Wiege gelegt – es ist seine Seele, seine Mentalität und seine Charakterlosigkeit – Hugo von Hofmannsthal!
6. Theresianisches Gespräch - Dr. Karin Kneissl
Das Thema des am Dienstag, den 23. April 2019 abgehaltenen sechsten Gesprächsabends dieser Veranstaltungsreihe lautete „Weltordnung im Umbruch – vom transatlantischen zum transpazifischen Zeitalter“.
Im bis zum letzten Platz gefüllten Maria-Theresien-Rittersaal referierten und diskutierten Dr. Karin Kneissl, die Bundesministerin für Europa, Integration und Äußeres, Dr. Arian Hamidi-Faal, der Leiter Außenpolitik des Magazins "Cercle-Diplomatique" und Thomas Vieregge von der Tageszeitung "Die Presse".
Dr. Kneissl stellte in ihrem Referat die für sie größte Herausforderung im internationalen Miteinander dar: „Man spricht aneinander vorbei und hört sich nicht mehr zu“. Sie bedauerte weiter, dass „diplomatische Tugenden zur Seltenheit geworden sind“.
Die hochkarätig besetzte Veranstaltung bot den Angehörigen der Militärakademie und zahlreichen politisch interessierten Gästen einen hervorragenden Einblick in aktuelle Entwicklungen im Bereich der nationalen und internationalen Sicherheitspolitik.
5. Theresianisches Gespräch - Prof. Lotte Tobisch
Prof. Lotte Tobisch-Labotýn ist am 19. Oktober 2019 im Alter von 93 Jahren verstorben.
Kurz vor ihrem Tod konnte sie noch als Gesprächspartnerin zu dem auf den 18. September 2019 verschobenen 5. Theresianischen Gespräch mit dem Thema "Generationen in Bewegung" begrüßt werden.
Lotte Tobisch
Die 1926 geborene Wienerin Lotte Tobisch war eine bekannte Schauspielerin, spielte in Filmen, unter anderem gemeinsam mit Albin Skoda und Oskar Werner, sowie am Wiener Volkstheater und in der Josefstadt. Von 1981 bis 1996 leitete sie den Wiener Opernball und gilt als der Inbegriff der eleganten Wienerin. Ihr Briefwechsel mit dem Philosophen Theodor Adorno gibt ein beredtes Zeugnis von ihrer Intelligenz, ihrem Charme und ihrer Weltoffenheit. Ihr Engagement für soziale Projekte wie den Verein „Künstler helfen Künstlern“ kam aus der tiefen Überzeugung, dass man nie aufhören darf, tätig zu sein und sich für andere einzusetzen. Vieles konnte man von dieser Frau lernen, nicht zuletzt ihr ur-eigenstes Lebensmotto:
„Man muss die Dinge, die man macht, ernsthaft betreiben, aber man darf SIE nicht ganz ernst nehmen.“
Und wer Lotte Tobisch kannte, der wusste, sie nam sich kein Blatt vor den Mund, ließ sich von Konventionen nicht abhalten, stand zu ihren eigenen Überzeugungen und handelte auch danach.
Im Gespräch
Ganz in diesem Sinne wollten wir uns daher mit ihr jenen gesellschaftspolitischen Aspekten widmen, die sich im Laufe von Generationen entwickelt haben, jene Dinge des Lebens, die Generationen bewegt haben oder zukünftig bewegen werden. Das Gespräch führte in mittlerweile bewährter Art und Weise Dr. Arian Hamidi-Faal und ging der Frage nach, welche Herausforderungen sich die Generationen Gestern-Heute-Morgen gegenübersahen und sehen werden.
Prof. Tobisch sagte gleich zu Anfang dem Moderator: „Reden wir nicht über die Vergangenheit, sondern über die Zukunft!“ und schaute dabei auf die anwesenden Fähnriche, „Eine neue Jugend wird eine neue Zukunft schaffen! Ein neuer Weg wird auch eine neue Generation finden!“
„Die Tradition ist tatsächlich zu bewahren, aber die Welt dreht sich trotzdem weiter!“ war letztlich eine Aussage, die sie hinsichtlich der Kunst tätigte.
Zum politischen Geschehen meinte die Grande Dame: „Man muss Verantwortung tragen, das ist abhandengekommen, besonders in der Politik.“ Prof. Tobisch legte auch ein Bekenntnis zum Wert des Österreichischen Bundesheeres dar, das dringend Geld benötigt.
„Man muss die Bibel lesen!“ mahnte sie, „alles ist schon einmal gesagt worden!“ und betonte den Wert von Liebe, die Berge versetzen kann.
Der Moderator musste sie natürlich auch über den Opernball befragen, wo sie meinte: Der Opernball war immer ein Staatsball und solle wieder einer werden, was unterscheide ihn sonst vom Ball in Dresden etc.
Zur aktuellen Weltlage befragt, beruhigte sie, dass es zum Glück Profis gebe: „Die Jugend kann mit der Schnelligkeit nicht fertig werden, es ist schrecklich, wenn es so aussieht, dass es in unserer Gesellschaft nichts mehr zu verteidigen gäbe.“
Weiters auf ihre Rolle als Grande Dame angesprochen, meinte sie, dass der Untertitel vom guten Benehmen von Ellmayer ‚gut miteinander umgehen‘ hieße – das müsse man lernen! „Man muss den Menschen riechen und spüren können“, also reden wir wieder miteinander statt Handynachrichten zu senden.
Auf den Punkt gebracht
Im Anschluss an das Gespräch nutzten die Besucher die Möglichkeit, das zuletzt veröffentlichte Buch von Lotte Tobisch mit dem Titel „Auf den Punkt gebracht“ mit Widmung zu erwerben.
4. Theresianisches Gespräch - Dr. Ewald Nowotny
Im Maria Theresien Rittersaal fand am Donnerstag, den 1. Februar 2018 das vierte Theresianische Gespräch statt. Als Gesprächsgast kam zum ersten Mal an die Theresianische Militärakademie der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny, durch den Abend führte wie gewohnt Dr. Arian Hamidi-Faal, freier Journalist der Wiener Zeitung. Bei den „Nationalen und internationalen Herausforderungen 2018" gingen die Finanzthemen vom Unsicherheitsfaktor Amerika, über China bis zur Bitcoin-Debatte und über die Europäische Zentralbank zu den aktuellen Wirtschaftsprogrammen, um schließlich in Wiener Neustadt zu landen.
Oberst Dr. Norbert Lacher als Initiator der Theresianischen Gespräche begrüßte die Gesprächsgäste, aber auch Vertreter der Stadt Wiener Neustadt und des Gemeinderates, Vertreter von Blaulichtorganisationen aber auch der lokalen Finanzwelt.
Seit nunmehr einem Jahr ist Donald John Trump Präsidenten der Vereinigten Staaten. Die Verunsicherung, welche Rolle die USA unter Trump als größte Militär- Wirtschafts- und Finanzmacht nun einzunehmen gedenke, sei mittlerweile weltweit spürbar. „Stellt dies eine Gefahr dar, denn öfters seien Finanz- oder Verteidigungsminister nicht über Twitter-Aussagen des Präsidenten informiert?" fragte der Journalist Arian Faal. Die USA seien differenziert zu betrachten, beobachtet der Gouverneur: Neu sei das bewusste Abwerten des US $ wider allen internationalen Vereinbarungen, dies bringe zwar kurzfristig eine Hilfe für die USA, längerfristig einen Schaden. Die EU sei das Gegengewicht, denn diesen Markt zu verlieren sei das Risiko, das sich die USA nicht leisten könne. Weitere Unsicherheitsfaktoren der Finanzwelt seien noch der pazifistischer Zusammenhalt China-USA, derzeit sei China lt. chinesischem Nationalbankchef verunsichert, wie solle eine Kooperation funktionieren? Die Steuerreform sei weiterhin sehr komplex und schließlich Präsident Trump selbst, man hoffe auf seine Umgebung, die ihn rational richten könnte.
Die Russen lachen im Hintergrund" leitet der Journalist den zweiten Impuls gekonnt ein. „Der amerikanische Kongress hat eine antirussische Position, die Trump nicht bremsen kann" so Nowotny. In Russland habe sich Putins Hoffnung Trump massiv relativiert. Die Sanktionszeche zahlte nur die EU, der Handel der USA steige wider die Interessen der EU. Österreich habe ein klares Interesse an North Stream II, hier sei die ÖMV sehr engagiert. Die Großmachtgelüste in Russland seien ein Fehler, wichtiger wäre ein wirtschaftlicher Aufschwung für die junge Generation.
Der EU-Ausstieg Großbritanniens errang wider aller Erwartungen eine knappe Mehrheit, „man hat allerdings den Eindruck, dass selbst die Briten nicht genau wissen, was sie wollen", argumentierte Arian Faal. In Großbritannien sei die Beziehung zur EU innerhalb der britischen Gesellschaft tief gespalten, so der Gouverneur der Nationalbank. Es herrsche eine unsichere innenpolitische Situation, daher ziehen die Wirtschaft und die Banken ihre Konsequenzen und suchen sich einen Standort in der EU. BREXIT werde durchgezogen, aber in eine unbekannte Richtung, der Finanzplatz London wäre allerdings nicht abgewertet, er müsse getrennt gesehen werden, die Hedgefonds können dortbleiben.
Nachher ging das Gespräch über die Leitzinspolitik der EZB, Laissez-faire oder Regulation sei hier die Frage. Die EZB stand 2008 am Rande des weltweiten Zusammenbruchs des Finanzsektors. Das Ankaufsprogramm in den USA ende etwas rascher als in der EU; die EZB werde es bis Ende September dieses Jahres terminisieren. Gäbe es für den Sparer auch gute Nachrichten? Die Null-Zinspolitik habe immer zwei Seiten, der Vorteil liege eindeutig bei der Förderung der Wirtschaft. Viel wichtiger sei noch die Arbeitslosigkeit zu lösen, meinte der Gouverneur.
Auf die Frage, ob Bitcoin sich zu einer neuen Währung entwickle, antworte der Gouverneur kategorisch nein, es sei ein reines Spekulationsprodukt. Es sei anonym und für Geldwäsche geeignet, deshalb ist dies ein Thema der Polizei und nicht der Geldpolitik. Man werde vernünftig auf EU-Ebene Regulierungen herbeiführen.
Auf die Vorreiterrolle Österreichs wurde schließlich eingegangen, indem es im Verhältnis zu China, als erstes Land Teile der Währungsreserve in Yian angelegt habe. Daraus entwickelten sich gute Beziehungen zu Asien, im Iran dürfe beispielsweise die AUA Innenflüge weiterfliegen.
3. Theresianisches Gespräch - Dr. Werner Fasslabend, Dr. Hans Winkler und Dr. Hans Peter Manz
Am 19. Juli 2017 fand das 3. Theresianische Gespräch erstmals im Rahmen einer Kooperation statt. Neben der Theresianischen Militärakademie lud das Austrian Institut for European and Security Policy, kurz AIES, zum Gespräch mit dem Titel „TrumpAmerika – 180 Tage Donald Trump“ an die Theresianische Militärakademie ein.
Im Unterschied zu den bisherigen Gesprächen konnten gleich drei exzellente Kenner der Materie begrüßt werden. Neben dem ehemaligen Bundesminister für Landesverteidigung und Direktor des AIES Dr. Werner Fasslabend, nahmen der Direktor der Diplomatischen Akademie und langjähriger Botschafter der Republik Österreich in den USA Botschafter Dr. Hans Winkler sowie Botschafter Dr. Hans Peter Manz, er war bis 2016 ebenfalls Österreichs Repräsentant in den Vereinigten Staaten, am Podium Platz. Durch das Gespräch führte neuerlich Dr. Arian Faal.
Mit der Ankündigung „Make America great again“ oder „America First“ hat Donald Trump nicht nur den Wahlkampf kräftig befeuert und schlussendlich für sich entschieden. Heute, knapp 180 Tage nach seiner Angelobung, erschallen nach wie vor diese Wahlkampfslogans aus dem „Oval Office“ des „White House“ in Washington D.C. Wider den großen Erwartungen aber auch Ängsten ob seiner oft absurd anmutenden Ankündigungen wie Einreisestopp für Muslime, Bau einer Mauer zu Mexiko, für die Mexiko zahlen soll, konnte Donald Trump bisher nur wenig umsetzen. Im Dauerclinch mit den Medien, umzingelt von „Fake News“ und trotz angebotener „Alternativer Fakten“, läuft seine bisherige Amtszeit alles andere als rund.
Was ist oder was kann man von Donald Trump nun erwarten, welche Rolle werden die USA hinkünftig nach dem Willen von D. Trump spielen? Diese und viele weiter Fragen wurde mit den Gästen beim 3. Theresianisch Gespräch beleuchten.
Mit seinen 71 Jahren ist Trump der älteste jemals gewählte Präsident der USA und ohne je davor ein politisches Amt innegehabt zu haben. Er betreibt eine Politik des Nationalismus und seine Arbeitsmethoden sind sehr spontan - für das politische Establishment zumindest ungewöhnlich. Zudem gleicht das Weiße Haus zunehmend einem Familienbetrieb der Trumps, was, wie im Gespräch festgestellt wurde, ohne Zweifel eine Unvereinbarkeit darstellt. Präsident Trump hat jedoch offensichtlich nur wenige Personen in seiner Nähe, die über entsprechende innen- wie außenpolitische Erfahrung verfügen. Zudem provoziert Trump mit seinem eigenen Medienverhalten und seiner offensichtlichen „Twittermanie“ zusätzlich die ohnehin bestehende Fragilität der Internationalen Beziehungen. Damit schadet er auch den Vereinigten Staaten, so die Meinung der Diskutanten.
In wie weit dies politisches Kalkül oder politisches Unvermögen widerspiegelt, lässt sich so einfach nicht beantworten. In jedem Fall sollte man Donald Trump nicht unterschätzen – warnte Botschafter Winkler.
Ohne Zweifel ist Trump ein mediales Genie, der sich nicht um die „Political Correctness“ kümmert. Er weiß über die Probleme der Bevölkerung Bescheid und spricht die Sprache des Volkes.
In medialer Hinsicht hat der US-Präsident aber sein Ziel erreicht. Sehr viele Menschen konsumieren die Medien, die Trump verbreitet, vor allem über Twitter. Alles richtet sich nach seinem Medienverhalten – er dominiert die Medien! – so die Ansicht von Botschafter Dr. Manz.
Präsident Trump ist in jeder Hinsicht eine ungewöhnliche Person. Im Selbstverständnis eines „Ich-Unternehmers“ ist seine Politik auf ein „Nullsummenspiel“ ausgelegt, heißt - es darf nur einen Gewinner geben, die Vereinigten Staaten.
In diesem Selbstverständnis ist er der Meinung, dass die Außenpolitik so zu gestalten ist, dass sie nur den USA hilft. Leider fällt so Trump mit seinem Handeln in die Großmachtpolitik vergangener Zeiten zurück, die sicher nicht die richtige Antwort auf die Realität der Globalisierung darstellt – urteilt abschließend Bundesminister a.D. Dr. Fasslabend.
2. Theresianisches Gespräch - Dr. Wolfgang Schüssel
Am Dienstag, den 28. März 2017 wurde im Maria Theresien-Rittersaal das "3. Theresianische Gespräch" zum Thema "Die Weltordnung im 21. Jahrhundert - ein Ausblick" veranstaltet. Der Kommandant der Militärakademie, Brigadier Karl Pronhagl und der Organisator der Gespräche, Oberst Norbert Lacher konnten zu dieser sicherheitspolitischen Veranstaltung den ehemaligen Bundeskanzler, Wolfgang Schüssel gewinnen und ihn sowie ein interessiertes Auditorium willkommen heißen. Das Gespräch mit dem Altbundeskanzler führte der Wiener Journalist Arian Faal.
Von der Flüchtlingsproblematik bis hin zum Terrorismus
Welche Entwicklungen sind in den nächsten Jahrzehnten zu erwarten? Wird die künftige Weltordnung durch den Aufstieg neuer Wirtschaftsmächte konfliktträchtiger? Kann unsere immer schneller wachsende Gesellschaft mit diesen dramatischen Veränderungen schritthalten? Die breit gefächerten Gesprächsthemen zogen sich zudem von der Politik des 45. Präsidenten der USA, Donald Trump, der Weltmacht China, den Spannungen der EU mit dem türkischen Präsidenten Erdogan, den Menschenrechten im Nahen Osten, dem internationalen Terrorismus, bis hin zur aktuellen Flüchtlingsproblematik und dem "Brexit" Großbritanniens.
Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik
Schüssel ist nach wie vor überzeugt, dass das EU-Projekt eine Erfolgsgeschichte darstellt. "Trotz der derzeit über 400 bewaffneten Konflikte weltweit, gibt es keinen einzigen dieser Konflikte auf dem Boden der Europäischen Union. Eine gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik halte ich für notwendig und sinnvoll. Zudem ist die Wirtschaftskraft Europas seit der Gründung der Union, auf das Fünfzigfache gestiegen", so Schüssel.
1. Theresianisches Gespräch - Dr. Heinz Fischer
Anlässlich des Stiftungsfestes am 14. Dezember 2016 und dem Vorabend zum Jubiläumsjahr „300. Geburtstag Kaiserin Maria Theresia“, setzte die Theresianische Militärakademie wieder einen jener innovativen Entwicklungsschritte, die die langjährige Geschichte der ältesten Militärakademie der Welt prägen – die Premiere der „Theresianischen Gespräche“.
Damit wurde ein Gesprächsformat aus der Taufe gehoben, dessen Zielsetzung es ist, im Rahmen von Kamingesprächen oder Podiumsdiskussion mit Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sicherheitspolitische und geopolitische Aspekte der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu beleuchten.
Für die Premierenveranstaltung wurde „Die Welt im Umbruch“ als Titel gewählt und wie es sich für eine Premiere gehört, konnte für das erste Gespräch niemand Geringerer als Altbundespräsident und Träger des goldenen Akademierings Dr. Heinz Fischer begrüßt werden.
Dr. Fischer war über ein Jahrzehnt Österreichs erster Repräsentant und verfügt über eine enorme Expertise über internationale politische Zusammenhänge sowie den relevanten Persönlichkeiten dahinter.
Neben einem hochkarätigen Gesprächsgast bedurfte es auch eines versierten Gesprächsführers. Mit Dr. Arian Hamidi Faal konnte genau dieser gefunden werden. Gestern in Riad – heute in Wienern Neustadt – morgen in Paris und übermorgen in Teheran. Auf Grund seiner Tätigkeit bei der Wiener Zeitung, wie auch davor bei der APA, ist Dr. Faal nahezu täglich mit sicherheitspolitischen Themen befasst. Darüber hinaus ist Dr. Faal auch Gastreferent am Institut für Offiziersweiterbildung zum Themenkomplex Naher/ Mittlerer Osten.
Einer sich offensichtlich ändernden Weltordnung, die damit einhergehende Verunsicherung und die zunehmende Destabilisierung der globalen Architektur internationaler Beziehungen ist mittlerweile für jedermann spürbar, insbesondere aber spürbar ist die zunehmende innere Zerrissenheit von Gesellschaften.
Noch unter dem Eindruck des bis zu diesem Zeitpunkt längsten Präsidentschaftswahlkampf in Österreich und der gerade erst erfolgten Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika galt daher eine der ersten Fragen der zutage tretenden Spaltung von Gesellschaften. Offensichtlich ein Phänomen, dass in den letzten Jahren zunehmend wahrgenommen wird. Altbundespräsident Fischer konnte derartigen Ansichten nichts abgewinnen. Vielmehr sei dies ein Problem der Definition und der Sichtweise zu sein. Von Spaltung wäre seiner Meinung nach dann zu sprechen, wenn es hier zwei sich feindlich gegenüberstehende Lager gäbe. Dem ist seiner Einschätzung nach jedoch nicht so. Wenn nur zwei Kandidaten sich der Wahl stellen ist es unausweichlich, dass sich zwei Lager an Sympathisanten bilden. Davon jedoch eine gesellschaftliche Spaltung ableiten zu wollen, ist aus seiner Sicht bedenklich und was Österreich anbelangt, nichtzutreffend.
Nicht unwesentlich für ein sich veränderndes Weltbild sind nach der Ansicht Fischers die zunehmende Rolle von Sozialen Medien, die sich zum einen abseits des geregelten und normierten Pressegesetzes bewegen können und zum anderen zur Verbreitung von nachweislichen gezielt positionierten Falschmeldungen (Fake News) genutzt werden. Hier wird man bestimmte Rechtsfragen in Bezug auf diese Medien klären müssen. Dies hat für sein dafürhalten nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, vielmehr handelt es sich dabei um kommerzialisierte und betrügerische Desinformation.
In Hinblick auf die spürbaren Veränderungen um nicht zu sagen Umbruch im globalen Kräftegefüge und der damit einhergehenden Frage einer zukünftigen globalen Ordnung, war der Altbundespräsident der Ansicht, dass eine der Kernfragen sein wird, wie sich die Vereinigten Staaten unter Trump positionieren werden. Abseits regionaler Akteure wie Saudi-Arabien, dem Iran oder der Türkei unter Erdogan, unbestritten ist seiner Meinung nach, dass die USA, Russland, China und die Europäische Union die wichtigsten Player der zukünftigen Ordnung sein werden. Von wesentlicher Bedeutung wird es aber sein, so Fischer, in Anbetracht regionaler Spannungen wie zum Beispiel im Südchinesischen Meer und der Einsicht, dass nicht alles harmonisch geordnet werden kann, dafür zu sorgen, dass es zu keiner nuklearen Eskalation kommt, Krieg geächtet wird und die Vereinten Nationen in ihrer Handlungsfähigkeit gestärkt werden. Auch die globale ökonomische Ordnung gilt es so zu ordnen, dass ein davon ausgehender Druck zu militärischen Expansion vermieden wird.